SPOX: Ein wenig sind Sie dann aber doch mit dem Basketball verwurzelt. Sie arbeiten auch für die Basketball-Abteilung des Hamburger SV.
Roller: Ja, ich trainiere dort die U10. Mein Sohn ist nun sieben Jahre und wollte auch spielen. Der HSV ist damals auf mich zugekommen und es war auch mir ein Anliegen. Ich biete jetzt jeden Samstag ein Training für die Kinder an. Es gibt auch Überlegungen, die Mannschaft für den Regelbetrieb anzumelden, aber dann wird es zeitlich bei mir schon wieder knapp, weil ich unter der Woche viel in Düsseldorf arbeite.
SPOX: Gibt es denn überhaupt Ambitionen beim Hamburger SV, dass dort professionelle Strukturen entstehen? Im Moment spielt man noch in der Oberliga.
Roller: Es gibt ein klares Bestreben, dass nicht nur die Basketballer, sondern dass alle anderen Abteilungen breiter aufgestellt werden sollen. Es wurde analysiert, in welche Richtung das gehen kann. Das Angebot soll verbreitert und gleichzeitig auch Kompetenz dazu geholt werden. Wir sprechen hier aber über den e.V. Das hat sich für mich sehr interessant angehört, aber ich kann auch nur soweit helfen, wie es mein zeitlicher Rahmen zulässt. Vielleicht wird auch mal mehr daraus, aber momentan ist mein Engagement sehr überschaubar.
SPOX: Nun ist der HSV ein großer Klub im Fußball. Glauben Sie, dass es für den Basketball hilfreich wäre, wenn neben dem FC Bayern auch andere Flaggschiffe des deutschen Fußballs einsteigen würden? Noch sind viele Standorte provinziell geprägt.
Roller: Es erfordert zunächst einmal großes Engagement von einzelnen Personen, Unternehmen oder manchmal auch Kommunen. Ein klassisches Beispiel war für mich Quakenbrück, wo durch einen Mäzen über Jahre Millionen Euro investiert worden sind. Die Früchte dieses Engagements erntet man noch heute wie das Beispiel Isaiah Hartenstein und die tolle Jugendarbeit am Standort zeigt. Nutznießer ist der DBB und der deutsche Basketball. Dieses Engagement steht für mich an erster Stelle, erst danach kommt der Faktor des großen Vereins oder der Metropole. Das hat mir die Erfahrung von zwei Jahren bei den Hamburg Towers gezeigt.
SPOX: Aber schaden kann ein großer Name auch nicht?
Roller: Sicher, für die Liga wäre es eine Attraktion mehr und es ließe sich sicherlich leichter vermarkten, aber die Herausforderungen sind die gleichen. Da ist es egal, ob Metropole oder nicht. Es gibt einfach keine Garantie. Es gibt aber auch Programme wie in Bamberg, die suchen in Deutschland ihresgleichen, auch wenn sie weiter in einer kleiner Stadt beheimatet sind. Dort zeigt sich wieder, wie wichtig das Engagement ist, welches dort Herr Stoschek und die Firma Brose zeigt. Es lässt sich für mich auch kein Trend ablesen, weil der FC Bayern vor einigen Jahren in den Basketball eingestiegen ist. Es tut der Sportart extrem gut, aber es müssen einfach mehr Unternehmen bereit sein, Geld in die Hand zu nehmen.
SPOX: Woran liegt das Ihrer Meinung nach, dass es nicht genügend potente Geldgeber gibt, gerade in einer Weltstadt wie Hamburg? Außer im Fußball sind alle Projekte gescheitert. Ist die Gewinnspanne einfach zu niedrig?
Roller: Da muss man die Ziele der Unternehmen verstehen, warum es sie in den Fußball zieht. Da geht es im Zweifel weniger um Attraktivität, als um mediale Reichweite, wofür man dann auch bereit ist, Geld in die Hand zu nehmen. Ich komme natürlich aus dem Basketball und sehe die Attraktivität und die vielen Zielgruppen, die angesprochen werden, sei es zum Beispiel über das Thema Musik oder Fashion. Doch die Unternehmen hadern an der Reichweite und haben vielleicht auch andere Zielgruppen. Der Fußball ist eben ein sicheres Investment und somit eine gute Möglichkeit, das Risiko zu minimieren.
SPOX: Also ist ein Investieren in den Basketball eigentlich eine Risiko-Investition?
Roller: Bei den Investoren im Basketball spielt dann auch die emotionale Schiene eine Rolle. Hätte ich genug Geld übrig, würde ich es auch für Basketball in die Hand nehmen. Wäre ich Fechter gewesen, hätte ich es wahrscheinlich ins Fechten gesteckt. Ein nüchterner Geschäftsmann investiert aber in den Fußball. Dieses Problem hat im Prinzip jede Sportart in Deutschland und das zurecht.
SPOX: Ist es dann auch ein Problem, dass die BBL weiter fast ausschließlich im Internet zu sehen ist? Dennis Schröder kritisierte dafür die öffentlich-rechtlichen Sender und bezeichnete es als "Schande", dass die EuroBasket nur im Internet lief?
Roller: Daran liegt es glaube ich nicht. Wer den Zugang finden will, wird ihn finden. Die Möglichkeiten sind groß wie nie. Die EuroBasket gab es komplett umsonst und auch das Angebot für die BBL ist mehr als fair. Als Fan bekomme ich alles für einen Preis eines Abos von Amazon oder Netflix. Das sollte jeder Interessierte in die Hand nehmen können. Und das ist der Punkt: Anscheinend ist das Interesse einfach nicht groß genug. Sport1 hatte in der Spitze 250.000 Zuschauer, in den Playoffs vielleicht eine halbe Million, bei der Nationalmannschaft ging es auch mal in den Millionenbereich. Das bleibt nun seit vielen Jahren gleich und das ist überschaubar, was wir uns eingestehen müssen. Es gibt sicher Interessierte, die noch nicht abgeholt worden sind, aber ich denke nicht, dass sich an den Zahlen in der Zukunft gravierend etwas ändern wird. Das Wachstum ist stetig aber überschaubar.
SPOX: Aber liegt es nicht auch daran, dass die BBL eben nicht mit den absoluten Spitzenspielern glänzen kann? Nowitzki, Schröder oder auch Theis sind alle in der NBA. Dagegen rühmt sich die HBL (Handball) als "Beste Liga der Welt".
Roller: Das ist eine Grundsatzdiskussion. Sicherlich blickt der Handball in Deutschland auf eine lange Tradition zurück. Aber was passiert mit der Sportart, wenn die im Schnitt doch recht alte Zielgruppe irgendwann nicht mehr die Fernbedienung drücken kann? Klar, die Liga trägt diesen Titel "Beste Liga der Welt" und das auch mit Recht, doch auch der Handball kämpft um seinen Nachwuchs. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Liga und der Verband viel machen und sehr umtriebig sind. Ich unterstütze das und finde es gut, aber dennoch sehe ich Basketball als Sport mit mehr Zukunft, auch weil er weltweit praktiziert wird. Sicher kann man sich die Argumente um die Ohren klatschen, aber ich denke, dass sich beide Sportarten auf einem ziemlich gleichen Niveau bewegen, wenn man den deutschen Markt betrachtet. Da muss man den Verantwortlichen im deutschen Basketball ein großes Lob aussprechen. Die Budgets liegen knapp hinter dem Eishockey, wo es deutlich größere Kader gibt, aber noch vor Handball. Das sind Wahnsinnszahlen, das heißt, es werden gute Sponsoren an Land gezogen, die sich der Sportart verschreiben und wissen, was sie wollen.