Von wegen langfristige Planung: Nach nur anderthalb Jahren muss Frank Menz seinen Posten als Bundestrainer des A-Nationalteams beim DBB wieder räumen.
Nach wochenlangen Spekulationen endete die unwürdige Posse um den 50-Jährigen am Montag mit dessen Degradierung in den Nachwuchsbereich. Als heißester Kandidat auf die Nachfolge gilt der Bosnier Emir Mutapcic.
Mehr als acht Monate ließ sich der Verband mit der Aufarbeitung der enttäuschenden EM 2013 in Slowenien Zeit und zog nun zu einem Zeitpunkt die Konsequenzen, der schwer nachvollziehbar ist. Menz war mit der Nationalmannschaft in der Vorrunde gescheitert, der Verband stärkte ihm danach demonstrativ den Rücken. Nun, drei Monate vor dem Start der wichtigen Qualifikation für die EM 2015 in der Ukraine, folgte die seltsame Kehrtwende mit der Abberufung.
Der DBB habe "auf unterschiedlichen Ebenen" analysiert, und sei "am Ende vieler Gespräche, Diskussionen und Abwägungen" zu dem Ergebnis gekommen, "dass wir mit einem anderen Bundestrainer für die Herren-Nationalmannschaft in die kommenden Jahre gehen möchten", sagte DBB-Präsident Ingo Weiss: "Wir wollten eine solche Entscheidung nicht unmittelbar nach der EuroBasket treffen."Leere Worte
In den vergangenen Tagen und Wochen hatten sich bereits hartnäckig Gerüchte gehalten, dass die Ablösung von Menz beschlossene Sache sei. Noch vor knapp zwei Wochen sagte Weiss: "Diese Spekulationen sind falsch."
Nach "SID"-Informationen hatte zu diesem Zeitpunkt aber längst festgestanden, dass Menz im Sommer wieder mit dem Nachwuchs arbeiten wird. Der Trainer selbst durfte sich da noch nicht äußern.
In Slowenien klang das alles noch ganz anders, da sagte Weiss: "Wir planen und denken langfristig. Frank Menz hat bei der EM in Slowenien keine Vorgabe." Jetzt steht fest: Das waren nur leere Worte.
Nun muss schnell die Nachfolgefrage geklärt werden. Mutapcic, der momentan noch als Co-Trainer beim Bundesligisten Bayern München arbeitet, werden die größten Chancen zugerechnet. Er könnte noch in dieser Woche vorgestellt werden und soll die DBB-Auswahl zunächst in die Ukraine und vielleicht auch zu den Olympischen Spielen 2016 nach Rio de Janeiro führen.
Es geht um Rio 2016
Bei der kommenden EuroBasket, für die sich das DBB-Team in den Spielen gegen Österreich, Polen und Luxemburg (10. bis 27. August) erst noch qualifizieren muss, geht es auch um ein Ticket für die Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro.
Nachdem die Korbjäger schon in London 2012 gefehlt haben, sollen sie unbedingt auf die große Bühne zurückkehren. Mit Superstar Dirk Nowitzki gab es 2008 in Peking bislang die letzte Olympia-Teilnahme.
Menz besitzt beim DBB derweil noch einen Vertrag bis 2016, der aber nicht an das Nationalteam gebunden ist. Der ehemalige Profi wird ab sofort wieder für die "Schnittstelle zwischen Jugend und A-Kader (A2, U20) zuständig sein und in diesem Sommer die U20-Nationalmannschaft betreuen".
"Unterschiedliche Auffassungen"
Für Menz selbst kam dieser Schritt nicht mehr überraschend. Auch er selbst sah keine Möglichkeit zu einer weiteren Zusammenarbeit im Herrenbereich. Es habe "sich herausgestellt, dass wir unterschiedliche Auffassungen über die Ausrichtung und Ziele der DBB-Herren-Nationalmannschaft haben", erklärte Menz, der seit Dezember 2012 im Amt war.
Im vergangenen Jahr hatte es viel Kritik an seiner Person gegeben, weil Menz vor der ersten EM im Amt kein klares Ziel formuliert hatte. Er wollte der jungen Mannschaft den Druck nehmen - doch das stellte sich als Fehler heraus. "Warum sollte man der Mannschaft von Anfang an ein Alibi geben?", hatte beispielsweise Manager Wolfgang Heyder vom deutschen Meister Brose Baskets Bamberg gefragt.