Hamburg - (k)ein Tor zur Welt

Von David Helm
Der Hamburger SV hat seine bestern Zeiten hinter sich
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Größtes Problem: Die Abhängigkeit

Das größte Problem fällt angesichts der einzelnen Vereine direkt ins Auge. Sowohl beim HSV Hamburg als auch bei den Freezers musste man immer Angst haben, dass der Investor abspringt. Trotz sportlichen Erfolges stimmten die Zahlen nicht.

Mit Philip Anschutz wird es die Freezers nun also nicht mehr geben, ohne den kleinen Mann mit den Dollar-Milliarden hätte es die Freezers aber auch nie gegeben.

Das gleiche Bild gab es auch bei den Handballern. Andreas Rudolph hievte den Verein an die Spitze Europas - bis er den Stecker zog. Eine Handball- oder Eishockeymannschaft kann einen solchen Verlust nicht ausgleichen. Eine solide Sponsoren-Basis und hohe Zuschauerzahlen sind das A und O.

Beim HSV hat der Verein das Glück, ein Fass ohne Boden als Investor zu haben. Allerdings lässt sich in der Bundesliga Geld verdienen. Das Stadion ist trotz der schlechten Leistungen voll. Gesund ist diese Variante auf Dauer aber nicht. In jeder guten Ehe gibt es schließlich Streit. Die Gefahr besteht, dass sich die Braut nicht wertgeschätzt fühlt - und lieber wieder Single wird.

Stadt Hamburg

Für die Stadt Hamburg waren die jüngsten Rückschläge wohl nicht extrem genug. Der Eindruck vermittelt sich zumindest von selbst, wenn man die führenden Vertreter der Stadt reden hört. Hamburg habe ambitionierte Ziele, auch "wenn wir in den letzten Wochen und Monaten einige Tiefschläge einstecken mussten", sagte etwa Hamburgs Sport-Staatsrat Christoph Heinen dem DLF.

Von Seiten der Stadt versucht man die Lage schön zu reden. Bespiel gefällig? "Wir haben einen Beachvolleyball-Grand-Slam - also eine ganz große Geschichte."

Die Stadt muss sich entscheiden. Welche Bedeutung soll der Sport zukünftig haben? Das ist die Frage. So wie bisher kann es nicht weitergehen. Wirtschaft und Politik müssen zusammen überlegen, wie sie den Sport in Hamburg fördern können.

Sport-Staatsrat Christoph Holstein sagte im März dem NDR: "Die Stadt darf den Profi-Sport nicht sponsern und bezuschussen. Wir haben keinen Staatssport - das ist auch gut so." Investiert werden soll in den Breitensport. "Die ganze Stadt ist eine Sportfläche", sagt Innen- und Sportsenator Andy Grote. Für den Profisport gilt das aber immer weniger.

Aus Sicht der Opposition befindet sich der Sport in Hamburg seit dem Olympia-Aus auf einem "Abstiegsplatz". Die Sportstadt Hamburg habe großen Schaden genommen, kritisierte der CDU-Abgeordnete Thomas Kreuzmann: "Insgesamt ist der Sport in Hamburg chronisch unterfinanziert. Warum sollten Geldgeber dauerhaft in Profi-Teams wie die Freezers oder den HSV-Handball investieren, wenn die Stadt ihre Aufgabe selbst vernachlässigt?" - Gute Frage, keine Antwort.

Christiane Blömeke von den Grünen sprach nach dem Freezers-Aus von einem "traurigen Tag für Hamburg". Auch bei der FDP sieht man die Schuld beim Senat: "Die Sportstadt Hamburg steht vor dem Aus", so der Abgeordnete Daniel Oetzel. "Vor dem Aus" klingt, als sei noch etwas zu retten. Doch ist es das wirklich?

Fazit

Hamburg ist das Tor zur Welt - jedoch nicht mehr im Sport. Das Tor ist zu. Die Abhängigkeiten von launigen Investoren war und ist zu groß. Teilweise fehlt die Identifikation mit Vereinen der Stadt - bei Geldgebern und Bürgern. Die Politiker der Stadt schieben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe.

Es müssen Konzepte entwickelt werden, wie investiertes Geld eingesetzt werden kann. Zudem muss eine Identifikation mit der Stadt und ihren Menschen geschaffen werden. Die Abhängigkeit von nur einem Geldgeber ist Gift für eine sichere Zukunft. Nur wenn sich Politik, Wirtschaft aber auch die Bürger dem Problem stellen, kann Hamburg irgendwann wieder zur Sportstadt werden.

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