Körperlich sind sie Giganten - dennoch versucht der DBB, die Spieler vor jeder Gefahr zu beschützen. Eine wichtige Facette, um das EM-Aus zu erklären. Ein Kommentar von SPOX-Chefredakteur Haruka Gruber.
Eines ist der Führung des DBB nicht vorzuwerfen: Wankelmütigkeit. Selbst nach der blamablen Niederlage gegen Großbritannien und dem vorzeitigen Ausscheiden in der EM-Vorrunde blieben Bundestrainer Frank Menz und Präsident Ingo Weiss bei ihrem Dogma: Bloß nicht die Mannschaft kritisieren.
Die Mannschaft ist jung, es gehe nur um die Perspektive und diese EM sowie die folgende WM wären ohnehin unwichtig, weil die Spieler noch Zeit bräuchten. Dass beide das Scheitern nicht dem Team anlasten, mag menschlich löblich sein. Nur: Dieser übertrieben ausgeprägte Beschützerinstinkt verhindert die Entwicklung der Mannschaft. Ein Eindruck, der sich seit 2009 immer mehr verfestigt.
DBB wittert Gefahren
Schon damals hieß es, dass die unerfahrene Mannschaft nicht an den Ergebnissen gemessen werden dürfe. Seitdem sind vier Jahre vergangen - nur die Rhetorik des DBB ist unverändert. Den Enttäuschungen bei der EM 2009, der WM 2010, der EM 2011 und jetzt der EM 2013 zum Trotz.
Dem Gedanken, dass die Spieler stressresistenter werden könnten, wenn der Druck mit konkreten Zielsetzungen erhöht wird, widersetzt sich der Verband vehement. Mehr noch: Der DBB erinnert bei Großturnieren an eine Übermutter, die ihr vermeintlich so gebrechliches Kind vor allen Gefahren abschirmt. Dabei werden die Medien als eine der größten Gefahren ausgemacht.
DBB baut Feindbilder auf
Stellvertretend eine Episode nach der Ukraine-Niederlage: Der DBB beschwerte sich darüber, warum Menz im Interview auf eine gelungene Szene des Gegners, es war der vielleicht spielentscheidende Dreier von Center Kyryl Natyazhko, angesprochen wurde.
Die Forderung des DBB: Man hätte Menz doch stattdessen nach einer geglückten Aktion des DBB fragen können - wie beispielsweise den zwei Dreiern von Philip Zwiener. In aller Deutlichkeit zur Erinnerung: Deutschland verlor gegen die Ukraine.
Der DBB baut Feindbilder wie die Journalisten auf und verschanzt sich in einer Wagenburg. Die Spieler werden im warmen Nest gehegt und gepflegt und nach Niederlagen von allen vermeintlich so störenden Einflüssen bestmöglich isoliert. Was der Verband aber unterschätzt: Damit nimmt er sich selbst eine Möglichkeit, Spieler schrittweise an die Erfordernisse des Spitzenbasketballs zu gewöhnen.
DBB hätte Zwischenrunde erreichen müssen
Wie soll sich ein deutscher Basketballer in einem WM-Halbfinale vor 10.000 fanatischen Fans gegen Griechenland behaupten, wenn er selbst den Druck vor 1000 Zuschauern gegen einen zweitklassigen Gegner als zu groß empfindet? Und wie soll er belastbarer werden, wenn er nach einem Versagen vor jeder Kritik bewahrt wird?
Fakt ist: Deutschland hätte gemäß seiner Leistungsfähigkeit in die Zwischenrunde einziehen müssen. Einen Kontrahenten wie Frankreich besiegt man nicht zufällig, es ist eine gewisse Substanz vorhanden. Zugleich ist es schwer erklärlich, wie ein Brite, der nächste Saison in der zweiten Liga in Gießen spielt, das DBB-Team gespickt mit Euroleague-erfahrenen Spielern derart dominieren kann. Jener Brite, Myles Hesson, erzielte 21 Punkte und 11 Rebounds.
Es ist ebenfalls keine Frage der spielerischen Qualität, wenn Deutschland in zwei Spielen hintereinander zu Beginn deutlich führt und vor lauter Selbstzweifel plötzlich einbricht. Gegen die Ukraine führte man 13:4 und lag 3:04 Minuten später mit 13:14 zurück. Gegen Großbritannien wurde aus einem 23:13 in 4:06 Minuten ein 23:24. Ähnlich systematisch die Anfälligkeit für Turnover.
Klubs erwarten Performance
Statt die Missstände explizit anzusprechen, verbleibt der DBB lieber im Trott und hofft auf die wundersame Mannwerdung seiner Spieler.
Vermutlich kommt sie sogar: Pleiß soll sich als Starting Center beim europäischen Topklub Laboral Kutxa behaupten, Benzing und Lucca Staiger werden sich mit den Bayern in der Euroleague bewähren, genauso Maik Zirbes und Karsten Tadda mit Bamberg, Alex King versucht sich in Berlin.
Diese Klubs erwarten sofort Performance und lassen dies die Nationalspieler auch spüren. Davon werden sie profitieren. Und damit auch der DBB - obwohl dieser wenig dazu beiträgt.
Der Spielplan der EuroBasket 2013