In Stuttgart musste sich die 29 Jahre alte Mönchengladbacherin nach zehn Runden ihrer drei Jahre älteren Gegnerin geschlagen geben und verlor somit die Weltmeister-Titel der Verbände WBC, WIBF und WBO.
Für Menzer war es zudem die erste Niederlage im 27. Profikampf nach zuvor 26 Siegen. Ihre 32 Jahre alte Gegnerin verbesserte ihre Kampfbilanz auf 10 Siege (4 durch K.o.), 3 Niederlagen und ein Unentschieden.
Menzer entschuldigt sich
Menzer entschuldigte sich nach dem Fight für ihre schwache Leistung: "Ich möchte mich bei meinem Trainer und meinen Fans für meine Leistung entschuldigen. Ich war heute enttäuschend. Ich habe eine so gute Vorbereitung gemacht. Aber mit dieser Gegnerin bin ich einfach nicht zurecht gekommen. Ich bin sehr traurig. Aber ich weiß auch, dass jeder große Boxer irgendwann einmal verloren hat. Es ist nur die Frage, wie man zurückkommt und was man aus der Niederlage für Lehren zieht. Glückwunsch an Jeannine! Du bist eine verdiente Siegerin. Ich hätte natürlich gern das Rematch. Um zu beweisen, dass ich es doch besser kann."
Die 32 Jahre alte Garside, die ihren Status als Nummer eins der unabhängigen Computer-Rangliste "boxrec.com" eindrucksvoll untermauern konnte, willigte spontan in ein erneutes Duell ein.
Menzer fand keine Mittel und Wege
Gegen die aggressive Art ihrer Gegnerin, die unbeirrt nach vorne marschierte, fand Menzer einfach keine Mittel und Wege. Bereits nach drei Runden lag die kanadische Rechtsauslegerin auf den Punktzetteln der Kampfrichter vorne.
Garside punktete mit ihrer krachenden linken Schlaghand und wich keinen Zentimeter zurück. In der letzten Runde ging eine sichtlich demoralisierte Menzer sogar einmal zu Boden, was der Ringrichter jedoch nicht als Niederschlag wertete.
Garside bedankte sich anschließend beim Stuttgarter Publikum: "Ich bin überwältig, ich habe es geschafft. Ich danke Ina für die Chance und für den tollen Kampf. Ina ist eine sehr harte Boxerin. Aber ich war heute die Bessere. Danke an Stuttgart, danke an Deutschland. Ihr habt mich toll behandelt."
Kreislaufkollaps bei Arslan
Doch der bittere Abend war für Universum noch nicht vorbei: Schützling Firat Arslan (39) kämpfte gegen den Franzosen Steve Herelius (33) um die Interims-Weltmeisterschaft der WBA im Cruisergewicht.
Für Ex-Weltmeister Arslan, der aufgrund eines Ermüdungsbruches und eines schweren Fahrradunfalls 21 Monate pausiert hatte, war es die letzte Chance, sich wieder Richtung WM-Titel zu boxen. Doch den Beginn des Kampfes dominierte sein Gegner: Er feuerte Salven an Schlägen ab, musste dem hohen Tempo aber ab der vierten Runde Tribut zollen - und Arslan wurde stärker.
Mit der disziplinierten Doppeldeckung wehrte er zahlreiche Schläge ab, boxte überlegt und bewahrte einen kühlen Kopf. Trotz der herausragenden Beinarbeit und den variantenreichen Schlägen des Franzosen drehte Arslan den Kampf und führte nun seinerseits klar nach Punkten.
Doch in Runde elf brach Arslan plötzlich ein, verschanzte sich hinter seiner Deckung, taumelte und bewegte sich ausschließlich im Rückwärtsgang. Nach dem Gong hielt er sich völlig benommen an den Ringseilen fest und musste vom Ringrichter zu seiner Ecke geführt werden.
Abend endete im Krankenhaus
Trainer Michael Timm brach sofort den Kampf ab, während Arslan völlig weggetreten auf seinem Stuhl saß und nach wenigen Minuten von den Sanitätern auf einer Trage aus der Halle getragen werden musste. Offenbar erlitt Arslan in der über 30 Grad warmen Halle einen Kreislaufkollaps.
Universum-Arzt Dr. Michael Ehnert gab Entwarnung: "Obwohl er vorher zwei Liter Wasser in der Kabine getrunken hatte, war Firat durch die Kraftanstrengung vollkommen dehydriert. Durch den erheblichen Flüssigkeits- und Mineralverlust erlittet Firat einen Kreislaufzusammenbruch. Noch im Krankenwagen wurden 4 Liter mineralische Flüssigkeit intravenös zugeführt. Dadurch konnte sein Kreislauf stabilisiert werden, eine Beatmung war nicht erforderlich, und er war noch vor Eintreffen im Krankenhaus wieder völlig klar."
"Arslan nicht mehr Herr seiner Sinne"
Für Timm stand der Abbruch des Kampfes sofort fest, doch Arslans Freund Luan Krasniqi forderte in der Ringecke, den nach Punkten vorne liegenden Arslan noch die letzte Runde boxen zu lassen.
"Ich hatte gesehen, dass die Runde nur noch wenige Sekunden ging. Wenn das anders gewesen wäre, hätte ich schon früher abgebrochen. Ich habe gesehen, dass er beim Zurückkehren in die Ecke schon nicht mehr Herr seiner Sinne war. Da geht die Gesundheit des Boxers vor. Es gibt auch noch ein Leben nach dem Sport. Das darf man bei allem Ehrgeiz nie vergessen. Dass Firat nicht aufgeben wollte, ist typisch für ihn. Er ist ein großer Kämpfer mit großem Herz. Er hat seine Sache bis dahin ganz toll gemacht", sagte Timm anschließend.Herelius wurde der Sieg und der Titel als Interims-Weltmeister zugesprochen. Er hat nun das Recht, den amtierenden Weltmeister Guillermo Jones herauszufordern, der 2008 Arslan den Titel abgenommen hat. Arslans Zukunft hingegen ist fraglich. "Ich werde nicht sagen, was ich ihm empfehle", erklärte Universum-Boss Klaus-Peter Kohl.