"Über Summer League empfehlen"

Von Interview: Ole Frerks
Niels Giffey gewann vor kurzem seine zweite College-Meisterschaft mit UConn
© getty

Nach dem Abschluss steht Niels Giffey am Scheideweg: In Amerika bleiben oder zurück nach Deutschland? Im SPOX-Interview spricht der zweifache College-Champion über den Traum von der NBA, die March Madness, seinen viel gehypten Draft-Jahrgang und die Erfahrungen beim DBB.

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SPOX: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur zweiten Championship! Wie sieht der Campus-Alltag für Sie jetzt eigentlich aus?

Niels Giffey: Danke! Eigentlich ist das bisher ganz normal. Ich besuche weiterhin meine Kurse, bis ich bald meinen Abschluss habe, muss ich auch noch meine Hausaufgaben machen... Bisher ist das eigentlich der ganz normale Alltag.

SPOX: Und wenn Sie jetzt über den Campus spazieren, was hat sich da geändert? Sind Sie in Connecticut mittlerweile ein Volksheld?

Giffey: (lacht) Ein bisschen schon. Das ist schon extrem, wie sich das geändert hat. Jedes Mal, wenn man in der Mensa ist oder Abends mal weggeht, werden dauernd Fotos gemacht... (kurze Unterbrechung, da Shabazz Napier vorbeischaut) Sorry!

SPOX: Kein Thema. Wie erlebt man die March Madness als Beteiligter? Ist das mit irgendetwas vergleichbar, das sie sonst erlebt haben?

Giffey: Die Stimmung rund ums Tournament ist schon einmalig. Man merkt, wie man von Spiel zu Spiel immer mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und je mehr man spielt, merkt man auch, dass man eigentlich seit Wochen immer unterwegs ist. Immer in irgendwelchen Hotels, man trainiert, liest Scouting Reports, guckt sich Videos an, bereitet sich auf die gegnerischen Teams vor... Das ist schon ein Alltag, der fast zu 100 Prozent aus Basketball besteht. Die Spiele werden immer verrückter, man spielt in den großen Hallen, die Gegner werden immer härter. Und wenn man dann doch mal für kurze Zeit auf dem Campus ist, merkt man erst, wie die Leute hier in UConn und ganz Connecticut das Ganze verfolgen. Das ist schon unglaublich.

SPOX: Dieser Titel war ja bereits Ihr Zweiter, schon in Ihrer ersten Saison konnten Sie am Ende die Netze abschneiden. Wie fühlt sich der jetzige verglichen mit dem ersten an?

Giffey: Der größte Unterschied ist eigentlich, dass ich in diesem Jahr besser vorbereitet war. Ich konnte jetzt sogar den Jüngeren dabei helfen, sich auf alles einzustellen, worauf man sich konzentrieren, und was man ausblenden sollte.

SPOX: Was denn zum Beispiel?

Giffey: Es war eine unglaubliche Medienpräsenz da. Auf so etwas muss man wirklich vorbereitet sein, sonst kann man ganz schnell den Fokus auf Basketball verlieren und sich den ganzen Hype ein bisschen zu Kopfe steigen lassen.

SPOX: Wie hat sich Ihre Rolle dabei verändert?

Giffey: Ich habe jetzt mehr die Rolle eingenommen, die die Älteren damals in meiner Freshman-Saison innehatten. Man muss da auch ein Stück weit Anführer sein und mit den Jungs reden. Es muss Klarheit über die Ziele des Teams herrschen. Jedes Spiel kann das letzte sein. So etwas habe ich jetzt mehr angesprochen und mit gemeinsamen Essen auch zum Teambuilding beigetragen.

SPOX: Sie haben spielerisch im letzten College-Jahr auch noch einmal einen großen Sprung gemacht, vor allem in Sachen Effizienz. Hat Ihre starke EuroBasket 2013 Ihnen da zusätzliches Selbstvertrauen gegeben?

Giffey: Ja, auf jeden Fall. Ich konnte bei der Nationalmannschaft eine ganz neue Rolle annehmen. Das war so eine Art "Aha-Effekt", weil ich gemerkt habe, was ich auf so einem hohen Niveau alles schaffen kann. Ich habe dann auch den ganzen Sommer hart trainiert und mit den anderen Jungs von der Nationalmannschaft gearbeitet, dass ich vieles auch hier auf das Spiel in Amerika übertragen konnte.

SPOX: Kommen wir mal auf Ihr Team zu sprechen. Shabazz Napier wurde durch sein Spiel - vor allem während der March Madness - immer wieder mit Kemba Walker verglichen. Sie haben mit beiden zusammengespielt. Ist der Vergleich fair?

Giffey: Auf jeden Fall. Sie sind zwar andere Spielertypen, aber als Anführer sehr ähnlich. Beide gehen in der Rolle als Captain auf, wollen immer den letzten Schuss nehmen, die Spiele entscheiden. Beide tun alles für den Sieg. Da sehe ich auch Parallelen, wo Shabazz von Kemba gelernt hat. Wir stehen alle noch mit Kemba in Kontakt und wissen, was er für ein Typ ist.

SPOX: Trauen Sie Napier eine ähnliche Entwicklung zu wie Walker? Was seine Physis angeht, gibt es da ja viel Skepsis...

Giffey: Auf jeden Fall. Meiner Meinung nach klappt das sogar zu 100 Prozent. Er wird vielleicht nicht die gleiche Rolle haben, da sie unterschiedliche Spielertypen sind.

SPOX: Wie genau unterscheiden sich die beiden?

Giffey: In meinem Jahr war klar: Kemba muss scoren! Es gab einfach nicht so viele Waffen. Wir hatten sechs oder sieben Freshmen, von denen teilweise drei gestartet sind. Da musste ein erfahrener Spieler wie er die Verantwortung übernehmen und konstant scoren. Shabazz hatte eine andere Rolle, auch wenn er ebenfalls viel gepunktet hat. Er hatte erfahrenere Optionen wie mich, DeAndre Daniels, Ryan Boatright. Da konnte er auch mal mehr der Facilitator sein, der für andere kreiert. Das kann er extrem gut, und das wird er auch in der NBA schaffen.

SPOX: In der NBA muss ja nicht jeder ein LeBron oder KD sein...

Giffey: (lacht) Genau. Er wird zwar auch dort seine Punkte machen, aber insgesamt wird er mehr als Playmaker gefragt sein.

Seite 1: Giffey über die March Madness und Shabazz Napier

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