"Schaffartzik ist ein Knaller!"

Florian Regelmann
29. August 201319:25
Heiko Schaffartzik führt das DBB-Team als Captain zur EM nach Sloweniengetty
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Wenn die Basketball-EM für das DBB-Team am nächsten Mittwoch gegen Frankreich beginnt (4. September, 21 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE bei SPOX), dann hofft ganz Basketball-Deutschland vor allem auf eines: die nächsten genialen Heiko-Schaffartzik-Moments. Bei SPOX erklärt der DBB-Captain außerdem, was dem jungen Team noch fehlt.

"Ich fühle mich sehr, sehr gut. Die EM kann kommen!" Heiko Schaffartzik erlebte zwar wie die gesamte DBB-Auswahl einen enttäuschenden Supercup in Ulm (10/28 FG), aber an seiner Zuversicht im Hinblick auf die EM in Slowenien ändert das nichts, wie der 29-Jährige im Gespräch mit SPOX klarmacht. SPOX

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Schaffartzik? Das ist in den letzten Jahren viel mehr geworden als ein Combo-Guard mit wahnsinnigen Shooter-Qualitäten. Der Neu-Bayer hat sich durch so manche Heldentat eine Art Kultstatus ("In Heiko We Trust") im DBB-Trikot erarbeitet. Inzwischen ist Schaffartzik klar das Gesicht der deutschen Basketball-Nationalmannschaft und folgerichtig auch ihr Captain.

"Jeder weiß, was ein Kapitän zu tun hat. Das brauche ich nicht groß zu erklären", sagt Schaffartzik lapidar. Er weiß natürlich, was Bundestrainer Frank Menz von ihm erwartet - und dass er die wichtigste Rolle im Team innehat.

"Wir müssen mental tougher werden"

Er hat das Team durch eine erfolgreiche Qualifikation geleitet (12 Punkte, 4,3 Assists). Er muss die jungen Spieler nicht nur auf und neben dem Feld führen, die Truppe braucht Schaffartzik vor allem als Scorer und Go-to-Guy. Er muss die Mannschaft offensiv auf seinen Schultern tragen, eine andere Option gibt es schlicht und ergreifend in diesem Kader nicht.

Die aufkeimende Negativstimmung nach dem ernüchternden Supercup tangiert Schaffartzik nicht. "Wir haben gegen abgezockte und starke Mannschaften gespielt. Und unsere Feldwurfquote war teilweise einfach katastrophal. Wenn die nur ein bisschen besser gewesen wäre, hätte es anders aussehen können, aber wir haben ja gefühlt gar nichts getroffen", so Schaffartzik.

Was im Hinblick auf die EM abseits des Shooting-Touches besser werden muss? "Wir müssen vor allem mental tougher werden. Wenn es nicht so läuft, dürfen wir nicht aufhören zu spielen, sondern müssen weitermachen. Nicht den Kopf hängen lassen, sondern den Ball aus dem Netz holen und weiter geht's - darauf kommt es an. Wir müssen an uns glauben", gibt Schaffartzik die Marschroute vor.

"Mein Topfavorit sind die Griechen"

Die deutsche Vorrunden-Gruppe scheint abgesehen von den Franzosen um Superstar Tony Parker mit den Gegnern Großbritannien, Belgien, Ukraine und Israel selbst für eine deutsche Mannschaft im Neuaufbau machbar, aber zu weit will Schaffartzik nicht nach vorne schauen.

"Wir werden in jedes Spiel gehen mit dem Ziel, uns so gut wie möglich zu verkaufen und zu präsentieren. Man weiß vor einem Turnier nie genau, was einen erwartet. 2011 haben wir zum Beispiel die Mazedonier in der Vorbereitung zweimal geschlagen und dann hat Mazedonien so eine überragende EM gespielt, es gibt bei jeder EM Überraschungen. Mein persönlicher Favorit auf den Titel sind auf jeden Fall die Griechen", meint Schaffartzik.

Jeder deutsche Basketball-Fan erinnert sich nur zu gerne an Schaffartziks Monster-Spiele bei der EuroBasket 2009 oder 2011. Es war ein kometenhafter Aufstieg für einen Spätstarter, der vor vier Jahren noch froh war, überhaupt im Kader zu stehen.

Schaffartziks Coming-Out-Party in Polen

Doch was sich dann in Polen abspielen sollte, war Schaffartziks "Coming-Out-Party", wie es der damalige Bundestrainer Dirk Bauermann später beschrieb. Schaffartzik entpuppte sich als bester DBB-Spieler, er war mit 12,7 Punkten im Schnitt Topscorer und legte dazu noch starke 3,8 Assists im Schnitt auf. Mehr noch: Sowohl gegen Griechenland (8/8 FG) als auch gegen Kroatien (6/6 FG) spielte Schaffartzik "perfekt".

Bauermann: "Basketball-Europa hat sich über Heiko gewundert. Er hat es geschafft, seinen unbedingten Willen und sein Selbstvertrauen zu kultivieren und dosiert einzusetzen und damit meine Forderung an ihn hundertprozentig erfüllt. Den Balanceakt zwischen dem Lenken des Spiels und dem Scoren hat er auf höchstem Niveau sehr gut gemeistert. Das ist absolut außergewöhnlich."

Schaffartziks EM-Highlight-Package ist durch die letzten Turniere prall gefüllt, als Einstimmung auf hoffentlich weitere Heiko-Moments blickt SPOX auf drei Schaffartzik-YouTube-Sensationen zurück...

EM 2009 - Schaffartziks Buzzer-Beater: Deutschland trifft in der Vorrunde in Danzig auf Russland. Wenige Sekunden vor Ende des ersten Viertels führt das DBB-Team mit 23:12. Schaffartzik dribbelt den Ball nach vorne und steigt kurz vor dem Buzzer zum Jumper hoch. Aber nicht an der Dreierlinie, sondern vom Parkplatz aus! Drin! Wir lassen SPOX-Kommentator Frank Buschmann sprechen: "Schaffartzik nimmt den Dreier... woahhhhhhhhhhhh!!!!!!! Was ist das denn???!!! Unfassbares Ding von diesem verrückten Burschen Heiko Schaffartzik. Die Amerikaner würden jetzt sagen: UNBELIEVABLE!"

EM 2009 - Schaffartziks Monster-Dreier: Deutschland trifft zum Abschluss der Zwischenrunde in Bydgoszcz auf Kroatien. Am Ende wird die Sensation nach einer hoch dramatischen Partie zwar ganz knapp verpasst (68:70), aber an Schaffartzik lag es nicht. Kroatien führt 70 Sekunden vor Schluss mit 6 (65:59). Zwei Dreier müssen her. Here comes Heiko... Buschi: "Schaffartzik nimmt den - trifft den! Der Typ ist unfassbar! Schaffartzik ist ein Knaller!" Planinic erhöht auf der Gegenseite zwar wieder auf 5, aber der Schaffartzik-Wahnsinn ist noch nicht zu Ende. "Schaffartzik... der ist wild... auch der passt! Schaffartzik, Du Riese!" Wenn Buschi diesen Ausspruch in Slowenien wiederholen kann, hätte sicher niemand etwas dagegen.

EM 2011 - Schaffartzik besiegt Lettland: Letzte Vorrundenpartie in Siauliai gegen das bis dato sieglose Lettland. Die Letten führen 22 Sekunden vor Schluss mit 4 (79:75), aber Deutschland hat ja diesen wilden Kerl mit dem großen Herz namens Schaffartzik. Mit dem ersten wilden Dreier bringt er die DBB-Auswahl auf einen Zähler heran, danach trifft Lettland nur 1/2 von der Linie. Letzter Angriff Deutschland: Schaffartzik bringt ganz entspannt den Ball nach vorne, einen schnellen Antritt und einen Sensations-Dreier später (bei dem er eigentlich auch noch gefoult wird) führt das DBB-Team 81:80 und gewinnt so das Spiel. Buschi: "Schaffartzik zeigt einmal mehr, dass er... wie umschreibe ich das jetzt fernsehtauglich... dass er Mumm in den Knochen hat!"

Der EM-Spielplan im Überblick