Die erste Halbzeit war lange überhaupt nicht nach dem Geschmack der deutschen Mannschaft gelaufen, bis zwei Minuten vor der Pause war Dennis Schröder sogar noch ohne Punkt. Mit einem Lauf in den letzten Minuten führte er seine Mannschaft jedoch wieder ran, sodass die Franzosen nur mit 6 Punkten Vorsprung in die zweite Halbzeit gingen. Diesen nahmen die Deutschen ihnen dann in einer überragenden zweiten Hälfte nach und nach ab.
Topscorer der deutschen Mannschaft war dabei ausnahmsweise nicht Schröder, sondern Daniel Theis mit 22 Punkten (8/9 FG, 2/2 3FG) und 7 Rebounds. Schröder kam trotz Schwierigkeiten mit dem Wurf auf 21 Punkte (5/15 FG), dazu punkteten Lucca Staiger (10) und Robin Benzing (12) ebenfalls zweistellig. Bei den Franzosen hielt Evan Fournier mit 27 Punkten dagegen, gerade in der Schlussphase spielte der Forward der Orlando Magic groß auf.
Dennoch hat es am Ende gereicht für die Überraschung. Deutschland steht im Viertelfinale und tritt dort gegen den Sieger der Partie Spanien gegen Türkei (am Sonntag) an.
Deutschland vs. Frankreich: Die Reaktionen
Dennis Schröder (DBB): "Wir können jeden schlagen, wenn wir alles richtig machen. Wir dürfen keine Angst haben. Im ersten Viertel habe ich nicht gut gespielt. Wir haben das Spiel gewonnen, das ist die Hauptsache."
Lucca Staiger (DBB): "Es war wie in jedem Spiel eine Teamleistung. In so einem Turnier geht immer alles. Nicht viele hätten gedacht, dass wie heute gewinnen."
Deutschland vs. Frankreich: Der SPOX-Spielfilm
Vor dem Tip-Off: Was in der Gruppenphase funktionierte, wurde auch im Achtelfinale beibehalten: Das deutsche Team begann mit Schröder, Tadda, Benzing, Barthel und Voigtmann. Die Franzosen eröffneten derweil mit Heurtel, De Colo, Fournier, Diaw und Seraphin.
1. Viertel: Beide Teams begannen defensiv hochkonzentriert und vorne sehr vorsichtig, insofern gab es zu Beginn nicht allzu viele Körbe zu bestaunen. Dank Heurtel setzten sich die Franzosen nach fünf Minuten dann aber erstmals auf 11:4 ab, dann legte Diaw noch einmal 3 nach - Auszeit Fleming. Benzing beendete eine gefühlt ewige Durststrecke, aber es wurde kaum besser. Mit Schröder auf der Bank beendeten die Franzosen das Viertel mit 19:10.
2. Viertel: Deutschland hatte offensiv weiter Probleme, dann traf auf einmal Staiger den Dreier mit Foul - endlich! Thiemann wühlte sich zu 4 weiteren Zählern, die Deutschen kamen wieder auf 6 ran, bevor Frankreich die Auszeit nahm. Staiger traf gleich noch einen Dreier, aber Frankreich ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, Diaw stelle wieder auf 34:24. Doch nun wachte endlich Schröder auf, mit 6 Punkten am Ende sorgte er immerhin für das 34:40 zur Pause - obwohl Deutschland alles andere als gut spielte.
3. Viertel: Schröder war nun drin im Spiel und legte schnell 7 Punkte nach, dann fand er Theis für einen Monster-Dunk über Diaw - nach dem zugehörigen Freiwurf waren es nur noch 2 Punkte. Lauvergne gab das Geschenk fast sofort mit zwei Dunks zurück, die Deutschen agierten jetzt aber mutiger - und auf Augenhöhe. Theis glich an der Freiwurflinie aus, dann wurden jedoch reihenweise Chancen verschenkt. Nach Fourniers And-1 und anschließendem Layup von Schröder ging es mit 56:55 ins letzte Viertel.
4. Viertel: Dreier von Lo, Staiger und dann Barthel brachten die Deutschen mit 4 Zählern in Front, es schien, als sei der Bann endgültig gebrochen. Frankreich wehrte sich jedoch und kam dank dem überragenden Fournier in den letzten Minuten wieder ran. Nach Fournier-Layup zu 5 Punkten Rückstand leistete sich Lo einen ganz blöden Ballverlust, Fournier traf sofort wieder für 3 - 2 Punkte noch bei 10 Sekunden zu spielen! Nun trafen Lo und dann Benzing aber die nötigen Freiwürfe. Ab ins Viertelfinale!
Deutschland vs. Frankreich: Der Boxscore
Der Star des Spiels
Daniel Theis. Was für eine starke Leistung vom Big Man! Theis war der wichtigste Verteidiger seines Teams, dazu war er an diesem Tag aber auch die sicherste Offensiv-Option. Nahm den Wurf mit Selbstvertrauen, auch von draußen. Sein Dunk in Transition über Diaw war das Highlight des Spiels, auch im vierten Viertel war er dann derjenige, der von seinem Team gesucht wurde. Auch stark war allerdings, wie sich Schröder nach seinem Horrorstart in diese Partie hineinkämpfte.
Der Flop des Spiels
Nando De Colo. Der gefürchtete ZSKA-Guard war in dieser Partie nicht der erwartete Faktor. Mit dem Wurf hatte er Probleme (6 Punkte, 3/11 FG), dazu auch als Playmaker nicht so effektiv wie gewohnt (4 Assists).
Deutschland vs. Frankreich: Das fiel auf
- Die Deutschen präsentierten sich zu Beginn wenig selbstbewusst in der Offense. Während die Franzosen Schröder mit teilweise vier Leuten jagten und fast komplett aus dem Spiel nahmen, verweigerten die anderen mehrfach ordentliche Wurfmöglichkeiten, gerade Voigtmann. Die Dreier, die genommen wurden, segelten zunächst auch alle daneben. Die Wurfquote im ersten Viertel? 28 Prozent (0/7 Dreier)!
- Defensiv hatten die Deutschen große Probleme, wann immer Fournier und Co. ins Laufen kamen. Im Setplay wiederum ging Frankreich viel über seine guten Big Men wie Lauvergne und Diaw, die den Deutschen mit ihrer Cleverness Schwierigkeiten machten.
- Auch bei den Rebounds hatten die Franzosen enorme Vorteile, in Halbzeit eins holten sie exakt doppelt so viele Boards wie die Deutschen (24:12). Lauvergne ackerte am offensiven Brett, Seraphin und Diaw brachten ihre Physis ebenfalls sehr gut ein. Beim deutschen Team vermittelte zunächst nur Thiemann, dass er physisch dagegenhalten wollte. Danach wurde es besser, trotzdem behielt Frankreich die Kontrolle am Brett (39:28).
- Bei all diesen Faktoren verwunderte es, dass Deutschland zur Pause nur mit 6 hinten lag. Das lag zum einen daran, dass man den Ball kaum verlor (nur 2 TO) und Fastbreak-Chancen limitierte. Allerdings war das Laissez-Faire der Franzosen teilweise auch ein Faktor. Die Blauen leisteten sich selbst 7 Turnover, dazu setzten auch sie jede Menge offene Würfe an den Ring. Sie bereuten dies in der zweiten Halbzeit, da sie es eben versäumt hatten, das DBB-Team zu "eliminieren".
- Die 6 Schröder-Punkte in den letzten zwei Minuten von Halbzeit eins erwiesen sich als Wendepunkt des Spiels. Im Anschluss realisierte nicht nur er, sondern auch sein Team, dass hier durchaus etwas möglich war. In der zweiten Halbzeit wurde die Defense viel besser, offensiv traten sie endlich mutiger auf - gerade Theis und Schröder bissen sich regelrecht zu ihren Punkten. Die Franzosen waren davon beeindruckt und verloren selbst ihren Rhythmus. Als dann auch noch endlich ein paar Dreier fielen, wurde die Sensation realistisch.