Die EM 2015 in Berlin findet mit Dirk Nowitzki statt. Der Star der Dallas Mavericks sagte der deutschen Nationalmannschaft im Rahmen einer ausführlichen Pressekonferenz in Frankfurt öffentlich zu. Nowitzki sprach über seine Entscheidung, eine Mörder-Gruppe, Dennis Schröder, seine Leistung in der abgelaufenen Saison und die Zukunft der Mavs.
Frage: Vor der Heim-EM in Berlin ist ja einiges an Gerüchten in Umlauf gekommen und die große Frage bleibt: Spielt Dirk Nowitzki, oder spielt er nicht?
Dirk Nowitzki: Ich habe mich entschieden, in Berlin dabei zu sein. Ich habe den Mai genutzt, um etwas Abstand zu gewinnen und viel Familienzeit zu genießen. Ich habe mich natürlich auch mit meiner Frau beraten, wir haben einen jungen Sohn, der etwas über zwei Monate alt ist. Im Endeffekt ist die Entscheidung auch dadurch gefallen, dass das ein super internationaler Abschluss für meine Karriere wäre. Bei Olympia könnte man vielleicht nochmal nachdenken, aber in meiner ganzen Karriere hatten wir nie ein Heim-Turnier.
Nowitzkis Pressekonferenz im RE-LIVE
Frage: Wie dicht waren Sie denn dran zu sagen, es könnte auch sein, dass ich das nicht mache?
Nowitzki: Für die Nationalmannschaft war es vielleicht ein Glücksfall, dass wir in den Playoffs so früh ausgeschieden sind. Sonst wäre die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen. Wir haben das immer von Sommer zu Sommer entschieden und ich wollte erst die Saison zu Ende spielen und schauen, wie lange wir spielen. Nachdem die Saison für uns schon im April vorbei war, habe ich mir da bereits gedacht, dass ich in Berlin, einer riesen Basketball-Stadt, gerne spielen würde. Das kitzelt schon nochmal. Ich glaube, wenn die EM irgendwo anders gewesen wäre, wäre das kein Thema für mich gewesen mit 37. Aber im Heimatland kribbelt es auf jeden Fall.
Frage: Was die Vorbereitung angeht, werden Sie nicht alles mitmachen können. Wissen Sie schon, wie es konkret aussehen wird?
Nowitzki: Der Trainer und ich haben uns ja im Januar schon mal zusammengesetzt, da war das aber alles noch nicht konkret. Jetzt werden wir uns nochmal zusammensetzen. Der Super-Cup ist für mich fast zu spät, wenn man älter ist, braucht man etwas länger, um in die Gänge zu kommen. Jetzt ist angedacht, dass ich vielleicht schon die Kroatien-Spiele mitmache, dass ich in Bremen dann schon dabei bin. Ob ich das Spiel in Kroatien mitmache, das ist noch nicht ganz klar. Aber wir werden in ständigem Austausch sein.
Frage: Haben Sie ein bisschen Sorge, dass Sie etwas vermöbelt werden? Gewisse Dinge werden im FIBA-Basketball ja anders gepfiffen.
Nowitzki: Da muss ich einfach schauen, dass ich meine Emotionen unter Kontrolle habe und mich an die europäischen Schiedsrichter gewöhne. Aber das wird kein Problem sein. Früher war es für mich immer leicht, zur Nationalmannschaft zurück zu kommen, denn das war immer meine Generation. Das wird jetzt etwas anders sein, ich kenne viele Leute nur vom Namen her. Hoffentlich wissen alle, dass ich ein lockerer Typ bin und ich hoffe, dass wir schnell menschlich gut zurechtkommen, um dann auf dem Platz Leistung zu zeigen. Aber ich glaube, dass wir das schaffen können. Es ist eine Mörder-Gruppe, aber wir haben 13.000, 14.000 Leute und hoffentlich das ganze Land im Rücken und dann schauen wir mal, was in der Vorrunde geht.
Frage: Was ist denn überhaupt möglich mit der Mannschaft? Es wird ja immer über Rio gesprochen...
Nowitzki: Das Minimalziel muss sein, dass wir nach Frankreich kommen, was in der schweren Gruppe sicher nicht leicht wird. Aber vor heimischem Publikum müssen wir es in die Top vier schaffen. Schwere Brocken gibt es überall, aber wenn du ganz oben mitspielen willst, musst du auch die starken Teams schlagen. Ich hoffe, dass wir als Mannschaft schnell zusammenwachsen, dass wir hinten gut stehen und gut rebounden. Ich glaube, offensiv haben wir einige Waffen, da müssen wir uns keine Gedanken machen und wenn wir hinten gut stehen und rebounden, können wir denke ich ganz oben mitspielen.
Frage: Mittlerweile gehen auch einige deutsche NBA-Journalisten nach Atlanta: Wie sehen Sie die Entwicklung von Dennis Schröder?
Nowitzki: Er hat einen Riesenschritt gemacht, ich bin da echt stolz auf ihn. Wir schreiben auch ab und zu SMS, ich hab ihm nach ihrem Aus in den Playoffs zu seiner tollen Saison gratuliert. Er hat in der Sommer-Liga und der Nationalmannschaft gespielt, das hat mir damals auch viel gebracht: Spielpraxis auf hohem Niveau ist unersetzbar. Sein Wurf ist besser geworden und spielt für sein Alter auch mit einer wahnsinnigen Übersicht.
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Frage: Wie würden Sie Ihre Saison insgesamt bewerten?
Nowitzki: Ich habe super angefangen im November, habe im Sommer auch richtig viel Arbeit reingesteckt und war topfit als die Saison losging. Im Dezember habe ich leider einige körperliche Probleme bekommen, das hat mich etwas zurückgeworfen und da musste ich etwas kämpfen, um wieder zurück zu kommen. Nach dem All-Star-Game wurde es dann etwas besser und zum Ende der Saison wurde es zum Glück wieder richtig gut. Aber in der Mitte waren einige Löcher dabei, was etwas schade ist. Da hoffe ich, dass es nächstes Jahr wieder konstanter wird. Ich hoffe, dass ich die nächsten zwei Jahre noch ganz oben mitspielen kann.
Frage: Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach der Karriere?
Nowitzki: Der Sport hat mir über meine Karriere so viel ermöglicht und so viel gezeigt. Ich bin damals mit der Juniorennationalmannschaft mit 13,14 schon durch Europa gereist, da bin ich schon in einer glücklichen Lage. Der Basketball hat mir viel ermöglicht und da will ich nach meiner Karriere dem Sport auch irgendwie erhalten bleiben und etwas von dem weitergeben, das ich gelernt habe. Aber in welcher Funktion und wo, das hängt alles ein bisschen davon ab, wo ich hängen bleibe und wo ich wohne mit meiner Familie. Das ist alles noch ein bisschen offen.
Frage: Was ist in der vergangenen Saison mit den Mavericks schief gelaufen, was hat trotz der Verpflichtung von Rajon Rondo nicht gepasst?
Nowitzki: Wir sind sehr gut in die Saison gestartet, hatten am Anfang aber auch einen einfachen Spielplan. Ich glaube nicht, dass wir so gut waren, wie wir am Anfang auch gespielt haben. Kurz vor Weihnachten kam dann die Rondo-Geschichte auf, im Nachhinein war das glaube ich ein Deal, den wir machen mussten. Leider hat das nie so richtig funktioniert. Ob das jetzt die Mannschaft um ihn rum oder seine Spielweise in dem System war, da kann man viel philosophieren. Wir hatten ein paar gute Halbzeiten, aber waren nie konstant genug.
Frage: Werden Sie eigentlich bei so einem Deal wie der Rondo-Verpflichtung eingebunden?
Nowitzki: Bei kleineren Sachen werde ich normalerweise nicht eingebunden, aber wenn so eine größere Sache passiert, da werde ich schon auch gefragt. Ob meine Meinung wirklich was ändert, weiß ich nicht. Aber zumindest bin ich da mit eingebunden. Das war ein Deal, den die ganze Mannschaft und die ganze Franchise machen wollte, leider hat es am Ende nicht geklappt. Aber ich denke, bei jedem Trade sind Risiken dabei.
Frage: Gegen Houston reichte es dann letztlich in den Playoffs nicht. Ihre Einschätzung zu der Serie?
Nowitzki: Wir waren immer nah dran, es war immer knapp. Aber wenn du mit 0:2 hinten liegst, ist die Chance schon relativ gering, die Serie noch zu gewinnen. Die vierten Viertel waren teilweise eine Katastrophe in der Verteidigung, auch vorne lief nicht viel zusammen. Spiel drei war ein Riesenspiel, aber wenn du die kleine Chance nutzen willst, um in die Serie zurück zu kommen, dann musst du Spiel drei gewinnen. Wenn du dann 0:3 hinten liegst, wird es relativ aussichtslos.
Frage: Was muss denn im Sommer passieren aus Ihrer Sicht?
Nowitzki: Im Endeffekt haben wir nur vier oder fünf Spieler unter Vertrag für das nächste Jahr. Das heißt, es wird wieder viele neue Spieler geben - das ist einfach so in diesem Geschäft. Wir werden auf dem Free-Agent-Markt im Sommer sicher unser Bestes geben. Klar, da gibt es jetzt tausend Gerüchte schon, aber ich denke, das ist noch viel zu früh. Da wir nur vier Leute unter Vertrag haben, brauchen wir eigentlich alles.
Frage: Hätten Sie eine Traum-Verpflichtung für die kommende Saison?
Nowitzki (lacht): Der Michael Jordan von 1995. Mit dem würde ich gerne zusammenspielen.
Frage: Die immer gerne diskutierte Frage: Wer ist besser, LeBron James oder Jordan?
Nowitzki: Für mich ist Jordan der Beste aller Zeiten, keine Frage. Aber LeBron ist schon ein unglaublicher Spieler. Die Physis, die er mitbringt - so etwas haben wir in dieser Liga glaube ich noch nie gesehen. Dass man sich mit der Größe so bewegen kann und so eine Spielübersicht hat, das hat es glaube ich noch nie gegeben.
Frage: Packt es LeBron dann auch in den anstehenden Finals mit Cleveland?
Nowitzki: Es wird mit Sicherheit eng, aber für mich ist Golden State leichter Favorit. Sie sind etwas tiefer besetzt und können verschiedene Spielstile spielen. Sie haben super Schützen von außen und tolle Rollenspieler und hatten letztes Jahr die beste Verteidigung. Ich glaube, die können nicht nur gewinnen, wenn sie heiß laufen. Aber du darfst einen LeBron James nie vergessen, er spielt eine tolle Playoff-Serie bis jetzt. Durch den zusätzlichen Heimvorteil ist Golden State aber für mich leichter Favorit, Cleveland hat allerdings auch tolle Spieler.
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