Er kennt das Gefühl, gemeinsam mit Dirk Nowitzki auf dem Feld zu stehen. Im Interview spricht Hamann über den Supercup am Wochenende in Bamberg, über Dirk Nowitzki und die Erwartungshaltung vor der EM in Litauen.
Frage: Herr Hamann, viele der Nationalspieler werden beim Supercup in Bamberg erstmals mit Dirk Nowitzki auf dem Feld stehen. Haben sich die Youngster schon Autogramme vom NBA-Sieger geben lassen?
Steffen Hamann: Nein, soweit geht die Schwärmerei dann doch wieder nicht. Aber auch bei mir - wie bei allen anderen auch - ist es so, dass es viele Anfragen aus dem Freundeskreis gibt, die nach einem Bild oder einem Autogramm von Dirk verlangen. Die mediale Aufmerksamkeit ist im Vergleich zu Olympia noch einmal gewachsen. Das ist schon der Wahnsinn.
Frage: Wie reagiert Nowitzki darauf?
Hamann: Er ist einer von uns. Wenn man es nicht anders wüsste, würde man nicht glauben, dass er ein großer NBA-Champion ist. Er fühlt sich wohl bei uns und so benimmt er sich auch: Er ist lustig und völlig normal.
Frage: Das Mitwirken der beiden NBA-Spieler Nowitzki und Chris Kaman ist das bestimmende Thema in der Öffentlichkeit. Wie intensiv beschäftigt sich die Mannschaft damit?
Hamann: Da wird natürlich auch viel darüber gesprochen. Vor allem die jüngeren Spieler, die noch nie mit den beiden zusammengespielt haben, fragen mich oft nach ihnen. Wie die beiden menschlich so sind? Was sich auf dem Feld durch sie verändern wird? Was auf die Mannschaft zukommt? Wir haben uns viel mit den beiden beschäftigt und sind jetzt alle froh, dass sie endlich bei uns sind.
Frage: Befürchten Sie, dass die jüngeren Spieler sich zurücknehmen und nicht mehr so selbstbewusst und frei aufspielen werden wie in den Spielen zuvor?
Hamann: Es ist nicht so einfach für einen jüngeren Spieler, plötzlich mit zwei solchen Granaten zu spielen. Unser Spiel wird schon ein anderes sein. Viele Angriffe werden über Nowitzki und Kaman laufen. Umso wichtiger wird es sein, dass sich die übrigen Mitspieler nicht verstecken und verrückt machen lassen, die dadurch entstehenden Freiräume nutzen und die offenen Würfe auch nehmen.
Frage: Macht nicht allein schon die Präsenz von Nowitzki und Kaman jeden einzelnen Spieler stärker?
Hamann: Natürlich werden die beiden uns allen unheimlich helfen, vor allem die Schützen von außen dürften von ihnen profitieren. Spieler wie Robin Benzing werden so weniger Druck verspüren und hoffentlich viele Körbe erzielen.
Frage: Die Erwartungshaltung ist schon sehr hoch. Einige sprechen bereits vom Titel bei der Europameisterschaft. Muss man da als Kapitän nicht beschwichtigend einwirken?
Hamann: Ich muss schon schmunzeln, wenn ich lese, dass 43 Prozent der Deutschen an den EM-Titel glauben. Wir haben eine starke Mannschaft. Aber unsere Vorrundengruppe bei der Europameisterschaft in Litauen ist sehr stark. Frankreich und Italien haben beispielsweise mehrere NBA-Spieler in ihren Reihen. Für uns geht es darum, erst einmal die Vorrunde zu überstehen. Auch wenn es abgedroschen klingt: Wir müssen wirklich von Spiel zu Spiel denken. Die Aussage ist zwar blöd, aber sie stimmt einfach.
Frage: Sie haben bis zum EM-Start nur noch sechs Spiele Zeit, um Nowitzi und Kaman zu integrieren. Wie sieht nun die konkrete Zielsetzung für den Supercup in Bamberg am Wochenende aus?
Hamann: Für uns geht es jetzt erst einmal darum, uns zu finden, die Spielsysteme durchzuspielen und sie so oft wie möglich zu wiederholen. Die Zeit ist sehr kurz. Aber die meisten von uns spielen jetzt schon seit fast drei Jahren zusammen und haben gemeinsam zwei große Turniere bestritten. Das ist ein großer Vorteil für uns. Und Nowitzki und Kaman werden mit der Integration keine großen Schwierigkeiten haben.
Frage: Die Fans müssen sich also noch etwas gedulden, um die deutsche Mannschaft in Bestform zu sehen?
Hamann: Ja, aber wir wollen sie natürlich trotzdem bestens unterhalten. Wir müssen mit der Leidenschaft spielen, die wir zuletzt gezeigt haben. Dann werden wir auch erfolgreich sein.
Die Basketball-EM 2011 in Litauen