Basketball-WM 2023 - Deutschland "schlafwandelt" zum Blowout: An Luka Doncic will noch niemand denken

Von Robert Arndt
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Trotz der vielleicht schlechtesten Vorstellung im Turnier hat Deutschland das Ticket für das Viertelfinale gebucht. Nun wartet Slowenien mit Luka Doncic. Der Bundestrainer ist dennoch nur bedingt zufrieden.

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So wirklich zufrieden wirkte Bundestrainer Gordon Herbert nach dem deutlichen Sieg gegen Georgien (100:73) nicht. Zum einen, weil natürlich wieder Fragen aufkamen, was denn jetzt mit Dennis Schröder sei, der sich im dritten Viertel am Rücken verletzte. So etwas kann der Kanadier so kurz nach dem Ende natürlich nicht beantworten. Zum anderen aber auch wegen der Leistung der eigenen Mannschaft.

Die Trauben hängen eben höher und eine Halbzeit lang hatten die Deutschen mit den kantigen Georgiern so ihre Schwierigkeiten. Kommunikationsprobleme in der Defense, vermeidbare Turnover und schlechte Transition-Defense - und trotzdem führte der DBB auch zur Pause knapp.

Es zeigte einmal mehr, wie hoch der "Floor" der deutschen Mannschaft ist. Für Herbert war dies aber nicht genug. "Mir hat nicht gefallen, wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben", sagte der Kanadier gewohnt nüchtern. Es habe an Intensität gefehlt, das war nach der Pause deutlich besser.

Auch Maodo Lô stimmte zu: "Das Spiel war schwierig. Wir haben wahrscheinlich unsere schlechteste Halbzeit im Turnier bisher gespielt. Auch in der zweiten Hälfte haben wir zwar angezogen, aber es war immer noch ein bisschen sloppy."

Aber selbst im Schlummermodus fegte der DBB in den zweiten 20 Minuten mit 57:32 über Georgien weg, das war dann doch der heraufbeschworene "Taifun", von dem Herbert ob der Sturm-Warnung vor drei Tagen gesprochen hatte.

Basketball-WM 2023: Die deutsche Gruppe K

PlatzTeamBilanzKorbverhältnis
1Deutschland4-0+74
2Slowenien4-0+62
3Australien2-2+32
4Georgien2-2-12
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DBB: Die deutsche Bank liefert weiter

Pluspunkte konnte dabei vor allem wieder die Bank sammeln, die schon nach dem Finnland-Spiel von Herbert explizit hervorgehoben wurde. Lô versenkte jeden seiner sechs Dreier, Moritz Wagner füllte mit 14 Punkten, 6 Rebounds und starken 5 Assists den Boxscore. Der Ball lief gerade in der zweiten Halbzeit viel besser, es wurde wenig Eins-gegen-Eins-Basketball gespielt und stattdessen immer wieder der freie Mann gefunden.

Georgien parkte wie zu erwarten mit seinen langen Bigs die Zone zu, in der zweiten Halbzeit wurden dann endlich die Schwachpunkte wie Sandro Mamukelashvili oder Giorgi Shermadini gezielt attackiert und Löcher gerissen.

Das alles sind gute Zeichen für den DBB, erst recht wenn Dennis Schröder tatsächlich Probleme mit dem Rücken haben sollte. Es wäre von Vorteil, wenn der Kapitän im Zweifel nicht zwischen 34 und 36 Minuten gehen muss. Gerade Lô war nun mit Ausnahme des Japan-Spiels stets ein guter Backup für den NBA-Star.

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DBB: Der Dreier ist endlich mal da

Und dann, und dann fiel auch endlich mal der Dreier. Lô stach heraus, aber auch der Rest des Teams versenkte 14/29 von Downtown, insgesamt also 20/35, was 57 Prozent entspricht. Sie können es also doch, nachdem man zuvor immer bei etwas unter 30 Prozent herumkrebste.

Außer Joe Voigtmann und Daniel Theis traf jeder Deutsche zumindest einen Versuch von draußen. Gerade die drei Treffer von Isaac Bonga waren wieder sehr wichtig, diese Dreier wird es weiterhin brauchen. Das alles sollte weiteres Selbstvertrauen geben (als ob diese Mannschaft davon noch mehr brauchte).

Denn bei allem Groll von Coach Herbert: Vier Spiele, vier Siege - das gab es für den DBB bei einem FIBA-Turnier noch nie, dank Slowenien ist das Ticket für das Viertelfinale bereits gebucht. Und wenn man so auf die Konkurrenz blickt, dann ist Deutschland in jedem Fall das bisher beste europäische Team bei diesem Turnier. Selbst Spanien kassierte in der Kreuzgruppe eine überraschende Pleite gegen Favoritenschreck Lettland. Somit sind nur noch drei Teams vom alten Kontinent ungeschlagen: Deutschland, Litauen und Slowenien.

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DBB: Wie stoppt man Luka Doncic?

Und einen aus diesem Trio wird es am Sonntag erwischen, da bekanntlich Deutschland gegen Slowenien ran muss. Beim DBB war das aber noch Zukunftsmusik. Ich werde mir erstmal einen Proteinshake reinpfeifen, mich in die Eistonne legen und dann gucken wir mal", meinte Moe Wagner und auch Herbert schien auf der PK wenig Lust zu haben, über Luka Doncic zu sprechen

"Wir hoffen, dass er die Würfe nicht trifft", meinte der Coach. "Er ist ein unglaublicher Spieler, der für Basketball lebt. Wie wir ihn verteidigen werden? Ich fand, dass wir letztes Jahr einen guten Gameplan gegen ihn hatten und er hat 44 Punkte gemacht. Ich habe noch keine Ahnung."

Man wird sich etwas einfallen lassen und ein paar Dinge anders machen als die Australier, die nicht nur gegen Doncic keine Mittel fanden, sondern auch offensiv enttäuschten. Slowenien wird scoren, Deutschland aber auch, erst recht, weil die Slowenen im Frontcourt wenig anbieten können.

Und machen wir uns nichts vor: Auch wenn Deutschland nun das Viertelfinal-Ticket gebucht hat, verliert das Slowenien-Spiel nicht an Bedeutung. Durch den spanischen Ausrutscher könnte der Gruppensieg noch einmal an Wichtigkeit gewonnen haben. Zum einen um Kanada (und den USA) aus dem Weg zu gehen, zum anderen um potenziell gegen Lettland (oder vielleicht doch Spanien?) im Viertelfinale ein Endspiel um ein Olympia-Ticket zu haben.

Zur Erinnerung: Die besten zwei europäischen Teams qualifizieren sich direkt für Paris 2024, mit einem Halbfinal-Einzug ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dies schon reichen wird. Ob das dem DBB-Team genug ist? Nicht ohne Grund gab es im Team schon vor dem Turnier einige Spieler, die auch mit Gold liebäugelten. Und das ist beileibe keine Träumerei mehr ...

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