Formel-1-Star Sebastian Vettel, die alpine Doppel-Olympiasiegerin Maria Riesch und Jogi Löws Fußball-Nationalmannschaft sind Deutschlands Sportler des Jahres 2010.
Nach dem Votum von fast 1500 Sportjournalisten feierten am Sonntagabend 700 Gäste im Kurhaus von Baden-Baden die Nachfolger von Schwimmer Paul Biedermann, der zurückgetretenen Speerwerferin Steffi Nerius und der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen.
Kaymer "nur" Dritter
Vettel, 2009 als Vize-Weltmeister Zweiter hinter Schwimm-Weltmeister Biedermann, gewann die 64. Abstimmung der Internationalen Sport-Korrespondenz (ISK) seit 1947 mit 4288 Punkten klar vor Timo Boll, dem aktuellen Weltranglisten-Ersten im Tischtennis.
Dritter wurde Deutschlands neuer Golfstar Martin Kaymer, der als einziger der jeweils drei Erstplatzierten wie einst Vettels Vorbild Michael Schumacher der Gala im Benazet-Saal den Rücken kehrte und damit für einige negative Kommentare im Publikum sorgte.
Riesch knapp vor Neuner
Vettel ist in der Geschichte der Abstimmung der vierte Sieger aus der Formel 1 nach Karl Kling (1952), Wolfgang Graf Berghe von Trips (1961) und Michael Schumacher (1995 und 2004). Der siebenmalige Weltmeister aus Kerpen war nur bei seinem ersten Wahlsieg vor 15 Jahren nach Baden-Baden gekommen und hatte oft Kritik eingesteckt, weil er den Winterurlaub mit der Familie stets vorzog.
Bei den Frauen gewann Riesch das Duell der Doppel-Olympiasiegerinnen mit nur 36 Punkten Vorsprung auf Magdalena Neuner, die 2007 Sportlerin des Jahres war. Die Partenkirchenerin sorgte zwölf Jahre nach dem letzten Erfolg von Katja Seizinger (1994/96/98) für den neunten alpinen Frauen-Sieg seit 1948 und verhinderte mit ihren 3957 Zählern denkbar knapp vor Neuner (3921) den vierten Biathlon-Triumph binnen vier Jahren.
Dritte wurde Leichtathletin Verena Sailer (1693), Deutschlands erste 100-m-Europameisterin seit 20 Jahren. "Das ist das Größte. Das ist eine wichtige Auszeichnung in Deutschland", sagte Riesch, die mit einem Privatflieger und etwas Verspätung in der Kurstadt eintraf.
Gala ohne Polit-Prominenz
"Jogis Jungs" siegten nach spektakulären Spielen und Platz drei bei der WM in Südafrika mit 3436 Punkten ähnlich wie zuletzt 2006. Es war seit 1966 der neunte Triumph der Männer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Neben Löw kam noch Kapitän Phlipp Lahm nach Baden-Baden, um den Pokal abzuholen.
Bastian Schweinsteiger musste wegen eines grippalen Infekts absagen. Zweiter wurde der Deutschland-Achter (1738), der seine Siegesserie im November mit dem WM-Titel fortgesetzt hatte. Auf Platz drei landete die Eishockey-Nationalmannschaft der Männer (1457), die überraschend Vierter bei der Heim-WM geworden war.
Die politische Prominenz war diesmal nicht präsent. Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg, dessen Afghanistan-Besuch mit Ehefrau Stephanie massive Kritik hervorgerufen hatte, fehlte drei Jahre nach dem Auftritt von Amtsvorgänger Franz Josef Jung als oberster Dienstherr der auch bei Olympia 2010 in Vancouver erneut so erfolgreichen Bundeswehrsoldaten.
Auch der für den Sport zuständige Bundesinnenminister Thomas de Maiziere weilte nicht unter den Ehrengästen.
Bentele und Schönfelder als Behinderten Sportler des Jahres geehrt