Anna-Maria Wagner umklammerte ihre Goldmedaille mit der rechten Hand, die Tränen kullerten bei der Nationalhymne über das Gesicht der neuen Judo-Weltmeisterin. "Ich bin so glücklich, fünf Kämpfe gewonnen zu haben. Ich kann es noch gar nicht realisieren", sagte Wagner: "Ich wusste, wenn ich konzentriert bleibe, dann ziehe ich das Ding heute durch."
Die Erleichterung war zum Greifen bei der Ravensburgerin. Der Tote-Hosen-Klassiker "An Tagen wie diesen", den die Organisatoren in Abu Dhabi nach der Siegerehrung einspielten, passte perfekt: Die 28-Jährige machte am Mittwoch nicht nur ihren zweiten WM-Titel nach 2021 perfekt, sondern löste im hochklassigen deutschen Duell mit der zweimaligen Europameisterin Alina Böhm in der Gewichtsklasse bis 78 kg auch das Olympia-Ticket.
Frauen-Bundestrainer Claudiu Pusa war voll des Lobes für Wagner: "Sie war fokussiert, souverän und hat keine Schwäche gezeigt. Sie war bereit zu gewinnen."
Wagner, vor drei Jahren in Tokio Olympia-Bronzemedaillengewinnerin, war als Dritte der olympischen Weltrangliste in die WM am Persischen Golf gegangen, Böhm als Fünfte. Anders als bei der WM, welche die Qualifikationsphase abschließt, ist bei den Sommerspielen in Paris (26. Juli bis 11. August) nur eine Starterin pro Nation erlaubt.
Böhm, die für das Paris-Ticket ihrerseits wohl Gold benötigt hätte, verlor am Mittwoch bereits ihren zweiten Kampf. Für Eduard Trippel und Giovanna Scoccimarro war gar im Auftaktkampf schon Endstation.
Wagner dagegen benötigte gegen Ange Ciella Niragira aus Burundi lediglich 32 Sekunden zum Sieg, ehe sie Olympiasiegerin Shori Hamada dank drei Strafen der Japanerin bezwang. Es folgten zwei weitere schnelle Siege, ehe Wagner im Finale in die Verlängerung musste - und mit einer Laufwürge für die Entscheidung sorgte.
Der Deutsche Judo-Bund hat nun zwei Medaillen in Abu Dhabi auf dem Konto, Mascha Ballhaus hatte zum Auftakt am Sonntag in der Klasse bis 52 kg Bronze gewonnen. Am Donnerstag finden die letzten Einzel-Wettbewerbe statt, am Freitag geht es um Medaillen im Mixed-Team-Wettbewerb, der seit 2021 olympisch ist.