SPOX: Herr Standhardinger, Sie wurden gleich in Ihrer BBL-Rookie-Saison ins All-Star-Team berufen und waren beim Spiel gegen die internationalen Profis mit 14 Punkten sogar zweitbester Scorer unter den deutschen Spielern. Sind Sie bereits in der Elite angekommen?
Christian Standhardinger: Es soll nicht zu platt klingen, aber es war einfach nur eine große Ehre, dabei zu sein. Ich sehe mich noch lange nicht in der Elite. Ich bin froh, dass ich mich beim Treffen der Besten der Besten irgendwie über Wasser halten konnte und ich mich nicht blamiert habe.
SPOX: Für ein Spiel konnten Sie den sportlichen Alltag beim Mitteldeutschen BC hinter sich lassen. Nach 7-2-Siegen setzte es für die Sensationsmannschaft des Saisonstarts zuletzt sieben Niederlagen in Serie - und Sie selbst wurden bei der letzten Partie in Ulm sogar aus der Mannschaft genommen, was zu Gerüchten über Ihre Person führte.
Standhardinger: Wir wissen auch nicht richtig, was los ist. Am Anfang gewannen wir alle knappen Spiele und legen eine Streak hin, jetzt verlieren wir sie. Mir persönlich geht es ähnlich. Ich fing zum Saisonstart sehr gut an und die Erwartungen wurden nach oben geschraubt, seitdem war es nicht mehr so berauschend. Deswegen kam Coach Silvano Poropat auf mich zu und sagte, dass es das Beste für mich sei, eine Pause zu machen, damit ich wieder zurück zum alten Spiel finde. Und wenn ein erfahrener Trainer wie Silvano so etwas sagt, dann mache ich das natürlich. Das war alles.
SPOX: Das war wirklich alles?
Standhardinger: Ja, definitiv. Ich möchte das hier klarstellen: Es gab keinerlei disziplinarische Gründe oder ähnliches. Mir tat die Pause mental und körperlich gut. So eine Maßnahme ist nichts Ungewöhnliches im Basketball.
SPOX: Poropat sorgte mit seiner Erklärung, Ihre von ihm verordnete Zwangspause hätte "taktische Gründe", für Verwunderung. Es klang nach einer Ausrede.
Standhardinger: Da vertraue ich dem Coach. Wenn er sagt, dass es taktische Gründe gewesen waren, waren das taktische Gründe.
SPOX: Wobei ein Beigeschmack bleibt: Poropats Entscheidung scheint für einige das Urteil zu bestätigen, wonach Sie ein schwieriger Charakter wären. Sie würden übermotiviert sein und so den Teamerfolg gefährden. Und Sie hätten einen zu kritischen Geist, um auf Dauer mit einem Trainer zu arbeiten. Wie gehen Sie mit dem Klischee über sich um?
Standhardinger: Ich verstehe die Frage - aber was soll ich denn anders machen? Soll ich ganz bewusst weniger investieren im Training? Oder weniger nachdenken? Ich bin nur dahingekommen, wo ich bin, weil ich hart gearbeitet habe. Und ich werde deswegen nicht plötzlich damit aufhören, nur weil man in einer nicht so schönen Phase steckt. Wenn man gewinnt, heißt es, dass ich fleißig bin und dass es positiv ist, wie viele Gedanken ich mir mache. Wenn man verliert, übertreibe ich es auf einmal mit dem Training und bin zu nachdenklich oder kritisch. Das ist vielleicht die Wahrnehmung für Außenstehende, wobei das nicht der Realität entspricht.
SPOX: Diese Wahrnehmung hält sich jedoch seit Ihrer Jugendzeit. Warum?
Standhardinger: Ich weiß es nicht. Ich war immer schon ein Typ, der polarisiert. Ich konnte es mir früher schon nicht erklären und jetzt auch nicht. So war es in der Jugend und dann ging ich für fünf Jahre in die Staaten ans College und keiner bekam mit, was ich so machte, so dass das Bild blieb. Und ehrlich gesagt sehe ich es nicht als meine Aufgabe, dieses schiefe Bild geradezurücken. Jeder weiß, dass ich hart arbeite und dass ich rackere. Mehr kann ich nicht machen.
SPOX: Ralph Junge, Ihr damaliger Trainer in der Talenteschmiede Ehingen/Urspringschule, beschreibt Sie ob Ihrer engagierten Art als "Dennis-Rodman-Typ". Woher kommt die Arbeitswut?
Standhardinger: Ich habe mich das häufig gefragt und dennoch nie eine Antwort gefunden. Vielleicht ist es das philippinische Temperament, das ich von meiner Mutter mitbekommen habe. Vielleicht ist es etwas ganz anderes. Ich war als Kind schon so. Ich war nie der Talentierte und ich musste mir alles selbst erarbeiten. Das geht nur mit Wille und Feuer. Und dieses Feuer versuche ich nicht zu verlieren.
SPOX: Besonders zeigt es sich, wenn Sie um einen Rebound kämpfen. Oder gibt es ein anderes Geheimnis für Ihre starken Zahlen am Brett?
Standhardinger: Es ist einfach Mathematik: Wenn ich jedes Mal zum Rebound gehe, egal wie anstrengend das ist, umso höher wird die Chance, sich den Ball zu schnappen. Manchmal hat man Pech und bekommt nicht so viele Rebounds, dann heißt es gleich, dass man schlecht gespielt hätte. Manchmal hat man Glück und wird für 10 Rebounds gefeiert. Aber daraus kann ich nichts für mich ableiten. Ich gehe jedes Mal zum Rebound, fertig.
SPOX: Selbst nach dem Leistungsknick gehören Sie mit 12,5 Punkten und 5,3 Rebounds weiter zu den besten Deutschen der BBL. Warum war in der Vergangenheit trotz ähnlich starken Zahlen für die University of Hawaii das DBB-Team nie ein Thema?
Standhardinger: Relativ einfach: Ich wollte mein BWL-Studium so schnell es geht abschließen. Und den Abschluss habe ich jetzt in der Tasche. Viele andere Basketballer lassen sich Zeit und versuchen, ihn irgendwie nachzuholen oder nebenbeizumachen, was immer schwierig ist. Deswegen wollte ich das Studium durchziehen und blieb die spielfreien Sommer in den USA. Um weiter zu studieren und zu lernen.
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