EuroBasket 2022 - 32 Gedanken zum DBB-Klassiker vs. Litauen: Wir brauchen alle einen Drink

Ole Frerks
04. September 202221:00
Wagner hat das DBB-Team mit 32 Punkten zum Sieg gegen Litauen geführt.imago images
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Die deutsche Mannschaft hat im dritten Gruppenspiel bei der EuroBasket 2022 den dritten Sieg eingefahren - und was für einen! Das Double-Overtime-Drama gegen Litauen schrieb etliche Geschichten. Zu Ehren von Franz Wagners Career-High 32 Punkten haben wir 32 Gedanken zum Spiel gesammelt ...

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1. Was

2. Für

3. Ein

4. Spiel!

5. Es gibt Spiele, an die sich jeder noch lange erinnern wird, der in der Halle war. Das Spiel zwischen Deutschland und Litauen war eines davon, ein Instant Classic. Dazu führten: Eine unglaubliche Stimmung in der ausverkauften Lanxess Arena, in der sich ein lautes Heimpublikum mit den besten Auswärtsfans (mindestens) Europas "duellierte". Und natürlich ein Spiel, das an Wendungen und großen Szenen so reich war, dass man selbst bei 60 Punkten nicht alle von ihnen aufzählen könnte ...

6. Versuchen wir es also gar nicht erst, sondern beginnen direkt am Ende. Maódo Lô traf in der zweiten Overtime nicht einen, sondern gleich zwei epische Stepback-Dreier und tütete damit den Sieg ein, selbst wenn bis zur letzten Sekunde weiter gezittert wurde. Arnas Butkevicius verfehlte beim letzten Versuch, der dritte Sieg im dritten Spiel war endgültig perfekt, nachdem zuvor schon sowohl Dennis Schröder als auch Franz Wagner potenzielle Game-Winner vergeben hatten.

DBB-Trio schreibt gegen Litauen Geschichte

7. "Ich denke, wir hatten es verdient, dafür belohnt zu werden, dass wir zusammen geblieben sind", sagte Lô.

8. Drei verschiedene Spieler hatten in potenziell spielentscheidenden Situationen den Ball in der Hand, um die Entscheidung herbeizuführen. Das ist bemerkenswerter, als es sich anhört. Hatte Deutschland überhaupt schon mal drei Spieler vom Kaliber Schröder, Wagner und Lô, die sich fast immer einen Abschluss in solchen Situationen kreieren konnten? Wahrscheinlich eher nicht. Es gab zumindest noch nie drei DBB-Spieler, die in einem Spiel jeweils über 20 Punkte erzielen konnten.

9. Was das zu bedeuten hatte? "Wir haben 50 Minuten gespielt", ordnete Gordon Herbert in trockener Manier ein. Fair!

10. 50 Minuten sind eine lange Zeit, um auf dem höchsten Level Basketball zu spielen. Jonas Valanciunas kann ein Lied davon singen: Nachdem er sich bis tief in die zweite Overtime zu 34 Punkten und 14 Rebounds gewühlt hatte, war auch beim besten Spieler Litauens irgendwann der Ofen aus. Während der Pressekonferenz nach dem Spiel stand JV auf einmal auf, humpelte, fluchte wie wild, humpelte weiter, fluchte weiter ... Krämpfe. Er wird vermutlich nicht der einzige gewesen sein, der nach diesem Spiel akuten Magnesium-Mangel verspürte.

11. Das galt auch für Leute, die gar nicht selbst spielen mussten. "Ich glaube, ich brauche einen Drink", sagte MagentaTV-Experte Per Günther nach dem Spiel und zeigte damit, dass er nun endgültig Teil der Medien ist.

12. Valanciunas und viele seiner Teamkollegen witterten nach dem Spiel Schiebung, weil ihnen ein Technical Free Throw im dritten Viertel verwehrt geblieben war. Herbert hatte hier ein Technisches Foul erhalten, der zugehörige Freiwurf wurde jedoch einfach ... vergessen. Es ist schwer nachzuvollziehen, wie so etwas passieren konnte.

EuroBasket: Freiwurf-Kontroverse erzürnt Litauen

13. "Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Wie kann das möglich sein? Das ist doch Schulbasketball", sagte Valanciunas, seine Kollegen wurden noch deutlicher.

14. "Letztes Mal war es Gobert. Jetzt kriegen wir keinen Freiwurf für ein Technisches Foul. Wenn die Referees bei der EuroBasket weiter so ihren Job erledigen, dann weiß ich gar nicht, was ich über die FIBA sagen soll", schimpfte Marius Grigonis, den es auch nicht beschwichtigte, dass der Fehler zugegeben wurde. "Na und? Sie haben uns das Spiel gekostet. Jetzt gehen sie nach Hause und das war's."

15. Litauen hat gegen die Wertung des Spiels Protest eingelegt. Dieser wurde erwartungsgemäß abgeschmettert.

16. Interessanterweise waren es vorher lange eher die Deutschen gewesen, die sich mit der Linie der Schiedsrichter (oder deren Fehlen) schwer taten. Gerade Valanciunas hatte unterm Korb sehr viele Freiheiten, beziehungsweise es wurde kaum Defense gegen ihn "erlaubt". Folglich landete die gesamte Big Man-Riege der Deutschen in Foul-Problemen, Daniel Theis etwa konnte sich die Schlussphase komplett von draußen ansehen. Insgesamt wurden 33 persönliche Fouls notiert, Litauen bekam 35 Freiwürfe zugesprochen. 13 Fouls zog allein Valanciunas.

17. "Da muss ich jetzt aufpassen, was ich sage", sagte Theis zur Schiedsrichter-Leistung bei MagentaTV. "Daran sieht man vielleicht, dass die Schiedsrichter zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um eine eigene Linie zu finden, und dann so etwas vergessen wird... Wir haben das Spiel verdient gewonnen, aber ich weiß jetzt nicht, wie sowas dann im Nachhinein abläuft."

18. Verlässliche Informationen dazu waren im Nachgang scher zu bekommen. Auf ein offizielles Statement der FIBA wird noch gewartet.

19. Auf der anderen Seite foulte Domantas Sabonis aus. Das schadete den Litauern nicht unbedingt, im Gegenteil. Die NBA-Kombination mit Sabonis und Valanciunas nebeneinander generierte kaum Vorteile gegen die deutsche Mannschaft, die Offense war zu statisch, Valanciunas hatte gefühlt auch zu wenig Platz unterm Korb. Auf der anderen Seite konnten die Deutschen gegen zwei absinkende Bigs in der Regel gute Würfe herausspielen, in der ersten Halbzeit waren vor allem Handoffs immer wieder ein probates Mittel dafür. Gerade Wagner mit seiner Dynamik und seiner Länge hatte überhaupt keine Angst vor den Star-Bigs.

20. Stand nur Valanciunas auf dem Court, umgeben von vier Flügelspielern, tat sich die deutsche Mannschaft hingegen schwerer. Die 35 Minuten von JV "gewann" Litauen mit +10, es fehlte nur die Konstante in den Minuten ohne ihn. Eigentlich sollte Sabonis das sein, aber der Kings-Star ist bei diesem Turnier noch nicht wirklich angekommen.

21. Natürlich trug die deutsche Mannschaft dazu auch einiges bei. Es wurde auch bei Größennachteilen um jedes Territorium gekämpft, dazu kam oft im richtigen Moment die Hilfe vom Flügel. Und wo Litauen körperlich überlegen war, hatten die Deutschen enorme Vorteile in Sachen Geschwindigkeit und Athletik.

Dennis Schröder und das Problem mit dem Wurf

22. Für Schröder standen am Ende 25 Punkte zu Buche, allerdings brauchte der Kapitän dafür auch 27 Würfe. Gerade der Dreier bereitet etwas Sorgen, nach 2/10 in diesem Spiel steht Schröder im Turnier bei 3/19 (15,8 Prozent). Und trotzdem steht Deutschland bei 3-0 ... und trotzdem machte Schröder, abgesehen vom Abschluss, eigentlich wieder ein gutes Spiel. Über die letzten beiden Partien hatte DS-17 17 Assists und nur drei Ballverluste, das ist sehr stark. Und er ließ eben auch die anderen kochen, statt am Ende nur die Brechstange zu wählen, auch wenn sicherlich nicht jede Entscheidung perfekt war.

23. "Er ist über die Jahre immer erfahrener geworden. Er hat die Kontrolle, im richtigen Moment zu attackieren und zu übernehmen: Dennis ist der beste Point Guard Europas. Wir in Basketball-Deutschland können uns glücklich schätzen, einen Dennis Schröder zu haben", sagte Lô.

24. Richtig. Schröder tritt als idealer Leader dieses Teams auf.

25. Franz Wagner hat noch keine zehn A-Länderspiele auf dem Buckel und ist 21 Jahre alt. Er hat jetzt schon eins der besten Spiele gezeigt, die ein deutscher Nationalspieler (Non-Dirk-Edition) bisher so für sich reklamieren durfte. 32 Punkte (12/20 FG), 8 Rebounds, 2 Blocks standen am Ende für ihn zu Buche. "Wenn er so weitermacht, wird er ein ganz, ganz Großer", staunte Schröder, und er war bei weitem nicht der einzige.

26. "Der Typ ist geisteskrank", sagte Johannes Thiemann.

27. "Es ist hart zu glauben, dass er erst 21 Jahre alt ist", sagte Herbert.

28. Stimmt.

Wagner wehrt sich gegen Nowitzki-Vergleich

29. Wagner erhielt direkt zu Beginn des Spiels viele Touches und spielte mit einer bemerkenswerten Aggressivität, ohne dabei jemals zu überdrehen. Er schlitterte an Valanciunas vorbei zum Korb mit seinem patentierten Eurostep. Er packte Jump-Hooks aus, er hatte erneut einen Monsterblock. Er traf mehrere Stepback-Dreier. Er stellte die großen Jungs der Litauer vor noch größere Probleme.

30. Im laufenden Jahrtausend haben drei Spieler für Deutschland 30 Punkte geknackt: Dirk Nowitzki, Dennis Schröder, Franz Wagner.

31. Klar, dass der Name Nowitzki da auch in der Mixed Zone fallen musste. Wagner bügelte das souverän ab: "Ich mag es nicht, wenn Leute mit den Größten verglichen werden. Das setzt mich nur unter Druck und wird Dirk nicht gerecht. Dirk ist in seiner eigenen Liga. Ich will einfach nur mein Ding machen."

32. Selbst mit Dirk hat das deutsche Team noch nie die ersten drei Spiele einer EM gewonnen. Nun ist ein Tag Pause, am Dienstag geht es dann gegen Slowenien nicht ums Weiterkommen, sondern um den Gruppensieg. In der jetzigen Form geht Deutschland dann sogar als Favorit in das Spiel gegen den amtierenden Europameister .. wie wir alle gedacht haben!