4. Warum wird die Pommer-Nachfolge eine Herkules-Aufgabe?
Der Rücktritt von Jan Pommer als BBL-Geschäftsführer zum Sommer kam überraschend, jedoch ist er nicht ganz unverständlich, auch wenn er selbst nichts über die Beweggründe sagen möchte. Pommer gibt sich schon immer bewusst neutral und nicht volksnah, um jeden Verdacht der Kumpanei zu vermeiden - was aber nicht verhindern konnte, dass er trotz des unbestreitbaren Aufstiegs der BBL und dem wegweisenden Rechtedeal mit der Telekom von den Klubvertretern teils massiv kritisiert wird.
Im Grunde lässt sich der Großteil der Beschwerden auf den Konflikt zwischen großen und kleinen Vereinen zurückführen. Wie zuletzt beim Top 4 in Oldenburg, wo das Halbfinale und das Finale des Pokals an einem Wochenende stattfand. Der Modus, wonach nur die besten sechs Teams der Liga für die K.o.-Runde qualifiziert sind und die drei Gewinner mit dem Gastgeber das Top 4 austragen, ärgert die kleineren Vereine kolossal. Es wäre, als ob im Fußball nur Bayern, Dortmund, Schalke, Wolfsburg, Leverkusen, Mönchengladbach und ein siebter Klub am DFB-Pokal teilnehmen dürfen. Es ist ein Zugeständnis der BBL an die großen Klubs, damit die Belastung angesichts der Bundesliga und dem europäischen Wettbewerb im Rahmen bleibt.
Gleichzeitig hält Pommer gegen den Willen der Topklubs am All-Star-Game-Wochenende fest, um da wiederum den kleineren Klubs entgegenzukommen, und sprach sich deutlich für ein Festhalten an der 18er-Liga aus.
Jetzt tritt Pommer zurück und verantwortet als neuer Geschäftsführer der Deutschen Sport Marketing unter anderem Hamburgs Olympia-Bewerbung 2024 mit. Und bei aller Kritik, die Pommer auf sich zog: Wer soll ihn ersetzen? Die Liste an möglichen Kandidaten ist so kurz wie unkonkret - dabei benötigt die BBL so schnell es geht einen Nachfolger, der die fundamentalen Themen sortiert und zwischen den Klubs moderiert.
Zumal nach dem gleichfalls überraschenden Rücktritt von BBL-Präsident Thomas Braumann dessen Nachfolger Alexander Reil (Vorsitzender von Ludwigsburg) nur kommissarisch bis September im Amt ist, wenn bei der Jahreshauptversammlung die Präsidiumswahl stattfindet. Sprich: Stand jetzt gibt es weder Klarheit beim Geschäftsführer noch beim Präsidenten als dessen formalen Vorgesetzten.
Und bei der Ernennung beider Positionen wird es sicher erneut zum Clash der Kulturen kommen: Welche Kandidaten sind konsensfähig bei den großen, mittelgroßen und kleinen Klubs? Wird die Geschäftsführer-Position womöglich sogar auf zwei gleichberechtigte Personen mit unterschiedlichem Profil (Sport/Marketing) verteilt, wie einige vermuten? Wenn zwei Geschäftsführer installiert werden, könnte das die Mehrheitsfindung unter den Klubs erleichtern. Andererseits: Wie sollen mit zwei Geschäftsführern, ausgestattet mit identischem Veto-Recht, die nach der Causa Artland und Causa Trier dringenden Entscheidungen schnell und effizient getroffen werden?
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