SPOX: Tina, Ihr Vater steht seit dem Engagement beim DBB ziemlich im Rampenlicht. Wie war die Zeit für Sie als Tochter?
Tina Menz: Das hat mich natürlich sehr gefreut, vor allem auch, weil ich wusste, dass der DBB endlich den richtigen Mann an der Spitze hat (lacht). Ich glaube, langfristig wäre mein Vater auf jeden Fall der Richtige für den Job gewesen. Von dem Trubel an sich bekommt man als Tochter nicht viel mit, Basketball ist ja auch nicht so populär. Wenn ich jetzt Löw heißen würde, dann würde vermutlich jeder ankommen.
SPOX: Im Zuge des Rauswurfs gab es öffentlich viel Kritik an Ihrem Vater. Hat Sie das persönlich berührt?
Menz: Klar, ich hätte mir gewünscht, dass er die Chance bekommt, ein paar Jahre Bundestrainer zu bleiben, damit er etwas aufbauen und sich beweisen kann. Natürlich ist man enttäuscht, wenn es nicht klappt, aber das war leider nicht meine Entscheidung.
SPOX: Was ist Frank Menz für ein Mensch? Wie ging er mit der Enttäuschung um?
Menz: Es ist ihm schwergefallen, aber das wäre es vermutlich jedem, vor allem wie das alles abgelaufen ist. Ich bewundere ihn total, wie er mit der Situation umgegangen ist. Dass er jetzt auch wieder mit der U 20 erfolgreich ist, zeigt, dass er es kann. Und das bestärkt mich in dem Gedanken, dass er eine wirkliche Chance verdient gehabt hätte.
SPOX: Haben Sie als Tochter des Bundestrainers auch einige der Herren-Nationalspieler kennengelernt?
Menz: Nein, gar nicht. Man kommt mit den Männern überhaupt nicht in Kontakt. Außerdem bin ich mir sicher: Die würden uns noch nicht einmal erkennen, wenn wir uns direkt vor ihnen aufstellen (lacht). Aber im Ernst: Wir Mädels haben uns schon häufiger gefragt, ob die Jungs überhaupt wissen, wer wir sind. Aber ich will da nicht alle über einen Kamm scheren.
SPOX: Sie sprechen Ihre eigene aktive Laufbahn an, lassen Sie uns ein wenig zurückblicken. Haben Sie die Entscheidung, eine Basketballkarriere einzuschlagen, selbst getroffen, oder haben Ihre Eltern den Weg für Sie von vornherein geplant?
Menz: Geplant haben sie es nicht, aber für mich kam einfach keine andere Sportart infrage. Ich wollte immer Basketball spielen und war auch als Kind ständig in der Halle dabei. In der zweiten Klasse habe ich im Verein angefangen und natürlich haben mich meine Eltern unterstützt, aber sie haben mich da nicht hineingepresst. Ich hätte auch Handball spielen dürfen, Hauptsache irgendein Sport (lacht).
SPOX: Haben Sie ein sportliches Vorbild?
Menz: Ich hatte nie tausend Poster an der Wand von jemandem, dem ich nachgeeifert habe. Aber ich habe natürlich zu meiner Mutter aufgeschaut, die im Basketball viel erreicht hat. Daher war sie in gewisser Weise auch ein sportliches Vorbild. Ansonsten sind es viele verschiedene Leute, bei denen ich mir etwas abgeguckt habe, Mithat Demirel zum Beispiel. Er hat in Weißenfels unter meinem Vater gespielt und der hat mir immer wieder gesagt, dass ich Mithat zuschauen soll. Und dabei habe ich viel für mein eigenes Spiel gelernt.
SPOX: Für ein Studium sind Sie zwei Jahre nach Freiburg gegangen. Wie wichtig war es für Sie, von der basketballverrückten Familie zumindest vorübergehend Abschied zu nehmen?
Menz: Das war eigentlich nicht das Entscheidende. Für mich war eher wichtig, Basketball mit dem Studium verbinden zu können. Ich wollte nie nur Profi sein. Dafür war Freiburg perfekt, weil ich dort Eventmanagement studieren konnte. Und bei den Eisvögeln konnte ich zudem in der ersten Liga spielen, das war sozusagen die perfekte Kombination.
SPOX: In Ihrer Vita findet sich auch eine relativ ungewöhnliche Station: 2010/2011 haben Sie in England gespielt. Warum der Wechsel ins Ausland?
Menz: Ich wollte einfach mal herauskommen und ein bisschen von der Welt sehen. Es gab in Leeds eine Partner-Uni von Freiburg, wo ich meinen Bachelor abgeschlossen habe. Nebenbei konnte ich mit dem Universitäts-Team in der ersten Liga mitspielen. England ist keine Basketball-Hochburg, das wusste ich natürlich, aber das Niveau war auch nicht schlecht und ich habe dort gelernt, ein Team zu führen. Das war für mein Spiel enorm wichtig.
SPOX: Gab es schon einmal einen Moment, in dem Sie Ihre Basketball-Karriere angezweifelt haben und alles hinschmeißen wollten?
Menz: Nein, so extrem nicht. Ich merke natürlich, dass ich nach einer langen Saison und den Spielen mit der Nationalmannschaft erst mal ein paar Wochen brauche, um mich zu erholen, das ist schon anstrengend. Wenn ich die Fußballer sehe, die nach der WM direkt wieder in die Vorbereitung zur neuen Saison einsteigen, das könnte ich nicht. Gut, die bekommen auch genug Geld dafür (lacht).
SPOX: Im DBB-Team haben Sie mittlerweile knapp 60 Spiele bestritten. Was bedeutet Ihnen die Nationalmannschaft?
Menz: Viel, sehr viel. Sonst würde ich das nicht machen. Es ist schon etwas Besonderes, das eigene Land vertreten zu dürfen. Im Basketball haben wir nicht so viele Frauen in Deutschland, von daher ist es wichtig, dass wir uns alle richtig reinhängen und unser Bestes geben.
SPOX: Wie würden Sie Ihre Rolle im DBB-Team beschreiben?
Menz: Das hat sich in den vier Jahren komplett verändert. Gleich in meinem ersten Jahr hat der Physiotherapeut zu mir gesagt: "Irgendwann musst du die Mannschaft führen", da habe ich ihn nur mit großen Augen angeschaut. Und letztes Jahr fand ich mich schon in der Leader-Rolle wieder. Das ging ziemlich schnell, vermutlich auch, weil ich als Aufbauspielerin natürlich viele Entscheidungen treffe.