Dirk in der PowerPoint-Präsentation

Haruka Gruber
28. August 201420:33
Die DBB-Auswahl qualifizierte sich als Gruppenzweiter für die EM 2015imago
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Der Rückfall in die "Basketball-Steinzeit" wurde gerade noch verhindert - und es gab sogar vereinzelt Lichtblicke. Dennoch muss sich der DBB grundlegende Fragen stellen. Die Mängelliste ist erdrückend. Der Versuch einer umfassenden Analyse in fünf Teilen.

Die neue DBB-Generation: Der nächste Nowitzki wurde gefunden

Vorweg das Erfreuliche: Obwohl die vermeintlich einfache EM-Qualifikation erst am letzten Spieltag gesichert wurde und selbst der Pflichtsieg zum Abschluss gegen das international dritt- oder viertklassige Luxemburg beschwerlich verlief (nur 43:40 zur Halbzeit!), war nicht alles missraten.

Denn: So oft die Unerfahrenheit als vermeintliche Schwäche des DBB-Teams angeführt wurde, erwiesen sich ausgerechnet die Jüngsten als die verlässlichsten Kräfte. Allen voran der 20-jährige NBA-Profi Dennis Schröder, der die ohnehin hohen Erwartungen übertraf. Dass seine Athletik und Schnelligkeit für europäische Maßstäbe beachtlich sind, konnte man bereits in seinem ersten Profi-Jahr in Braunschweig erahnen. Trotzdem war es verblüffend, wie der Point Guard der Atlanta Hawks in seinem überhaupt ersten Sommer auf Senioren-FIBA-Niveau die Geschicke des DBB-Teams lenkte.

Obgleich er stetig die Anzahl der Turnover senkte (Quali-Schnitt 3,3), war seine Anfälligkeit für unnötige Ballverluste auffällig. Ebenso, dass er - angesichts seines Alters nicht verwunderlich - das Spieltempo nicht zu kontrollieren vermag wie früher ein Mithat Demirel. Der Rest aber: exquisit. In der Defense ging er nicht so konsequent voran wie zu erwarten, doch das war teils seiner großen Verantwortung in der Offense geschuldet. Es gab nichts, was er nicht tat. Er zog zum Korb und vollendete entweder direkt oder ließ sich foulen und verwandelte jeden Freiwurf, der ihm in der Quali zugesprochen wurde (18/18). Dazu nahm er, anders als in Atlanta, mit einer selbstbewussten Attitüde die Dreier und traf starke 43,5 Prozent.

Seit Dirk Nowitzkis DBB-Pause 2011 gab es keinen deutschen Basketballer mehr, der sich aus so vielen verschiedenen Angriffssituationen selbst den Wurf kreieren konnte. Und wie so oft beim Mavs-Superstar zeigte Schröder seine beste Leistung, wenn die Nationalmannschaft sie am nötigsten hatte: Beim Rückspiel gegen Österreich gelangen ihm 24 Punkte (6/9 FG, 10/10 Freiwürfe) und 6 Assists bei nur 1 Turnover sowie 3 Steals. Die EM-Quali beendete er mit 15,3 Punkten und 5,3 Assists.

2013 wurde noch gerätselt, wie sich die drei Point Guards Schröder, Heiko Schaffartzik und Per Günther, der auf die Quali verzichtet hatte, arrangieren können. Diese Ungewissheit ist beendet: Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, dürfte Schröder für die nächsten zehn Jahre als Starting-Point-Guard gesetzt sein.

Auch deshalb, weil er ausgezeichnet mit den zwei anderen Top-Talenten harmoniert: seinem langjährigen Kumpel Daniel Theis und Maxi Kleber. Beide sind 22 Jahre alt und spielen auf der Position des Power Forwards. Schröder und Theis verantworteten mit ihren Alley-oops die spektakulärsten Aktionen des Sommers, das Zusammenspiel mit Kleber gestaltete sich ebenfalls verheißungsvoll. Zumal sich Theis und Kleber, trotz der gleichen Position, ergänzen.

Theis, bezüglich der Athletik neben Schröder die Referenz des DBB, geht bei aller Ungestümheit und vereinzelten taktischen Defiziten immer mit Kraft und Leidenschaft voran. Kleber wiederum spielt etwas anders, etwas feiner. Er besitzt einen ästhetisch schönen Wurf von außen, bewegt sich elegant und setzt sich mehr filigran denn brachial in Korbnähe durch. Defensiv geht ihm die pure Dominanz von Theis ab, und im Eins-gegen-eins ließ er sich öfters übertölpeln, dafür ist ihm ein ausgezeichnetes Timing und ein cleveres Positionsspiel eigen, so dass er ähnlich gut reboundet wie Theis und stark blockt (1,3 in der Quali).

Überhaupt ist der DBB besonders auf den großen Positionen reich an Talenten: Neben Theis (22 Jahre) und Kleber (22) verfügt er in Philipp Neumann (22), Danilo Barthel (22) sowie dem wieder erstarkten Bodgan Radosavljevic (21) und Johannes Voigtmann (21) über weitere Big Men mit Perspektive. Und mit Schröder über einen Spielmacher, der sie einzusetzen versteht. Besonders gespannt sollte man auf Bayerns Paul Zipser (20) achten, Schröders möglichen Backcourt-Partner der Zukunft.

1. Die neue DBB-Generation: Der nächste Nowitzki wurde gefunden

2. Die Kaderstruktur: Die Kohorte, die stagniert

3. Der Bundestrainer: Der nicht mehr nette Herr Mutapcic

4. Die Medien: Wo bleibt die Strategie?

5. Die EM-Bewerbung: Nowitzki als PR-Maschine

Die Kaderstruktur: Die Kohorte, die stagniert

Es ist ein Jammer mit der Theorie. Es heißt, dass Talente und Veteranen unerlässlich sind für eine Mannschaft. Doch entscheidend sei der mittlere Altersbereich, weil diese Spieler sich in der Blüte der Schaffenskraft befinden und gleichzeitig genug erlebten, um Widerständen zu trotzen.

Und siehe da: Genau in diesem mittleren Altersbereich zwischen 24 und 26 Jahren ist der DBB quantitativ außerordentlich besetzt. Während der EM-Quali gehörten gleich 7 der 12 Kaderspieler zu dieser Kohorte. Zumal Tibor Pleiß (24), Tim Ohlbrecht (25), Philipp Schwethelm (25) und Per Günther (26), die aus verschiedenen Gründen nicht Teil des diesjährigen Teams waren, 2015 wieder berufen werden könnten.

Nur: Von dieser so wertvollen Altersgruppe bewährte sich einzig Karsten Tadda. Bei der EM 2013 noch außen vor und frustriert nach Bamberg heimgekehrt, setzten sich in der anschließenden BBL-Saison die Enttäuschungen fort. Seine Statistiken gingen zurück, sodass selbst ein Weggang des Ur-Bambergers wahrscheinlich erschien. Doch mit der Verpflichtung des neuen Brose-Coaches Andrea Trinchieri verkehrten sich die Vorzeichen: Tadda bleibt in Bamberg - und plötzlich ist er beim DBB unabdingbar. Er gehörte bei den Jahrgängen 1988 bis 1990 nie zu den Begabtesten, aber er spielt mutig, konstant und im besten Sinne solide. Er verteidigt stets mit Herz, trifft den Dreier (50 Prozent) und zieht sogar vereinzelt in die Zone, was die Gegenspieler derart überrascht, dass Tadda fast immer frei zum Korbleger kommt. So lassen sich seine 7,5 Punkte und die starke Wurfquote von 60,9 Prozent während der Quali erklären.

Taddas Antipode heißt Lucca Staiger. Mit 26 Jahren nur unwesentlich älter und schon immer talentierter, nicht umsonst wird er neben Nowitzki als der beste reine Werfer Deutschlands bezeichnet. Nur wie so oft in der Nationalmannschaft verlor er erst das Selbstbewusstsein, dann den Platz in der Rotation. Wenn man die beiden Luxemburg-Spiele herausrechnet, sieht seine Bilanz gegen Polen und Österreich so aus: 1,5 Punkte, 11,8 Prozent Wurfquote (2/17), 11,1 Prozent Dreier (1/9) und 0,25 Assists in immerhin 14,0 Minuten pro Spiel.

Ähnlich unerklärlich die Leistungen und vor allem die Außenwirkung von Robin Benzing und Elias Harris (beide 25). Benzing überzeugte zum Quali-Ende hin offensiv und zeigte sich immer bemüht, in der Verteidigung hingegen fehlte ihm entweder die Schnelligkeit, um den Gegenspieler vor sich zu halten, oder er wirkte unsicher, wie er sich in der Team-Defense zu verhalten hat. Harris wiederum, noch vor wenigen Jahren ein Ausbund an Emotionalität, verhielt sich nicht nur für Beobachter gehemmt. Der aus "privaten Gründen" fehlende Niels Giffey (23) dürfte beiden Forwards in der Zukunft einige Minuten abnehmen.

Zur Gruppe jener Spieler aus der vermeintlich so starken 88er- bis 90er-Generation gehören Maik Zirbes (24), Akeem Vargas (24) und Andreas Seiferth (25). Während es Zirbes weiterhin an Konstanz mangelt und er jetzt bei Roter Stern Belgrad einen Neubeginn wagt, fehlt Vargas und Seiferth (noch) das Format für das europäische Top-Level.

Seiferth etwa wurde nur nominiert, weil Pleiß wegen der ungeklärten Situation vor dem Wechsel zum FC Barcelona nicht zur Verfügung stand. Doch selbst wenn Pleiß sich zum Spielen bereit erklärt hätte, wäre ein Grundübel des DBB-Teams nicht beseitigt worden: die fehlenden Führungsspieler. So stark Pleiß in Spanien spielt, gehörte er nie zu den Meinungsführern. Ebenso wenig Benzing, Harris und Staiger.

Bleibt daher Heiko Schaffartzik, nicht nur wegen seiner 30 Jahre, sondern kraft seines Selbstverständnisses als Kapitän, seiner Rhetorik und seiner basketballerischen Fähigkeiten der Leithammel einer sonst zurückhaltenden Herde. Allerdings war Schaffartzik während des gesamten Sommers kaum wiederzuerkennen (lediglich ein Quali-Spiel mit zweistelliger Punktzahl). Was bemerkenswert ist: Ihm war der Wille anzusehen, als Spielführer und Vorbild voranzugehen, indem er Schröder den Ball überließ und sich selbst zurücknahm.

Nur damit verleugnete er sich und seine Art des Basketballs. Schaffartzik kann für mehrere Minuten als Shooting Guard agieren und als Nebendarsteller auf den Wurf warten. Wobei er am stärksten ist, wenn er den Ball in der Hand weiß und das Offensivspiel dominiert. Das Problem: Genau dasselbe gilt für den jüngeren und begabteren Schröder und den dieses Jahr pausierenden Per Günther.

Der Ulmer Günther, eine der markantesten Persönlichkeiten des deutschen Basketballs, steigert sich seit Jahren, ist Leistungsträger und Starter bei einem Top-5-Klub der BBL, bewährte sich im internationalen Wettbewerb und ist jetzt mit 26 Jahren im besten Alter. Alles Aspekte, die erklären, warum in Günther ein Anspruch entstanden ist, eine wesentlichere Rolle für Deutschland zu übernehmen als in der Vergangenheit.

Was zu den Fragen führt: Wie soll Günther integriert werden? Wie zukunftsfähig ist ein Modell, bei der drei spielerisch wie charakterlich so bestimmende Aufbauspieler wie Schröder, Schaffarztik und Günther in einen 12er-Kader berufen werden?

Wer immer zum dauerhaften Bundestrainer ernannt wird: Diese Fragen sollte der DBB beim Einstellungstest stellen.

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3. Der Bundestrainer: Der nicht mehr nette Herr Mutapcic

4. Die Medien: Wo bleibt die Strategie?

5. Die EM-Bewerbung: Nowitzki als PR-Maschine

Der Bundestrainer: Der nicht mehr nette Herr Mutapcic

So seltsam die teils miserablen Leistungen der Nationalspieler einem vorkamen - am verwunderlichsten war die Außendarstellung des Interims-Bundestrainers Emir "Muki" Mutapcic. Die Meinungen in der Basketball-Szene über ihn sind konsistent: Mutapcic ist einer der klügsten Basketball-Experten des Landes, dem jedoch im Miteinander die Härte und Konsequenz abgeht, obwohl diese Eigenschaften auf absolutem Topniveau unabdingbar sind.

Daher hatte es kaum jemanden erstaunt, als er trotz seiner Erfolge als Head Coach (dreimal Meister und zweimal Pokalsieger mit Berlin) letzte Saison als Assistent unter Svetislav Pesic, dem Urtypus des Alpha-Trainers, zusagte.

Um das Urteil des allzu netten Basketball-Pädagogen zu revidieren, gab er sich als Bundestrainer so bärbeißig und unbequem wie nie - und überzog es mit seiner Litanei. Erst griff er verbal nur den aussortierten Tim Ohlbrecht an ("Den habe ich 15 Mal angerufen und er hat nicht geantwortet"), weil dieser zu sehr auf seine Klub-Karriere achten würde. Spätestens, als Mutapcic diesen Vorwurf generalisierte auf alle Nationalspieler mit NBA-Ambitionen, lag die Vermutung nahe, dass ihm die "Summer League"-Debatte als Erklärung für die schwachen Leistungen gelegen kam. Anders ist es schwierig zu verstehen, warum Mutapcic derart deutliche Worte fand, und diese so oft wiederholte.

Der pausierende Günther widersprach dem Bundestrainer und verteidigte über seine Facebook-Seite vehement die Summer-League-Teilnahme der Nationalspieler. Viele Spieler und deren Berater stimmten Günther hinter vorgehaltener Hand voll zu.

Umso unverständlicher, dass der sonst als besonnen geltende Mutapcic seine Spieler an den Pranger stellte. Man kann nur spekulieren, was sich Spieler wie Theis, Harris, Giffey, Barthel und speziell Ohlbrecht gedacht haben müssen, als sie die Worte des Trainers lasen.

Zumal Mutapcic selbst wissen müsste, dass die Bundestrainer-Zauderei des DBB die Sommerplanungen der Nationalspieler massiv erschwert hatte. Der Verband betont zwar immer wieder, dass es keine negativen Auswirkungen gehabt hat, dass Frank Menz nach dem EM-Aus im Herbst 2013 weiter im Amt blieb und erst Mitte Mai 2014 degradiert wurde, obwohl jeder wusste, dass Menz nicht tragbar ist. Weil der DBB sich nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte, fehlte den Spielern und deren Beratern bis zum Ende der Klub-Saison eben der Bundestrainer, mit dem über Termine und die Gründe hinter der Summer-League-Teilnahme hätte gesprochen werden können.

Aber auch in der taktischen Arbeit, der Stärke von Mutapcic, waren einige Maßnahmen unglücklich. Dass wegen den unterschiedlichen Einstiegsterminen der Nationalspieler die Vorbereitung nicht ideal durchgeführt werden konnte, ist ihm nicht anzulasten. Wobei es zumindest diskussionswürdig ist, warum er trotz fehlender Abläufe auf eine derart große Rotation von 10 bis 11 Mann setzte, statt auf eine eher konservative Rotation mit 8 bis 9 Spielern zu vertrauen. Natürlich hing das mit der Formschwäche Einzelner zusammen (Staiger, Seiferth), dennoch war der Umfang der eingesetzten Spieler - vorsichtig formuliert - erstaunlich. Es war augenscheinlich, dass den Spielern in vielen Lineups, die so vorher nie gespielt wurden, die Sicherheit abging.

Wie immer der DBB die EM-Quali bewertet: Ein Bekenntnis, wie es mit Mutapcic weitergeht, wurde noch nicht abgegeben. Nach der unglückseligen Trennung von Menz müsste es ausgeschlossen sein, dass der DBB wieder mehrere Monate vergehen lässt, bis man sich zu einem Beschluss durchringt. Andererseits: Bleibt dem DBB eventuell nichts anderes übrig, als im Ungewissen zu verharren, weil die Optionen fehlen?

Zwar willigte die BBL ein, das Verbot der Doppelfunktion aufzuweichen, sodass ein Klub-Head-Coach eine Nachwuchs-Nationalmannschaft (wie Henrik Rödl die A2) oder ein Klub-Assistenz-Coach die A-Nationalmannschaft (wie eben Mutapcic in diesem Sommer) trainieren kann.

Eine komplette Abschaffung der Doppelfunktions-Regelung, damit ein Svetislav Pesic als Bundestrainer zurückkehren könnte, ist unter BBL-Geschäftsführer Jan Pommer nur schwer vorstellbar. Dafür müsste er sich von seinen früheren Aussagen zu weit distanzieren. Entsprechend rar sind die weiteren Alternativen für den DBB, zumal dieser nicht zu den finanzstärksten Basketball-Verbänden gehört.

Dirk Bauermann und der DBB scheinen gleichermaßen wenig gewillt, erneut zueinanderzufinden. Bliebe eventuell Bambergs ehemaliger Meistercoach Chris Fleming. Nicht erst seit der Ernennung seiner ehemaligen Co-Trainer Arne Woltmann und Ralf Rehberger in Mutapcics Coaching Staff gibt es Vermutungen. Andererseits, so heißt es, ist Fleming zurückhaltend, da ihm die politischen Ränkespiele eines Sport-Verbands nicht behagen.

1. Die neue DBB-Generation: Der nächste Nowitzki wurde gefunden

2. Die Kaderstruktur: Die Kohorte, die stagniert

3. Der Bundestrainer: Der nicht mehr nette Herr Mutapcic

4. Die Medien: Wo bleibt die Strategie?

5. Die EM-Bewerbung: Nowitzki als PR-Maschine

Die Medien: Wo bleibt die Strategie?

Es ist eine der spannendsten und noch geheimnisvollsten Medienprojekte im deutschen Sport: Der Broadcasting-Deal zwischen der BBL und der Deutschen Telekom, die eine Art "NBA League Pass" für die deutsche Bundesliga einführen werden. Klar ist bisher nur, dass mit "U.COM" eine Produktionsfirma gefunden wurde, die alle Partien in HD anbietet, und dass der "WDR" einige ausgewählte Spiele zeigen will, außerdem mehrere weitere Free-TV-Sender ebenfalls Live-Pakete von der Telekom erwerben möchten. Obwohl es weiterhin viele Fragezeichen gibt und die kommende Saison eher unter dem Ziel stehen wird, dass technisch alles einwandfrei funktioniert, ist spätestens zur Spielzeit 2015/16 davon auszugehen, dass die Deutsche Telekom ihr BBL-Angebot medial pushen wird - wovon nicht nur die Liga, sondern der Basketball an sich profitieren sollte.

Während bei der BBL die Bemühungen klar erkennbar sind, aus Vergangenem zu lernen und sich zu positionieren, bleiben Zweifel beim DBB, die Sportart mit Hilfe der Medien zu fördern. Fast schon Beispielloses ereignete sich etwa während der EM 2013 in Slowenien, als der DBB selbst dem Rechteinhaber ARD nur widerwillig Interviews zugestand. Eine Replik darauf, dass die Rundfunkanstalt zuvor keines der Vorbereitungsspiele übertragen hatte.

Die beiderseitige Verärgerung wuchs, sodass ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky sogar öffentlich den DBB maßregelte mit dem Hinweis auf das schwache Abschneiden des Teams und die noch schwächeren Quoten: "Wir verstehen nicht, warum man uns permanent kritisiert. Wir hätten nichts dagegen gehabt, wenn die stärkste deutsche Mannschaft in Slowenien aufgelaufen wäre."

Eine weitere Aussage von Balkausky: "Die Gespräche mit dem DBB im Turniervorfeld haben nicht immer gefruchtet. Wir haben vor dem Turnier kein gegenseitiges Verständnis herstellen können."

Dass der DBB und die ARD trotz der Differenzen bei der EM-Quali 2014 zusammenarbeiteten, war entsprechend der Tatsache geschuldet, dass dem Verband wenig anderes übrig blieb. Die ARD ging die Kooperation ein, aber nicht besonders überraschend nach 2013 wurden die Live-Spiele eher durchgeschliffen als wirklich inszeniert. In der ansonsten freudig gestimmten Pressemitteilung des DBB über die Einigung mit der ARD wird Balkausky mit folgenden Worten zitiert: "Wir sind gespannt, wie sich das Zuschauerinteresse für diese Ballsportart entwickeln wird."

So verlief auch die Berichterstattung und die ARD brachte die Spiele unter, wo es passte, ohne dass eine Systematik zu erkennen war. Mal im "MDR", dann nur im Live-Stream, dann beim Sparten-Sender "EinsPlus", dann im "WDR". Es passte ins Bild, dass beim einzigen Live-Spiel im Voll-Programm der ARD (Supercup-Sieg gegen Russland) die Regie aus Versehen schon vor Spielende aus der Berichterstattung rausschaltete, um die darauf folgende, aufgezeichnete Sendung "W wie Wissen" zu zeigen. Ebenso, dass der DBB nicht imstande war, das abschließende Quali-Spiel gegen Luxemburg trotz vorheriger Ankündigung auf der eigenen Website zu streamen.

Damit wurde erneut eine Gelegenheit verpasst, vereinzelt die Aufmerksamkeit auf den deutschen Basketball zu lenken oder zumindest die wenigen Hardcore-Fans zufrieden zu stellen. Dabei sind die Voraussetzungen nicht so schlecht, wie man glauben könnte. Es gibt eine gewisse Lobby in den Medien, immerhin sitzen in vielen deutschen Sportredaktionen Journalisten mit Basketball-Affinität.

Allerdings irritiert es viele Berichterstatter, wie dünnhäutig im Basketball mit Kritik umgegangen wird. Selbst im Vergleich zu den häufig übersensiblen Fußball-Fuktionären ist das ungewöhnlich. Eine Andeutung dessen gab DBB-Präsident Ingo Weiss in seiner aktuellen Kolumne im Fachmagazin "BIG", in der er - je nach Lesart indirekt oder direkt - die in der Tat überhitzte und hysterische Kritik während der Fußball-WM an Bundestrainer Jogi Löw mit der Berichterstattung über die Entmachtung von Menz und die unorthodoxe Suche des DBB nach einem neuen Basketball-Bundestrainer verglich. Kurios, dass Weiss ausgerechnet die "BIG" als Forum auswählte, obwohl genau dieses Magazin - zur Verärgerung des DBB - die Trennung von Menz ohne offizielle Bestätigung, dafür mit Verweis auf Quellen, richtigerweise vermeldet hatte.

Dass damals der DBB die Trennung dementiert und die BIG-Meldung als Fantasiegespinst abgetan hatte, ist ein Ausdruck der fehlenden Strategie in der Außendarstellung.

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4. Die Medien: Wo bleibt die Strategie?

5. Die EM-Bewerbung: Nowitzki als PR-Maschine

Die EM-Bewerbung: Nowitzki als PR-Maschine

"Wenn wir das Spiel nicht gewinnen, fallen wir in die Steinzeit zurück", sagte DBB-Vizepräsident Armin Andres vor dem Do-or-Die-Spiel gegen Österreich - und verdeutlichte damit, welcher Druck auf dem DBB lastete. Denn: Nachdem die erste Bewerbung zur EM 2015 (zusammen mit Frankreich, Kroatien und Italien) gegen die Ukraine das Nachsehen hatte, entschloss man sich im Zuge der Wiederausschreibung zu einem neuerlichen Versuch. Hätte Deutschland tatsächlich gegen Österreich verloren, wäre die Bewerbung zurückgezogen worden.

So treibt der DBB folgenden Plan voran: Da die finanziellen Mittel nicht reichen, um eine komplette EM alleine auszurichten, soll nur die deutsche Vorrunden-Gruppe in Berlin stattfinden. Aber: Sofern die Zusage der FIBA Europe erfolgt, müssten noch einige wichtige Fragen zur Finanzierung geklärt werden. Dabei hilfreich wäre Dirk Nowitzkis Teilnahme.

Angesichts der Fülle an Talenten auf der Power-Forward-Position könnte man glauben, dass der DBB die Medien nicht dazu nützen müsste, den innerlich ohnehin gespaltenen Nowitzki weiter unter Druck zu setzen, um ihn zu einer EM-Teilnahme 2015 zu bewegen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Statt dem dann 37-Jährigen die Wahl zu überlassen und sich zurückzuhalten, wird von DBB-Vertretern jede Gelegenheit genutzt, um Nowitzki und die EM 2015 in einen Zusammenhang zu bringen. Ein Vorgehen, das unter anderem Svetislav Pesic missfällt. Das Kalkül des DBB ist klar: Mit Nowitzki in der PowerPoint-Präsentation lässt es sich leichter argumentieren vor Sponsoren und Politikern.

Dabei scheint der Verband zu vernachlässigen, dass das ständige Kokettieren mit Nowitzki Auswirkungen auf den sportlichen Bereich hat: Die Nationalspieler der vorherigen Generation fühlten sich oft wie Profis zweiter Klasse, weil alles auf Nowitzki ausgerichtet war. Der heutigen Generation dürfte es nicht viel anders gehen, wenn immer und überall der große Blonde zum Heiland stilisiert wird. Ein gewisses Unverständnis war bereits bei der EM 2013 deutlich zu vernehmen.

Die diesjährige Liste an Absagen mit teils schwammigen Erklärungen von Spielern, deren grundsätzliche Identifikation mit der Nationalmannschaft absolut glaubhaft ist, sollte Warnung genug sein.

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