NBA? "Das Ziel bleibt bestehen"

Daniel Theis
© getty

Am Sonntag kommt es in der easyCredit-BBL zum absoluten Topspiel zwischen den beiden ungeschlagenen Teams ratiopharm Ulm und Brose Bamberg (18 Uhr im LIVETICKER). Im SPOX-Interview spricht Nationalspieler und Bamberg-Center Daniel Theis über die Attraktivität der Liga, den neuen Modus in der EuroLeague, sein Ziel "NBA" und über die zurückliegende EM-Qualifikation.

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SPOX: Daniel, in der EuroLeague sind jetzt elf Spiele rum. Was halten Sie von dem neuen Modus?

Daniel Theis: Der ist sehr interessant, da man wirklich gegen jeden spielt. Da kann dann keiner sagen, die einen hatten nur Losglück und die anderen eine viel schwierigere Gruppe. Man spielt gegen jedes Team zweimal, da sieht man wirklich, auf welchem Niveau man ist und gegen wen man mithalten kann und gegen wen nicht. Klar sind es viele Spiele, aber man freut sich auf die Reisen - und im Endeffekt spielt man lieber als dass man trainiert.

SPOX: Ist die Gefahr vorhanden, dass die BBL-Spiele in den Schatten geraten?

Theis: Das denke ich nicht. Wir haben es letztes Jahr auch schon geschafft, nach Topspielen in der EuroLeague den Fokus auch gegen die vermeintlich kleinen BBL-Klubs aufrecht zu erhalten. Dabei hilft uns natürlich auch der Kader: Wir haben 16 Leute auf einem Niveau. Wir können jederzeit durchrotieren, ohne an Qualität zu verlieren.

SPOX: Wenn man den Wechsel von Wanamaker zu Causeur mal ausklammert, haben Sie - vor allem im Vergleich zu anderen Teams - recht wenig verändert. Ist das ein Vorteil oder kann das auch ein Nachteil sein?

Theis: In erster Linie ist das ein Vorteil. Ein Beispiel: In der Vorbereitung kamen die anderen Nationalspieler und ich sehr spät dazu. Das war aber kein wirkliches Problem, da wir den Kern der Mannschaft und das ganze System schon kannten. Auch für den Coach ist es einfach, da das Grundgerüst schon steht und er sich direkt an den Feinschliff machen kann.

SPOX: Und die Gegner? Können sie daraus einen Vorteil ziehen, weil man alles schon kennt?

Theis: Nein, nein. Wir sind ja nicht so ausrechenbar, dass wir nur einen oder zwei Spieler haben, die punkten können. Und wir spielen auch nicht immer die gleichen Systeme. Zudem haben wir ein paar Dinge ja auch umgestellt, wir versuchen zum Beispiel durch die vielen Guards im Kader schneller zu spielen als letztes Jahr.

SPOX: Generell ist die Spieler-Fluktuation ist in der BBL ziemlich hoch. Was muss sich ändern, damit das irgendwann mal anders wird?

Theis: Ich bin mir nicht sicher, ob man das überhaupt ändern kann. All das hängt auch mit den Spielertypen zusammen, die eher die Mentalität haben, zwei Jahre irgendwo zu spielen und es dann mal woanders zu versuchen. Das war ja bei Brad Wanamaker auch so. Er hat hier alles gewonnen und bekam dann die Chance, in Istanbul noch einmal etwas Neues anzufangen. Das kann man dann verstehen. Auf der anderen Seite kommt aber auch immer mehr Qualität in die Liga. Wir haben Causeur geholt, Alba Berlin mit Peyton Siva einen Spieler, der gedraftet wurde. Und Bayern bekam mit Devin Booker einen Spieler, der in Frankreich MVP geworden ist. Die BBL scheint also schon ein attraktives Ziel zu sein.

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SPOX: Schauen wir noch einmal zurück auf Ihren Sommer. Sie haben mit der Nationalmannschaft mit Ach und Krach die EM-Qualifikation geschafft. Wie groß war die Erleichterung?

Theis: Sehr groß. Letztendlich haben wir natürlich nicht immer so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben. Dass wir am Ende die entscheidenden Spiele aber doch gewonnen haben, zeugt auch von Qualität. Man muss aber immer dazu sagen: Es ist nicht so leicht, in einem Sommer einfach so eine Mannschaft zusammenzustellen, die vorher noch nie zusammengespielt hat.

SPOX: Was für Gedanken gehen einem da durch den Kopf, wenn man gegen Teams wie die Niederlande und Dänemark verliert?

Theis: Gegen die Niederlande haben wir einfach nicht gut gespielt, gegen Dänemark war es natürlich auch nicht schön. Aber: Coach Chris Fleming hat im Prinzip schon vorher angekündigt, dass es am Ende wohl darauf hinausläuft, dass das Ding im letzten Spiel in den Niederlanden entschieden wird. Und so war es dann ja auch.

SPOX: Ist es ein Thema im Team, wenn in den Medien von "peinlichen Niederlagen" gesprochen wird und die Mannschaft an den Pranger gestellt wird?

Theis: Einige lesen das schon. Aber am Ende haben wir trotzdem die richtige Reaktion gezeigt und es eben doch geschafft, all das zu ignorieren. Dass es zu solch negativer Berichterstattung kommt, ist natürlich klar, wenn man diese Spiele verliert. Aber wir alle sind lang genug Profis, um damit umzugehen.

SPOX: Im vergangenen Jahr wurden Sie dafür kritisiert, dass Sie bei der EM nicht dabei waren, in der Quali in diesem Jahr standen andere Absagen im Fokus. Ist das überhaupt fair oder würden Sie sich wünschen, dass auf die Spieler geschaut wird, die auch dabei sind?

Theis: Man kann und sollte nicht den ganzen Sommer darüber reden, dass Dennis gefehlt hat oder dass der oder der nicht dabei sind. Das hilft auch keinem. Letztendlich müssen die Spieler, die am Start sind, dafür sorgen, dass die Quali erfolgreich wird. Das haben wir geschafft.

SPOX: Sie haben zusammen mit Maodo Lo gespielt, der auch seit dieser Saison ihr neuer Teamkollege in Bamberg ist. Wie erleben Sie ihn bis jetzt?

Theis: Positiv. Er ist im Eins-gegen-Eins schwer zu halten, da er eine unglaubliche Schnelligkeit besitzt. Aber man sieht immer noch: College-Basketball ist halt ein ganz anderer Basketball als der in Europa. Das merkt man ihm noch an.

SPOX: Welche Unterschiede sind das?

Theis: Am College wird sehr schnell gespielt, ohne viel Setplay. Es gibt Phasen in einem Spiel, in denen sieht man einen Fastbreak nach dem anderen. Wenn es doch mal langsamer zugeht, steht das Eins-gegen-Eins im Fokus. Athletik ist sehr viel wichtiger als hier, wo darauf geachtet wird, dass auch mal durch gutes Passspiel ein freier Wurf kreiert wird.

SPOX: 2014 haben Sie in der Summer League für die Wizards gespielt. Nun hat Dennis Schröder kürzlich gesagt, dass Daniel Theis der nächste deutsche NBA-Spieler ist. Gibt es dieses Ziel bei Ihnen noch?

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Theis: Ja, klar! Aber erstmal versuche ich natürlich, in der BBL und EuroLeague konstant auf einem guten Niveau zu spielen. Mehr kann ich nicht tun. Was danach kommt, ist dann erstmal offen. Aber das Ziel "NBA" bleibt weiterhin bestehen.

SPOX: Ist es generell weiterhin das höchste aller Ziele für einen europäischen Topspieler, in die NBA zu kommen? Es gibt Beispiele - wie zum Beispiel Milos Teodosic - bei denen das nicht wirklich ein Thema zu sein scheint.

Theis: Das kommt auf den Spielertypen an. Teodosic ist wohl der beste Point Guard in Europa, das sieht man immer wieder, wenn er für ZSKA Moskau oder Serbien spielt. Das will man natürlich nicht einfach so aufgeben. Von daher hat er schon ein Stück weit recht, wenn er sagt, dass die NBA warten kann. Sergio Rodriguez beispielsweise ist jetzt auch noch einmal mit 30 rübergegangen, nachdem er hier schon alles gewonnen hat.

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