Nachdem die deutschen Basketballer eine Blamage in Österreich mit letzter Kraft verhindern hatten, richteten sie den Blick ganz schnell nach vorne. "Vielleicht haben wir mal so ein Spiel gebraucht, um als Team noch enger zusammenzuwachsen", sagte NBA-Rookie Paul Zipser nach dem dramatischen 61:59 (29:39) gegen den Basketballzwerg in Schwechat bei Wien.
Erleichtert feierte die Auswahl des DBB anschließend den hart erkämpften zweiten Erfolg in der EM-Qualifikation. Dafür benötigte die Mannschaft jedoch deutlich mehr Energie als noch beim Auftaktsieg gegen Dänemark (101:74).
"Unser Durchsetzungsvermögen hat dann am Ende knapp gereicht. Das Team wächst sicher an solchen Spielen, aber ich hatte mir ein besseres Auftreten von Beginn an gewünscht", sagte Bundestrainer Chris Fleming, der die mutigen Österreicher in höchsten Tönen lobte: "Sie haben drei Viertel lang mehr Härte und Siegeswillen gezeigt. Trotzdem sind wir immer dran geblieben, haben unsere beste Seite aber nicht gezeigt."
Und das war noch sehr nett ausgedrückt. In der ersten Hälfte offenbarte die DBB-Auswahl phasenweise enorme Mängel im Abschluss, der Rückstand wuchs auf bis zu 16 Punkte an, weil es auch in der Verteidigung überhaupt nicht stimmte.
Aufholjagd vor der Halbzeit
Kurz vor der Halbzeit fing sich Deutschland und kam immerhin auf zehn Zähler heran. Doch erst dank eines 9:0-Laufs im Schlussviertel sicherte sich der Favorit in den letzten Minuten noch den Erfolg.
"Wir haben uns das so vorgestellt, dass wir nach zwei Spielen zwei Siege haben. Wir versuchen die nächsten Spiele aber ein bisschen ruhiger zu gestalten", sagte Zipser von den Chicago Bulls, der auf zehn Punkte kam. Bester deutscher Werfer vor rund 2000 Zuschauern war Danilo Barthel mit zwölf Zählern.
Schon vor zwei Jahren mühte sich das DBB-Team in der EM-Qualifikation gegen Österreich, konnte am Ende aber noch zwei jeweils deutliche Siege feiern.
Nun wäre es vor den Toren Wiens nach einer insgesamt enttäuschenden Leistung fast schiefgegangen, obwohl die Gastgeber sogar ohne ihren einzigen NBA-Profi Jakob Pöltl antraten.
Qualifikation in greifbarer Nähe
Nachdem die vermeintlich höchste Hürde auf dem Weg zur EuroBasket 2017 in Rumänien, Israel, Finnland und der Türkei gerade so genommen wurde, steht einer Qualifikation nur noch wenig im Wege.
In der Gruppe B geht es am Mittwoch (19.30 Uhr) in Oberhausen gegen die Niederlande, die ebenfalls nur Außenseiter sind, ehe es bis Mitte September zu den Rückspielen kommt. Nur die sieben Gruppensieger und die vier besten Zweiten lösen die Tickets.
Es ist das Glück der deutschen Mannschaft, dass sie aktuell auf keine übermächtigen Gegner trifft. Nach dem Nationalmannschafts-Rücktritt von Superstar Dirk Nowitzki und dem Verzicht von Point Guard Dennis Schröder mangelt es an Führungsspielern, die in kritischen Situationen Verantwortung übernehmen. "Am Schluss hatten wir ein bisschen Glück", gab auch Zipser zu.