Zum Abschied ein Sieg des Willens

Von Max Marbeiter
Trostsieg: Dusko Savanovic und der FCB feiern den zweiten Sieg in der Vorrunde
© getty

Mit einem hart umkämpften 95:89 gegen PGE Turow Zgorzelec hat sich der FC Bayern München von seinen Fans aus der Euroleague verabschiedet. Der deutsche Meister lag beinahe über das gesamte Spiel zurück, sicherte sich dank einer Energieleistung im Schlussviertel aber doch noch den Sieg. Zusätzlichen Grund zur Freude lieferte das Comeback von Kapitän Bryce Taylor.

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Um viel ging es nach dem sicheren Aus durch die Niederlage in Milan für die Bayern nicht mehr. Manchmal muss es das jedoch auch nicht. Und so mussten sich die Münchner im letzten Heimspiel dieser Euroleague-Saison sicherlich nicht mangelnden Einsatz vorwerfen lassen.

Sehr wohl allerdings, dass die Defense trotz angebrachter Intensität abermals nicht das nötige Level erreichte. Der Druck war da, nur gestattete der FCB auch Zgrozelec zu viele offene Würfe, was sich wiederum in einem schnellen Rückstand ausdrückte. Lange liefen die Bayern hinterher, kamen Mitte des dritten Viertels jedoch zurück, nur um Zgorzelec' Vorsprung zu Beginn des Schlussabschnitts wieder bis auf elf Punkte anwachsen zu lassen.

Offenbar fühlte sich der deutsche Meister jedoch an der Ehre gepackt. Es wurde gefightet - und tatsächlich noch einmal zurückgekommen. Angeführt von Dusko Savanovic, bestärkt durch eine nun besser funktionierende Defense gingen die Bayern kurz vor Schluss erstmals in Führung. Es sollte der letzte Führungswechsel sein. Schaffartzik blieb an der Linie eiskalt, Savanovic traf von draußen, der zweite Saisonsieg war perfekt. Topscorer war ein herausragender Savanovic mit 31 Zählern. Für Zgorzelec kam Nemanja Jaramaz auf 16 Punkte.

Die Reaktionen:

Svetislav Pesic (Bayern München): "Die letzten zehn Minuten haben wir gezeigt, dass dieses Team Basketball spielen kann. Dank unserer dann sehr guten Defense und Konzentration haben wir da 32 Punkte gemacht. Unser Problem ist nach wie vor nicht die Offense, wenngleich sie natürlich immer besser sein. Unsere Zukunft hängt von weiteren Verbesserungen des physischen Zustands, der Defense und beim Rebound ab.

...über Bryce Taylors Comeback: "Wir haben die Entscheidung heute Vormittag getroffen - wie bei Gavel in Milan. Robin Benzing hat sich vorgestern verletzt und Bryce wollte versuchen, zu spielen. Wir wollten kein zu großes Risiko eingehen. Er wollte der Mannschaft helfen, aber er hat sich auch selbst geholfen, indem er nach gut sechs Monaten wieder auf dem Court stand. Das war für ihn mental sehr wichtig. Das war natürlich ein gewisses Risiko. Momentan hat er zwar keine Beschwerden an der Leiste, aber wir müssen aufpassen, dass keine Folgeverletzungen auftreten. Er ist jetzt zurück in der Mannschaft."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Comeback-Zeit bei den Bayern. Kapitän Bryce Taylor steht nach seiner Leisten-OP wieder im Kader, wird jedoch nicht starten. Dafür beginnt Paul Zipser erstmals in dieser Euroleague-Saison. Bo McCalebb, Nihad Djedovic, Jan Jagla und John Bryant komplettieren die Münchner Starting Five. Für Zgorzelec stehen Tony Taylor, Michal Chylinski, Filip Dylewicz, Chris Wright und Ivan Zigeranovic bei Tipoff auf dem Parkett.

3.: Nachdem die Polen das Spiel mit zwei erfolgreichen Dreiern beginnen, beendet Bryant Bayerns Durststrecke. Mit einem Anflug eines Dream-Shakes verlädt er Zigeranovic und legt den Ball durch die Reuse - 6:2 Zgorzelec!

6.: Zipser trifft den Dreier, doch die Bayern sind nicht schnell genug hinten. Taylor spielt den Lobpass, Wright hebt ab, steht in der Luft - Alley-Oop! Kurz darauf windet sich Stimac schön um gleich drei Gegenspieler herum - 12:10 Zgorzelec!

10.: Der Kapitän ist zurück. Erstmals in dieser Saison betritt Bryce Taylor das Parkett. Die Fans freut's, Kulig trifft jedoch ganz trocken aus der Mitteldistanz. Savanovic antwortet per Drive inklusive Layup - 22:16 Turow!

14.: Richtig kommen die Bayern irgendwie nicht ran. Vielleicht ja jetzt. Taylor steigt erstmals von draußen hoch - und trifft. Jaramaz' Midrange Jumper sitzt jedoch ebenfalls und natürlich auch Moldoveanus Dreier - 35:25 Zgorzelec!

19.: Bryant verlegt direkt am Ring - und ist damit nicht allein. Momentan lassen die Bayern zu viele tendentiell einfache Würfe liegen. Nikolic trifft auf der Gegenseite beide Freiwürfe - 42:33 Zgorzelec!

24.: Die Bayern tun sich weiter schwer. Diesmal gelingt Taylor jedoch der Steal. Fastbreak-Dunk? Eher nicht. Wright hat keine Lust auf Spektakel und räumt den Bayern-Kapitän unsauber ab. Taylor trifft einen von zwei Freiwürfen - 56:46 Zgorzelec!

29.: Es sind die kleinen Dinge, die Taylor so wichtig machen. Nach Staigers vergebenem Dreier schnappt sich der Kapitän den Offensivrebound und bringt die Bayern mit zwei erfolgreichen Freiwürfen auf einen heran. Nur ist Moldoveanu im Gegenzug nach dem Drive schon wieder zu offen. Der nächste Dreier.

35.: Der Jüngste setzt ein Ausrufezeichen! Nach Bryants vergebenem Layup drückt Zipser den Spalding per Tipdunk durch die Reuse. Gavel legt hinten das Hustle-Play nach, begeht dabei jedoch das Foul. Collins trifft kurz darauf trotz Zipsers guter Defense den Fadeaway - 78:71 Zgrozelec!

38.: Bitter für die Bayern! Zgorzelec bestraft Zipsers Ballverlust per Dreier. Savanovic antwortet jedoch umgehend von Downtown. Die Halle steht. Erst recht, als Bryant die Bayern wenig später von der Linie erstmals in Führung bringt.

40.: Unfassbar! Savanovic ist so unglaublich heiß. Zwei Meter hinter der Dreierlinie drückt der Serbe ab - drin. Schaffartzik bleibt im Anschluss von der Freiwurflinie eiskalt und sichert den Sieg für die Bayern.

Der Star des Spiels: Diesmal kann es nur einen geben. Was Dusko Savanovic offensiv lieferte, war schlicht sensationell. Der Serbe trug die Bayern durch das letzte Viertel, befeuerte das Comeback und traf am Ende wie er wollte (11/16 FG, 4/6 3FG).

Der Flop des Spiels: Ivan Zigeranovic fand kaum ins Spiel. Zgorzelec Center war am Brett kaum ein Faktor (2 Rebounds) und verbrachte wohl auch deshalb große Teile des Spiels auf der Bank (14 Minuten).

Das fiel auf:

  • Ob nun bereits ausgeschieden oder nicht - die Bayern wollten sich im letzten Euroleague-Heimspiel der Saison nicht den Vorwurf gefallen lassen, den Wettbewerb vorläufig für beendet erklärt zu haben. Der deutsche Meister trat sehr engagiert auf, fightete an beiden Enden des Feldes, als seien die Top 16 weiter möglich.
  • Das machte sich auch in der Defense bemerkbar. Coach Pesic trieb sein Team immer wieder dazu an, Zgrozelec über das gesamte Feld unter Druck zu setzen. Fullcourt Press war angesagt. Der Einsatz in der Defense stimmte.
  • Aber, ja, aber: Das allgemeine Auftreten am hinteren Ende des Feldes ließ erneut zu wünschen übrig. In Transition ließen die Münchner ihre Gegenspieler zu oft laufen, was speziell Wright zu gleich mehreren Alley-Oops nutzte. Zudem kollabierte die Defense nach Drives oder dem Pick-and-Roll mal wieder zu schnell. Mal wieder boten sich dem Gegner so zu viele offene Dreier, was sich Zgorzelec nur zu gern zunutze machte. Ein ums andere Mal trafen die Polen von draußen, erspielten sich so schnell einen Vorsprung und hielten selbigen dann auch lange relativ konstant bei zehn Punkten.
  • Zudem konfrontierten die Polen den FCB dank ihres schnellen, athletischen Backcourts immer wieder mit Mismatches. Tony Taylors Speed gepaart mit Wrights Größe und Athletik ließ die Münchner mitunter verzweifeln. Hinzu kam Big Man Kulig, dessen Kombination aus Masse und sicherem Wurf bis raus an die Dreierlinie für den deutschen Meister nur schwer zu verteidigen war.
  • Gegen Mitte des zweiten Viertels hatten sich die Bayern ein wenig besser auf den Gegner eingestellt, ließen etwas weniger offene Würfe zu. Zwar traten sie selbst offensiv deutlich variabler auf als zuletzt, vergaben mitunter jedoch auch einfachste Würfe direkt am Brett. Zudem war die Mannschaftsfoulgrenze schnell erreicht, sodass Zgorzelec dank unzähliger Freiwürfe konstant punktete.
  • Erst im letzten Viertel gelangen den Bayern regelmäßig Stopps. Die Defense hatte ein wenig an Sicherheit gewonnen, Zgorzelec musste sich seine Punkte härter erarbeiten. So startete der FCB sein Comeback, das dank Savanovic und Schaffartzik schlussendlich auch gekrönt wurde.

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