Mit seinem Wechsel zum FC Barcelona unternahm Tibor Pleiß den nächsten Schritt Richtung NBA, dabei hätte er den Sprung in die USA gern bereits im Sommer gewagt. Im SPOX-Interview spricht der Nationalspieler über die Pläne der Oklahoma City Thunder, die schwierige Situation im Sommer und seine neue Rolle in Barcelona.
SPOX: Herr Pleiß, erst der Weg nach Spanien, nun zum FC Barcelona, einem der größten Vereine Europas. Die Herausforderung scheint Ihnen zu gefallen. Woher kommt der Ehrgeiz, sich allem zu stellen?
Tibor Pleiß: Es ist eigentlich weniger die Herausforderung. Ich versuche grundsätzlich, Schritt für Schritt zu denken. Ich möchte nichts überstürzen. Vor meinem Wechsel nach Spanien hatte ich die Möglichkeit, in die NBA zu gehen, entschied mich dann aber für die Zwischenstation bei Laboral Kutxa - einfach, um mich weiter zu verbessern und dann als reiferer Spieler in die USA zu gehen. Nach zwei Jahren in Vitoria wollte ich den nächsten Schritt machen und da war Barcelona sicher nicht die schlechteste Wahl (lacht). Es ist ein weiterer Schritt nach vorne und ich versuche, mich dort durchzukämpfen und weiterzuentwickeln. Alles zu seiner Zeit. Für diesen Weg habe ich mich entschieden.
SPOX: Es gibt also einen fixen Karriereplan?
Pleiß: Einen Plan nicht direkt. Ich möchte mir einfach immer kleinere Ziele setzen, die ich am Ende auch erreichen kann, anstatt einem großen Ziel hinterherzulaufen, das mich am Ende unglücklich macht, da ich es noch nicht erreichen kann. Ich versuche einfach, mich in meiner jeweiligen Situation durchzukämpfen. Da sind diese kleinen Ziele wichtig. Man kann auch mal einen kleinen Schritt zurückgehen, um am Ende einen großen nach vorne zu machen. Setzt man sich die Ziele zu hoch, kann man schlussendlich auch sehr tief fallen.
SPOX: Ein kleines Ziel zu erreichen, hilft wahrscheinlich auch, den nächsten Schritt positiver anzugehen...
Pleiß: Ganz genau. Wenn man gerade etwas erreicht hat, ist man einfach selbstbewusster und bereit für den nächsten Schritt.
SPOX: Nachdem nach Barca in Europa nicht mehr allzu viel kommt, wäre der nächste Schritt in Ihrem Fall die NBA. Bereits im Sommer gab es Gerüchte, dass Ihnen der Sprung gelingen könnte. Wie nah waren Sie im Endeffekt dran an einem Wechsel in die USA?
Pleiß: Eigentlich war mein Ziel, bereits in diesem Sommer rüberzugehen. Die Thunder hatten aber andere Pläne für mich und noch keinen Platz im Team. Andererseits wollten sie mich auch nicht abgeben. Deshalb musste ich mich dann für einen Klub in Europa entscheiden und da kam mir das Angebot von Barca sehr gelegen. Ich wollte diesen weiteren Schritt nach oben machen, deshalb habe ich mich schlussendlich für Barcelona entschieden.
SPOX: Haben die Thunder Ihnen dennoch ihre genauen Pläne mitgeteilt? Stehen Sie regelmäßig in Kontakt?
Pleiß: Über die exakten Pläne haben wir nicht gesprochen. Das wird wahrscheinlich eher kurzfristig ablaufen. Zumal sie ihre Pläne für das Team der kommenden Saison wohl erst im nächsten Jahr endgültig ausarbeiten werden. Aber wir stehen natürlich regelmäßig in Kontakt. General Manager Sam Presti hat sich bereits ein Spiel angesehen, dazu kommen alle zwei Wochen Scouts, um mich zu beobachten. Sie rufen mich an, schreiben mir regelmäßig. Der Kontakt besteht definitiv und damit hoffentlich auch das Interesse, mich doch noch rüberzuholen (lacht).
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SPOX: Sie haben es bereits angesprochen: Der FC Barcelona ist sicherlich nicht die schlechteste Adresse. Wie haben Sie sich im Sommer auf die neue Aufgabe vorbereitet? Welche Aspekte Ihres Spiels sind Sie angegangen?
Pleiß: In diesem Sommer war die Situation für mich nicht ganz so einfach. Die Suche nach einem neuen Team hat sich ja ein wenig hingezogen. Ich habe dennoch an meiner Athletik gearbeitet und meine Beine gestärkt, um noch flinker zu sein. Spezifische Vorbereitung auf mein neues Team war lange aber gar nicht möglich. Ich habe sehr viel mit meinem Agenten gesprochen, um am Ende ein neues Team zu finden.
SPOX: Erschwert es die Vorbereitung, wenn man nicht weiß, auf welche Situation man sich einstellen muss?
Pleiß: Auf jeden Fall. Man hängt ein wenig in der Luft. Das ist nicht ganz einfach, da es einen beschäftigt und man sich ein wenig auf die Dinge abseits des Sports konzentriert.
SPOX: Macht sich sogar ein wenig Frustration breit?
Pleiß: Nein, das nicht. Ich war ja in der luxuriösen Situation, dass Barca und auch andere europäische Klubs bereits angefragt hatten. Zudem ging es am Ende glücklicherweise auch darum, bei welchem besseren Klub ich lande. Deshalb war ich in dieser Hinsicht eigentlich positiv gestimmt.
SPOX:Im letzten Interview mit SPOX sagten Sie, dass Sie sehr davon profitiert hätten, in Vitoria vergangenes Jahr eine zentralere Rolle in der Offense eingenommen zu haben. Das hat sich bei Barca trotz Ihrer starken letzten Saison natürlich wieder geändert. Wie haben Sie sich darauf eingestellt?
Pleiß: Ich muss einfach akzeptieren, dass ich hier eine andere Rolle habe als in Vitoria. Der Coach muss mich ja auch erstmal richtig kennenlernen. Momentan setzt er auf die Spieler, die bereits vergangene Saison hier waren, und ich spiele weniger. Das ist natürlich nicht so einfach. Aber ich versuche dennoch, meine Zeit, die ich habe, zu nutzen. Ich bin immer länger in der Halle, mache Einzeltraining oder lege zusätzliche Schichten im Kraftraum ein. Mein Ziel ist nach wie vor - wie vor jeder Saison - nach der Saison besser zu sein als zuvor. Ich bin ein Kämpfer und möchte auch diese Situation meistern. Auf einem solchen Niveau ist das natürlich eine Herausforderung.
SPOX: Hat Coach Pascual Ihnen erklärt, weshalb Sie derzeit weniger zum Einsatz kommen?
Pleiß: Nein, das nicht. Ich habe mich selbst an ihn gewandt, aber er sagt, dass er mit meiner Entwicklung sehr zufrieden ist. Auch damit, wie ich mich ins Team integriere. Das ist ebenfalls nicht einfach - gerade bei einem Team, das bereits länger zusammenspielt. Bislang ist Coach Pascual jedenfalls zufrieden und jetzt müssen wir einfach abwarten, was sich in den nächsten Wochen und Monaten tut. Ich hoffe aber, dass sich etwas verändert und ich im Laufe der Saison eine wichtige Rolle einnehme.
SPOX: Die Konkurrenz ist mit Maciej Lampe, den Sie noch aus Vitoria kennen, und Ante Tomic nicht gerade klein. Schaut man sich gerade von Tomic, einem der besten Center Europas, auch etwas ab?
Pleiß: Klar. Ich hoffe, dass allein der Fakt, dass ich jeden Tag mit Ante trainiere, mich besser macht. Bei Lampe ist das natürlich genauso. Er ist auch extrem gut. Ich versuche mich einfach weiterzuentwickeln.
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