SPOX: Herr Bauermann, Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Sie wurden am Dienstag 56 Jahre jung - aber bekamen wenige Stunden davor eine unliebsame Überraschung. Lietuvos Rytas gab die Trennung von Ihnen bekannt. Wie geht es Ihnen?
Dirk Bauermann: Es ist alles in Ordnung. Als ich mich entschieden hatte, nach Litauen zu gehen, wusste ich genau, auf welches Risiko und auf welche Situation ich mich einlasse. Daher wundert mich überhaupt nichts mehr. Wir schafften die Euroleague-Qualifikation und sind Zweiter in der VTB League sowie Erster in der litauischen Liga. Dass wir in unserer sehr schweren Euroleague-Vorrunden-Gruppe nur Sechster von sechs Teams sind, ist nicht wegzudiskutieren. Wenn das der Grund für die Trennung ist, dann kann ich leider nichts ändern.
SPOX: Was fast vergessen wird: Noch vor zwei Monaten gewannen Sie mit Rytas das als sehr schwierig geltende Euroleague-Qualifikations-Turnier. Und in der hochklassigen VTB-League, der Champions League des osteuropäischen Basketballs, ist Lietuvos in ihrer Division Zweiter und hat von allen Teams die viertbeste Bilanz.
Bauermann: Und das, obwohl wir in der VTB-League fünf Auswärtsspiele in Folge hatten. Als ich in der Vorsaison nach Litauen kam, war Lietuvos Vierter der litauischen Liga und wir haben in den Playoffs gemeinsam dennoch das Finale erreicht. So erst eröffnete sich die Möglichkeit, überhaupt am Euroleague-Qualifikations-Turnier teilzunehmen. Und dort gab es wesentlich besser situierte Teams, die favorisiert waren auf das eine Ticket: Khimki Moskau etwa oder Banvit aus der Türkei. Als wir dann noch am ersten Euroleague-Spieltag gegen Panathianikos gewonnen haben, sind die Erwartungen offenbar zu groß geworden.
Die neuste Ausgabe von "Bauermanns Playbook" über die Houston Rockets!
SPOX: Würden Sie das Engagement in Vilnius erneut annehmen?
Bauermann: Es ist nie leicht, aus dem eigenen Kulturkreis rauszugehen zu einem Klub, bei dem man nur wenig Rückendeckung spürt. Dennoch hat es sich definitiv rentiert. Ich bin zum Beispiel der erste Deutsche, der als Spieler oder Trainer in Litauen und der VTB-Liga gearbeitet hat. Insofern waren es für mich eine sehr interessante Erfahrungen.
SPOX: Wie geht es weiter?
Bauermann: Ich bin noch in Vilnius, um mit dem Verein die letzten Details zu klären, damit ich schnellstmöglich wieder arbeiten kann.
SPOX: In der BBL? Im Ausland?
Bauermann: Die Arbeit als Trainer ist natürlich mein Beruf und kurzfristige Jobs können einen Reiz ausüben. Aber: Ein Gig, so wie es die Amerikaner nennen, ist nicht ganz meine Welt. Jede Situation, die sportlich interessant ist und bei der ich eine Perspektive sehe, die über das "Nur-Job-Ausüben" hinausgeht. Wenn das gegeben ist, gibt es gar keinen Grund, nicht nach Deutschland zurückzukehren.
SPOX: Was ist mit Ihrem Engagement als polnischer Nationaltrainer? Der Vertrag war nur für die EM 2013 gültig, bei der Polen arg enttäuschte.
Bauermann: Die EM war leider ein Ergebnis einer sehr komplizierten mannschaftsinternen Dynamik, die sich während des Turniers entwickelte. Daher ist Polen eine komplett andere Geschichte als jetzt mit Lietuvos. Das sieht man daran, dass der polnische Verband und die Spieler alles versuchen, mich zu einer Rückkehr zu bewegen.
Der Euroleague-Spielplan im Überblick