"Ich achte nicht auf Scouting Reports“

Von Interview: Linus Braunschweig
Niklas Kiel spielt derzeit seine erste Saison in der BBL
© getty

Niklas Kiel ist einer der Hoffnungsträger im deutschen Basketball. Derzeit steckt er mitten in seiner ersten Bundesliga-Saison. Das Toptalent hat sich mit SPOX über die Umstellung auf die BBL, seine ersten Schritte als Vollzeit-Profi, den Vormarsch des deutschen Basketballs und die schwierige Saison seiner FRAPORT Skyliners unterhalten. Außerdem konkretisieren sich seine NBA-Pläne.

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SPOX: Herr Kiel, beim letzten Interview mit uns haben Sie zwei Daten bzw. Ziele genannt: 2016 Abitur, 2019 NBA-Draft. Hat es mit dem Abi geklappt und bleibt es bei ihrem großen Plan?

Niklas Kiel: Es hat sich eigentlich nicht viel geändert. Das Eine ist geschafft. Ich habe mein Abi in der Tasche und will jetzt die Chance wahrnehmen, voll in den Profibasketball einzusteigen und mich komplett darauf konzentrieren.

SPOX: Das muss ich einfach fragen: Wie war der Abitur-Schnitt?

Kiel: 3,1 war es. Kein schönes Abi, aber es hat auf jeden Fall geklappt. Bestanden ist bestanden. (lacht)

SPOX: Dann wird es jetzt ja richtig ernst. Keine Schule mehr, dafür der Einstieg in den Profibasketball. Das ist doch bestimmt eine große Umstellung für einen 19-Jährigen, auf einmal Vollzeit-Profi zu sein und von der JBBL fast direkt in die Bundesliga zu wechseln. Wie war die Umstellung auf die BBL?

Kiel: Das Spiel ist schon deutlich schneller. Man spielt eben nicht mehr gegen jugendliche "Halbprofis", sondern gegen echte Männer und Profis, die davon leben. Am Anfang habe ich den Niveauunterschied schon gemerkt und mir ein bisschen schwer getan, doch mich dann relativ schnell daran gewöhnt. Außerdem liegt der Fokus woanders. Jetzt habe ich wirklich die Chance, mich den ganzen Tag auf Basketball zu konzentrieren und muss nebenbei nicht in die Schule. Das ist ein riesiger Vorteil, auch weil man sich mehr auf die kleinen Dinge wie die Ernährung fokussieren kann, um besser zu performen.

SPOX: Gehen wir einmal runter vom Parkett. Hat sich auch das Privatleben stark verändert? Haben Sie überhaupt noch Zeit für Freunde und Familie?

Kiel: Bei mir war es so, dass ich während der Schulzeit kaum Zeit für meine Freunde hatte. Jetzt kann ich zwischen den Trainings oder abends etwas mit ihnen unternehmen und muss mich nicht mehr um Schulsachen wie Hausaufgaben kümmern.

SPOX: Dann haben Sie jetzt mehr Zeit für Ihre Freunde als vorher?

Kiel: Komischerweise ja, mehr Zeit und mehr Kraft. (lacht) Viele meiner Kumpels sind derzeit aber eh im Ausland und auf Reisen. Mein bester Kumpel ist für ein Jahr in Neuseeland und genießt sein Leben richtig.

SPOX: Will man sich da nicht selber einen Rucksack schnappen, die Siebensachen packen und auf Reisen gehen?

Kiel: Wenn man so sieht, wo es alle so hin verschlägt, merkt man schon, was man verpasst. Ich reise ja auch viel und komme rum, aber das ist einfach was anderes. Vom Flugzeug aus die Städte zu sehen, ist eben nicht das Gleiche. Doch das gehört dazu und war mir von vorneherein klar.

SPOX: Zurück zu Ihren Zielen. Das Abitur ist gesichert, in der BBL haben Sie Fuß gefasst, dann ist das nächste Ziel die NBA?

Kiel: Die NBA habe ich immer noch vor Augen, doch wann ich mich genau zum Draft anmelde, steht natürlich noch offen. Klar ist: 2019 ist meine letzte Chance. Deswegen habe ich das immer im Hinterkopf.

SPOX: Also befassen Sie sich mit dem Gedanken, bereits 2017 oder 2018 zum Draft anzutreten?

Kiel: Das kommt ein bisschen darauf an, wie sich die Saison entwickelt. Ich mache mir da keinen Stress und denke eher in kleinen Schritten, von Saison zu Saison. Klar, die Möglichkeit, sich auch schon früher anzumelden besteht, doch da mache ich mir keinen großen Druck. Das ist noch relativ weit weg für mich.

SPOX: Die aktuelle Saison mit den FRAPORT Skyliners kann man als bisher enttäuschend bezeichnen, auch wenn die Mannschaft sich in den letzten Spielen ein wenig gefangen hat. Nach einer starken Saison letztes Jahr, belegt ihr Team derzeit mit 9 Siegen und 13 Niederlagen den elften Platz und würde nach jetzigem Stand nicht an den Playoffs teilnehmen. Was läuft falsch im Team?

Kiel: Das ist gerade echt eine schwierige Zeit, besonders wenn man die letzte Saison vor Augen hat. Wir haben unseren Kader relativ stark verändert. Mit AJ English, Antonio Graves, Isaac Bonga, Daniel Mayr und einigen anderen hatten wir viele Neuzugänge, während Danilo Barthel, Johannes Voigtmann und noch ein paar uns verließen. Wir spielen noch nicht sehr gut als Team zusammen und leben von vielen Einzelaktionen. Wenn es oft darauf hinausläuft, reicht es nicht, um Top-Teams wie Bayern oder Ulm zu schlagen. Wir müssen es hinbekommen, als Team gut zusammen zu spielen und daran arbeiten wir derzeit.

SPOX: Sie selbst spielen eine solide Saison, machen viel aus Ihrer Einsatzzeit, doch was können Sie noch besser machen?

Kiel: Coach sagt immer: 'Mach die einfachen Dinge, sodass du ins Spiel kommst'. Da hapert es manchmal. Ich glaube, mir ist es noch nicht gut gelungen zu rebounden, da muss ich auf jeden Fall weiter dran arbeiten. Das ist auch ein Knackpunkt als Team: Wir haben viele Probleme mit dem Rebound. Ich versuche, die Dinge zu machen, die dem Team helfen, dazu gehört eben das Verteidigen, Rebounden und natürlich auch ein bisschen das Scoren. Ich denke, da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben, nachdem ich nach meiner Verletzung noch nicht so richtig den Rhythmus wiedergefunden habe.

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