Hollywood? Nein, danke!

Von Interview: Kevin Bublitz
Akrobatische Highflying-Action (wie hier von Evan Bourne) ist bei der WWE an der Tagesordnung
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Cody Rhodes ist Wrestler und Schauspieler. Seine Karriere war vorgezeichnet, denn er entstammt einer echten amerikanischen Wrestling-Dynastie. Vom weltbekannten Vater trainiert wurde er mit 21 Jahren zum Profi - und ist heute eines der Top-Talente bei World Wrestling Entertainment (WWE). Im Interview spricht er über Comic-Helden, das Leben mit den Superstars und eine Karriere als Hollywood-Star.

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Cody Rhodes ist der Sohn einer Legende. Einer Wrestling-Legende. Sein Vater Dusty hat als "The American Dream" das geschafft, was bisher nur sechs anderen Wrestlern gelang: Er wurde sowohl bei der WCW als auch bei der WWE in die Hall of Fame aufgenommen.

Auch Codys Halbbruder Dustin gewann als "Goldust" diverse Titel, seine Onkel Fred Ottman ("Typhoon") und Jerry Sags ("The Nasty Boys") sind ebenfalls erfolgreiche Entertainer. Kurz: Cody Rhodes entstammt einer echten amerikanischen Wrestling-Dynastie.

Sein eigener Karriereweg war deshalb vorgezeichnet. Von Vater Dusty trainiert und ausgebildet wurde er bereits in der High School State-Wrestling-Champion im US-Bundesstaat Georgia, besuchte später eine Schauspiel-Schule und wurde 2006 Profi.

Heute gehört Cody zu den Top-Talenten in der WWE und spielte in einer bekannten TV-Serie, Unterhaltungssendungen und Werbespots mit. SPOX sprach mit Rhodes über eine Zukunft im Filmgeschäft, seine große Leidenschaft und seine Wrestling-verrückte Familie.

SPOX: Herr Rhodes, Sie führen eine lange Familientradition fort, Ihre halbe Verwandtschaft war oder ist in der WWE beschäftigt. Wie stolz macht Sie das?

Cody Rhodes: Ich bin sehr stolz, diese Tradition fortführen zu dürfen. Doch wissen Sie, was noch viel schöner ist?

SPOX: Verraten Sie es uns...

Rhodes: Im Gegensatz zu den anderen Familienclans im Sports Entertainment ist unsere komplett verschieden. Stellen Sie die Charaktere von meinem Vater "The American Dream", meinem Halbbruder "Goldust", meinem Onkel "Typhoon" oder eben von mir im Ring nebeneinander - dann stellen Sie fest, dass keiner dem anderen gleicht.

SPOX: Ist man denn als Mitglied einer Familie, die so zahlreiche professionelle Wrestler hervorgebracht hat wie Ihre, nicht versucht, die erfolgreichen Familen-Charaktere zu kopieren?

Rhodes: So ist es. Aber als ich zum Wrestling kam, haben mir alle geraten, genau das nicht zu tun. Zunächst habe ich das nicht wirklich verstanden, - mittlerweile habe ich aber gemerkt, dass es mir auf meinem Weg unheimlich geholfen hat, meine eigene Identität, einen starken eigenen Charakter und einfach meinen eigenen Weg zu finden.

SPOX: Welche Qualitäten muss man denn mitbringen, um in der größten Wrestling Liga der Welt anzukommen?

Rhodes: Man sollte definitiv ein offenes Ohr für Tipps haben. Stars wie John Cena, Edge oder Triple H haben nicht umsonst so viel Erfolg. Am wichtigsten ist es aber, seinen eigenen Charakter immer weiter zu entwickeln, denn nur so schaffst du es ins Fernsehen. Du musst einen Weg finden, die Zuschauer zu unterhalten. Es darf nicht nur darum gehen, Champion zu werden. Beides muss miteinander im Gleichgewicht stehen, sonst ist man ganz schnell wieder von der Bildfläche verschwunden.

SPOX: Dwayne "The Rock" Johnson hat genau das perfektioniert und ist mittlerweile ein Hollywood-Star. Auch Sie haben Schauspiel-Unterricht genommen und standen bereits für eine TV-Serie vor der Kamera. Planen Sie einen ähnlichen Werdegang?

Rhodes: Ich denke, dass ich zu gerne im Ring stehe, um ihn dauerhaft gegen ein Filmset zu tauschen. Aber als ich bei der TV-Show mitgewirkt habe, war das eine vollkommen neue und wundervolle Erfahrung. Ehrlich gesagt ist es schon sehr verlockend, im Film- oder Fernsehgeschäft zu arbeiten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, auch in Zukunft in kleine Rollen zu schlüpfen, aber mein zu Hause bleibt der Ring. Definitiv.

SPOX: War es schon immer Ihr Traum, im Ring zu stehen? Oder haben Sie trotz der Wrestling-Vergangenheit Ihrer Familie in Ihrer Jugend von anderen Jobs geträumt?

Rhodes: Sehen Sie, ich bin mit Wrestling aufgewachsen. Natürlich war es immer mein Ziel, selbst ins Geschäft einzusteigen. Aber ich war auch immer schon ein großer Comic-Fan.

SPOX: Comic-Zeichner wäre also eine Alternative zum Wrestling gewesen?

Rhodes: Vielleicht. Und ich habe an der Highschool auch unzählige Kurse belegt. Die ganze Palette. Von kreativem Schreiben bis hin zum Zeichnen. Leider habe ich da einsehen müssen, dass ich nicht gut malen kann - trotzdem fasziniert mich die Idee bis heute.

SPOX: Superman oder Batman?

Rhodes: Keinen von beiden. Ich habe immer die Charaktere bevorzugt, die niemand mochte.

SPOX: So wie Ihr eigener Charakter in der WWE. "Dashing" Cody Rhodes ist ein eingebildeter und selbstverliebter Typ, der das Publikum gerne mit derben Sprüchen beleidigt. Was würden Sie dem deutschen Publikum am liebsten entgegenwerfen?

Rhodes: Ach, die deutschen Fans sind doch vollkommen in Ordnung. Die Leute machen einen sehr gepflegten und zivilisierten Eindruck. Aber in England habe ich Mundwasser und Zahnbürsten an die Leute verteilt, habe mich dann vor den Union Jack gestellt und gesagt: "God save the Queen, God save your teeth!" Das kam nicht so gut an. (lacht)

SPOX: Durchaus nachvollziehbar. Was haben Sie von Deutschland bislang gesehen?

Rhodes: Um ehrlich zu sein: Ich kenne nur die Fitnessstudios. Und dass die ein "Mc" im Namen haben. Was übrigens sehr lustig ist. Denn bei uns in den USA verbinden wir damit eher Restaurants, die Fettmacher verkaufen. Irgendwie das Gegenteil also. (lacht)

SPOX: Sie sehen also nicht wirklich viel, wenn die WWE um die Welt reist...

Rhodes: Das stimmt, wir sehen einfach nicht genug. Wir sehen meistens nur die Flughäfen, die Fitnessstudios, die Hotels und die Arenen, in denen wir kämpfen. Gelegentlich besuchen wir ein paar Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel den Kölner Dom. Aber wenn du den Beruf als Wrestler ernst nimmst, dann geht das eben nicht anders. Aber jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, markiere ich mir auf einer Weltkarte die Orte, an die ich eines Tages zurückkehren will, um mir alles noch einmal genau anzusehen.

SPOX: Es ist oft von der großen WWE-Familie die Rede. Inwiefern entwickeln sich Freundschaften, wenn man das ganze Jahr zusammen unterwegs ist?

Rhodes: Gerade weil man so viel zusammen ist, ist es nicht leicht. Man wechselt oft die Shows, der eine ist in New York, der andere in Los Angeles. Und wie in jeder Familie gibt es auch in der WWE Menschen, die man nicht so sehr mag und Menschen, die man liebt. Ted DiBiase Jr. und ich haben in unserer Zeit als Tag Team "The Legacy" so viele Momente miteinander geteilt, dass wir richtig gute Freunde geworden sind. Trotzdem telefonieren wir nicht einmal mehr regelmäßig. Es gibt enge zwischenmenschliche Beziehungen und sicher auch Freundschaften, aber das ist nicht selbstverständlich im Profi-Geschäft.

SPOX: Sie haben Ihren Vater auf die Bühne begleitet, als er in die Hall of Fame der WWE aufgenommen wurde. Wie hat sich das angefühlt?

Rhodes: Egal, ob man seinen Stil mochte oder nicht - er hat es immer verstanden, die Menschen zu unterhalten. Viele Leute haben lange an ihm gezweifelt oder seine Verdienste für das Wrestling wurden nicht ausreichend gewürdigt. Als er in die Hall of Fame aufgenommen wurde, hat er noch einmal bewiesen, warum ihm diese Ehre zu Teil wurde. Das war ein toller und bewegender Moment. Auch für mich.

SPOX: Mussten Sie wegen seiner Karriere früher oft auf ihn verzichten?

Rhodes: Nein. Ich hatte das Glück, dass seine aktive Karriere bereits vorbei war, als ich aufwuchs. Er hat im Hintergrund zwar noch für die WCW und später für die WWE gearbeitet, aber er musste nicht mehr das ganze Jahr durch die Weltgeschichte reisen. Er war immer für mich da, war nie längere Zeit weg. Ganz im Gegensatz zu meinem Bruder Dustin, der ihn vielleicht zweimal im Jahr wirklich gesehen hat. Das war hart.

SPOX: Sie sprechen Ihren Halbbruder an. In der Show war das Verhältnis zwischen Ihnen beiden nicht wirklich gut. Wie ist es in der Realität?

Rhodes: Er ist zwar nur mein Halbbruder, aber ich sehe ihn als Bruder. Ich würde alles für ihn tun. Er ist komplett anders als ich, was sicher daran liegt, dass er quasi ohne unseren Vater aufgewachsen ist. Aber vielleicht verstehen wir uns gerade deshalb so außerordentlich gut, ergänzen uns hervorragend und arbeiten auch gerne zusammen. Er ist einfach ein toller und sehr liebenswürdiger Mensch.

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