Das Favoritensterben bei dieser WM geht weiter. Nach Serbien am Vortag müssen auch die US-Amerikaner in die Platzierungsrunde um die Ränge 5 bis 8. Das Team von Coach Gregg Popovich bekam vor allem Rudy Gobert (21 Punkte, 16 Rebounds, 3 Blocks) und Evan Fournier (22) nicht in den Griff, der starke Donovan Mitchell, der 29 Punkte (0 im Schlussabschnitt) erzielte, war zu wenig.
Zu Beginn gab es keine Überraschungen. Die USA begannen mit Walker, Mitchell, Harris, Barnes und Turner, während Frankreich auf Ntilikina, Fournier, Batum, M'Baye und Gobert setzte. Zunächst war es ein kleiner Shootout zwischen Mitchell und Fournier, die jeweils die ersten 5 Punkte ihrer Teams machten. Auch danach ging es hin und her, keiner konnte sich absetzen. Gobert machte gegen die kleine Aufstellung der Amerikaner ein paar Zähler, mit 18:18 war das erste Viertel ausgeglichen.
So ging es auch weiter. Die USA spielten nun mit ihrem kleinen Lineup mit Barnes sowie Brown als wechselnde Center. Das klappte, solange Gobert pausierte, dann setzte sich Frankreich erstmals ab (29:36). Fournier ballerte in dieser Phase munter drauf los und hatte auch Erfolg. Zudem hing Gobert den USA Foul um Foul an und verwandelte einen Freiwurf nach dem anderen. Nur Mitchell hielt die US-Boys im Spiel. Frankreich führte zur Pause mit 45:39.
Überragender Mitchell reicht den USA nicht
Die Franzosen kamen dann besser aus der Kabine, Batum traf einen wilden Jumper mit Foul und sorgte für die erste zweistellige Führung des Abends. Die USA fanden defensiv wenig Mittel, trafen aber nun einige Dreier, die sie in Schlagdistanz hielten. Und dann war da noch Mitchell, der einfach nicht zu stoppen war und das Spiel wieder im Alleingang ausglich (60:60). Das Momentum war bei den USA und so nahmen sie einen 66:63-Vorsprung mit in den Schlussabschnitt.
Frankreich suchte nun nach Offense, bekam aber zu viele schlechte Fournier-Würfe, die nicht mehr fielen. Aber die USA konnte sich nicht entscheidend absetzen. Mitte des Viertels stellte Ntilikina von Downtown wieder auf Null (76:76). Und auch die nächsten 4 Zähler gehörten Les Bleus, Pop griff drei Minuten vor Schluss zur Auszeit.
Eine Minute vor dem Ende zog Mitchell zum Korb, doch dann war Gobert zur Stelle und blockte den Versuch seines Teamkollegen von den Utah Jazz. Harris beging beim Kampf um den Ball das Foul, de Colo netzte beide Versuche (78:84). Walker traf dann nur einen von drei Freiwürfen, ein weiterer Versuch von Brown blieb erfolglos. De Colo traf dagegen immerhin einen Versuch, mit 6 Punkten Abstand war 27 Sekunden vor dem Ende der Drops gelutscht.
Die Amerikaner werden so doch noch zu dem Duell gegen Serbien kommen - allerdings in der Platzierungsrunde für die Plätze 5-8 (Donnerstag, 13 Uhr). Für Frankreich geht es dagegen im Halbfinale am Freitag (14 Uhr) gegen Argentinien weiter.
Die wichtigsten Statistiken zu USA vs. Frankreich 79:89 (BOXSCORE)
- Die USA begannen das Spiel fahrig und hatten schnell einige unnötige Ballverluste gesammelt. Vor allem Kemba Walker wirkte überrascht von der bissigen Defense von Ntilikina und Albicy. Nach fünf Turnovers im ersten Viertel kam bis zur Pause kein einziger dazu. Am Ende waren es 12 Ballverluste für die USA, 10 für Frankreich.
- Die USA war vor dem Spiel das beste Team am Brett, hatten aber mit der Länge von Gobert einige Schwierigkeiten. Nicht nur sammelte der beste NBA-Verteidiger der vergangenen Saison 7 Offensiv-Rebounds, sondern zog auch so jede Menge Aufmerksamkeit auf sich. Die Franzosen gewannen das Rebound-Duell mit 43:27.
- Folgerichtig dominierten die Franzosen auch die Kategorien der Punkte nach Offensiv-Rebounds. Frankreich kam auf 14 Zähler, die USA auf gerade einmal 5.
- Der Gobert-Faktor in der Defense war lange nicht wie gewohnt zu spüren, speziell weil Mitchell immer eine Antwort hatte. Die USA erzielten starke 30 Punkte in der Zone in den ersten drei Vierteln, das gelang zudem mit einer starken Quote von 63 Prozent. Danach wurde es aber dunkel. Im Schlussabschnitt kamen die Amerikaner nur noch auf 4 Zähler bei einer Quote von 2/7 aus dem Feld.
- Die Niederlage war für die USA die erste WM-Niederlage seit 2006, damals scheiterte man im Halbfinale an Griechenland. Ein Viertelfinalaus gab es zuletzt bei der Schmach von 2002. In großen Turnieren hatten die Amerikaner zuletzt 58 Spiele in Folge gewonnen.
USA vs. Frankreich: Die Stimmen zum Spiel
Gregg Popovich (Head Coach USA): "Jede Niederlage tut weh, in dieser Situation noch etwas mehr. Aber das Leben geht weiter. Der Trainer und sein Team haben einen außergewöhnlich guten Job gemacht. Das ist die beste französische Mannschaft, die ich jemals gesehen habe."
Rudy Gobert (Frankreich): Wir sind hierher gekommen, um Gold zu gewinnen. Eine Menge Leute haben nicht an uns geglaubt, aber wir haben uns den Sieg geholt. Das bedeutet aber gar nichts, wenn wir jetzt nicht auch noch den Titel gewinnen."
Der Top des Spiels: Rudy Gobert
Nicht seine Defense war entscheidend, auch wenn sie gerade in der Schlussphase bärenstark war, sondern seine schiere Länge im Angriff. Immer wieder erarbeitete sich der Stifle Tower eine hervorragende Position unter dem Korb, was Team USA nur mit Fouls stoppen konnte. Am Ende hatte Gobert sich 10 Freiwürfe erarbeitet und starke 9 getroffen. Fun Fact: In der NBA traf Gobert nur in vier Spielen überhaupt mehr Freiwürfe als heute.
Der Flop des Spiels: Myles Turner
Ganz schwacher Auftritt des Centers von den Indiana Pacers. Wie oft Turner seine Position gegen Gobert aufgab, war unfassbar schlecht und das sah auch Popovich irgendwann ein. Der Mann der Pacers saß das komplette vierte Viertel nur auf der Bank. Seine Ausbeute? 10 Minuten, 2 Punkte, 2 Turnover, 3 Fouls.