Parker schreibt Geschichte

SPOX
07. September 201523:44
Tony Parker (r.) krönte sich gegen Polen zum besten Scorer der EM-Geschichtegetty
Werbung

Tony Parker wird zum besten EM-Scorer der Geschichte und kann sich zudem über einen knappen Sieg freuen. Elmedin Kikanovic trifft gegen Israel zwei Buzzerbeater und tütet damit den Sieg ein. Belgien setzt sich gegen Litauen durch - auch Matt Lojeski macht es mit dem Buzzer. Russland verliert dank eines Treffers von Petteri Koponen in den letzten Sekunden.

Gruppe A

Finnland (1-2) - Russland (0-3) 81:79 (BOXSCORE)

Punkte: Erik Murphy (19) - Vitaly Fridzon (22)

Rebounds: Erik Murphy, Tuukka Kotti (beide 7) - Andrey Vorontsevich (11)

Assists: Petteri Koponen (6) - Andrey Vorontsevich, Dmitry Khvostov (beide 5)

Bye bye Russia? Ein Wurf 3,5 Sekunden vor dem Ende dürfte die Chancen auf ein Überstehen der Gruppenphase von Russland gen Null getrieben haben. Beim Stand von 79:79 nutzte Finnlands Guard Petteri Koponen (12 Punkte, 6 Assists) die fehlende Abstimmung bei einem russischen Switch und versenkte den offenen Mid-Range-Jumper eiskalt. Im letzten Angriff bekamen die Russen den Ball zwar in die Hände ihres Topscorers Vitaly Fridzon, die Nummer sieben traf unter Druck mehrerer Verteidiger aber nur die äußere Kante des Bretts.

Zuvor hatten sich beide Teams stets auf Augenhöhe präsentiert. Auch ein 8:0-Lauf der Finnen kurz vor der Halbzeit konnte von Russland umgehend gekontert werden. Neben Fridzon, der 4 seiner 7 Versuche von außen einnetzen konnte, überzeugte mal wieder Andrey Vorontsevich. Trotz seines Double-Doubles (13 Punkte, 11 Rebounds) stand am Ende aber die dritte Niederlage im dritten Spiel für die Sbornaja.

Finnland kann durch Koponens späten Treffer dagegen wieder vom Achtelfinale träumen, entscheidend dürfte dabei das Spiel gegen Bosnien-Herzegowina am Mittwoch werden. Überragender Akteur der Skandinavier war auch gegen Russland mal wieder Erik Murphy. Der 24-Jährige traf 7 seiner 13 Würfe und beendete die Partie mit 19 Punkten, 7 Rebounds und einer Plus-Minus-Bilanz von +13.

Israel (2-1) - Bosnien-Herzegowina (1-2) 84:86 OT (BOXSCORE)

Punkte: Omri Casspi (29) - Nemanja Gordici (22)

Rebounds: D'Or Fischer (8) - Andrija Stipanovic (18)

Assists: Gal Mekel (7) - Alex Renfroe (8)

Herzschlagfinale bis zur letzten Sekunde - und darüber hinaus. Bosnien stand vor dem Spiel gewaltig unter Druck. Mit zwei Niederlagen gestartet, mussten der Südeuropäer unbedingt einen Sieg einfahren, um zumindest die theoretische Chance auf die nächste Runde zu wahren. Bis zur zweiten Hälfte sah jedoch alles nach einem ungefährdeten Sieg Isreals aus: 10 Punkte Vorsprung und Wurfquoten jenseits der 70 Prozent, sowie ein bis dato überragender Omri Casspi. Der Forward der Sacramento Kings spielte Katz und Maus mit der bosnischen Mannschaft - zwischenzeitlich 24 Punkte, 7/8 aus dem Feld - der 27-Jährige war der alles überragende Mann.

Doch Bosnien-Herzegowina steckte nicht zurück, sonern kämpfte sich zurück in die Partie. Angeführt von Andrija Stipanovic (16 Punkte), Marko Sutalo (12), Nemanja Gordic (22) und Alba-Neuzugang Elmedin Kikanovic (17) holten sich die Bosnier das dritte Viertel mit 25-15.

Bis fünf Sekunden vor Schluss betrug Israels Führung lediglich drei Punkte (75-72). Doch Kikanovic verwandelte den Dreier zum Ausgleich und sorgte so für den Overtime-Zuschlag. Dort zogen die Mannen von Israel-Coach Arik Shivek dann erneut an und konnten sich eine Vier-Punkte-Führung herausspielen. Doch die Bosnier steckten nicht auf und kämpften sich abermals zurück. Es stand 84-84 mit vier Sekunden auf der Uhr, ehe sich wieder Kikanovic zum Held des Abends aufschwang. Nach Assist von Bayern-Guard Alex Renfroe sorgte er mit einem Layup für die Entscheidung in letzter Sekunde.

Frankreich (3-0) - Polen (2-1) 69:66 (BOXSCORE)

Punkte: Tony Parker (16) - Adam Waczynski (18)

Rebounds: Nando De Colo (8) - Marcin Gortat (11)

Assists: Boris Diaw (5) - A.J. Slaughter, Lukasz Koszarek (beide 3)

Die aus historischer Sicht wichtigste Aktion des Spiels erfolgte bereits nach circa drei Minuten - Tony Parker traf einen Pull-Up-Jumper und überholte damit den legendären Nikos Galis als besten Scorer der EuroBasket-Geschichte. Abgesehen von einer hohen Fünf mit Boris Diaw wurde der Moment aber nicht gefeiert. Es sollte schließlich noch Basketball gespielt werden.

Und damit taten sich die Franzosen in der Anfangsphase abermals relativ schwer. Häufig wurden offene Würfe daneben gesetzt, Nic Batum stand bereits nach vier Minuten bei zwei Fouls und musste auf die Bank. So konnte Polen durchaus am Sieg schnuppern, wenngleich der Favorit schon den Großteil des Spiels über führte. Richtig absetzen konnte sich das Team von Vincent Collet dennoch nie, da vor allem Adam Waczynski und Marcin Gortat stark dagegen hielten.

Als das Geld dann auf dem Tisch lag, war es an Parker, die Freiwürfe zum Sieg zu treffen. Er traf zwar nur einen, der letzte Versuch der Polen ging allerdings daneben - Gortat ist eben nicht für seinen Distanzwurf bekannt. Die Franzosen kamen also wie schon zum Auftakt mit einem blauen Auge davon, ihre Topform hat die L'Equipe indes auch in dieser Partie nicht erreicht.

Seite 1: Gruppe A mit Frankreich

Seite 2: Gruppe D mit Litauen

Gruppe D

Litauen (2-1) - Belgien (2-1) 74:76 (BOXSCORE)

Punkte: Jonas Valanciunas (25) - Matt Lojeski (20)

Rebounds: Jonas Valanciunas (12) - Matt Lojeski (5)

Assists: Mantas Kalnietis (13) - Matt Lojeski, Sam Van Rossom (beide 5)

Die EuroBasket hat ihren ersten echten Buzzerbeater - und was für einen! Die Uhr stand bei 0,1 Sekunden, als Matt Lojeski schneller war als Jonas Valanciunas und den Fehlwurf von Sam Van Rossom in den Korb tippte. Vier lange Minuten brauchten die Referees, um zu entscheiden. Overtime oder Sensation? Als die Wahl auf Sensation fiel, bejubelten die Belgier euphorisch den vielleicht größten Sieg ihrer Basketball-Geschichte.

Denn eins darf man nicht vergessen: Vor dem Spiel hätte wohl kaum jemand einen Pfifferling auf die Belgier gesetzt. Litauen hatte schließlich nicht nur seine reiche Basketball-Tradition, sondern auch einen hochkarätigen Kader und enorme Größenvorteile auf seiner Seite. Das zeigte sich vor allem durch Valanciunas, der unterm Korb nach Belieben wüten konnte (25 Punkte, 12 Rebounds, 11/16 FG). Insgesamt gewannen die Balten das Rebound-Duell mit 36:22.

Und dennoch führte Belgien den Großteil des Spiels, bevor die Litauer im vierten Viertel nochmal zum großen Comeback ansetzten. Das lag vor allem daran, dass sie den Ball besser laufen ließen und sich kaum Fehler erlaubten. Fast jeder ihrer Würfe wurde schön rausgespielt, was auch die starken Quoten (58,8 Prozent 2FG, 42,3 Prozent 3FG) verdeutlichten.

So kamen sie in die Situation, das Spiel für sich zu entscheiden. Und dabei hätte Litauen die Uhr eigentlich runterspielen können, aber Mantas Kalnietis nahm seinen Dreierversuch bereits knapp 5 Sekunden vor Schluss. Er traf nicht und machte die Dreierquote seines Teams noch ein Stück weit erbärmlicher (7,7 Prozent!). Dann kamen Van Rossom und Lojeski.

Tschechien (2-1) - Lettland (2-1) 65:72 (BOXSCORE)

Punkte: Tomas Satoransky (22) - Janis Blums (14)

Rebounds: Jan Vesely (11) - Janis Timma, Rolands Freimanis (beide 8)

Assists: Tomas Satoransky (9) - Janis Strelnieks (7)

Eigentlich hatten die Tschechen den deutlich besseren Start erwischt und ähnlich wie beim Sieg über die Ukraine am Sonntag das Tempo forciert, ständig im Fastbreak gepunktet und richtig stark verteidigt. Doch im zweiten Viertel legten die Letten auf einmal die Fesseln ab, wurden immer stärker und legten zwischenzeitlich 14 Punkte in Serie auf. Nicht zuletzt deshalb, weil Jan Vesely früh Foul-Trouble bekam und seinem Team nicht wie üblich helfen konnte.

Dabei war er in der Spielzeit, die er hatte, durchaus effektiv: Vesely markierte 17 Punkte und 11 Rebounds bei 57,1 Prozent aus dem Feld. In der Schlussphase war er allerdings zum Zuschauen verdammt und konnte dem überragenden Tomas Satoransky nicht mehr zur Seite stehen. Der Guard war bei Tschechien fast auf sich allein gestellt, von der Bank kamen magere 9 Punkte.

Die Letten agierten da wesentlich variabler und waren nicht so abhängig vom Einzelnen. Vielmehr erzielten sie ihre Punkte im Kollektiv. Mittendrin auch der Bamberger Janis Strelnieks, der mit 11 Punkten und 7 Assists zu den besten Spielern seines Teams gehörte.

Ukraine (0-3) - Estland (1-2) 71:78 (BOXSCORE)

Punkte: Jerome Randle (22) - Gregor Arbet (26)

Rebounds: Maksym Pustozvonov (7) - Sim-Sander Vene (8)

Assists: Jerome Randle (4) - Rain Veideman (6)

Eigentlich sah die Ukraine im Duell zweier verzweifelter Teams schon wie der sichere Sieger aus, als sie zur Pause bereits mit 10 Punkten führte und in Jerome Randle einen Spieler hatte, der vom Gegner schlicht und einfach nicht in den Griff zu bekommen war. Der bloß 1,78 m große Point Guard zog nach Belieben in die Zone und stand zur Pause schon bei 16 Punkten und 75 Prozent aus dem Feld.

Nach der Unterbrechung war es jedoch Estland, das auf einmal aufdrehte. Gregor Arbet alleine kam im dritten Durchgang auf stolze 13 Punkte und legte damit den Grundstein für ein 22:6-Viertel seines Teams. Die Ukraine wurde danach zwar wieder stärker, musste von nun an aber selbst einem Rückstand hinterher laufen.

Diesen konnten sie zwar kurzzeitig auf 2 verkürzen, zur erneuten Wende reichte es jedoch nicht mehr. Damit dürfte die Chance aufs Weiterkommen für die Ukraine bei 0 liegen, mit Lettland und Belgien warten noch zwei bisher deutlich stärkere Gegner. Estland hingegen darf zumindest noch träumen.

Seite 1: Gruppe A mit Frankreich

Seite 2: Gruppe D mit Litauen

Der Spielplan der EuroBasket