Ein Indiz dafür, dass sich Huck vor allem beim Heimvorteil bedanken kann: Der amerikanische Punktrichter sah Lebedew mit 116:112 vorne, der niederländische sowie spanische Punktrichter werteten den Kampf 115:112 für Huck. Der Gesamtscore von SPOX lautete 117:114 pro Lebedew.
Der 26-jährige Huck zeigte in der Berliner Max-Schmeling-Halle eine enttäuschende Leistung, verließ sich fast ausschließlich auf seine starke Rechte. Seine linke Führhand setzte er hingegen fast nie gegen Lebedew ein, der körperlich topfit war und über die zwölf Runden gesehen der deutlich aktivere Boxer war. Dem zähen Russen gelang es jedoch nicht, klare Treffer zu landen.
Huck erklärte nach dem Kampf, dass er sich bereits in der vierten Runde einen Rippenbruch zugezogen hatte und deswegen zurückhaltender kämpfen musste. "Jeder Schlag von mir fühlte sich an wie ein Messerstich", sagte er. Das hielt jedoch einige Zuschauer nicht davon ab, ihn nach Kampfende ob des umstrittenen Kampfausgangs auszupfeifen.
Hucks Trainer Ulli Wegner: "Sicherlich war es eine knappe Angelegenheit. Der Russe hat dem Kampf gemacht, wir hatten die klareren Treffer. Eine oder zwei Runden lagen wir aber vorne."
Die SPOX-Scorecard | 1. | 2. | 3. | 4. | 5. | 6. | 7. | 8. | 9. | 10. | 11. | 12. | Score |
Marco Huck (31-1-0) | 9 | 10 | 10 | 9 | 10 | 9 | 9 | 10 | 9 | 10 | 9 | 10 | 114 |
Denis Lebedew (21-1-0) | 10 | 9 | 9 | 10 | 10 | 10 | 10 | 10 | 10 | 9 | 10 | 10 | 117 |
Der SPOX-Spielfilm:
1. Runde: Die Stimmung ist grandios. Beide beginnen kontrolliert. Man merkt Huck an, dass er taktisch diszipliniert boxen will. Bloß nicht ins offene Messer laufen, lautet offenbar seine Devise. Den besseren Beginn hat aber Lebedew erwischt, der sehr klug boxt. Der Russe ist schnell auf den Beinen und versucht mit seiner gefährlichen Linken durchzukommen. Huck etwas zu verhalten, kassierte mindestens zwei klare Treffer.
2. Runde: Erste starke Szene von Huck, der mit der Rechten durchkommt. Lebedew taumelt leicht, fängt sich aber schnell wieder. Der Russe nicht mehr ganz so aktiv, scheint wesentlich beeindruckter als in der 1. Runde.
3. Runde: Ausgeglichene Runde mit leichen Vorteilen für Huck, der Lebedews Schlägen gut ausweicht und immer wieder versucht, mit schnellen Kontern zum Erfolg zu kommen. Mit etwas mehr Präzision wäre der eine oder andere Wirkungstreffer möglich gewesen.
4. Runde: Ein intensiver, packender Kampf. Huck aber wieder zu passiv. Die Deckung ist okay, doch dass Lebedew aktiver ist, wird den Punktrichtern aufgefallen sein. Hier und da mit einem Konter anzugreifen, ist zu wenig.
5. Runde: Huck verlässt sich fast ausschließlich auf die Rechte, mit seiner Führhand arbeitet er beinahe gar nicht. Lebedew einmal kurz am Boden, aber nicht wegen eines Treffers, sondern weil er ausgerutscht ist. Es bleibt eng.
6. Runde: Beide Boxer gehen wesentlich mehr Risiko als vorher, vor allem Huck passt weniger auf seine Deckung auf versucht mit der Rechten sein Glück. Lebedew kassiert zwei, drei klare Treffer, aber der Russe landet häufiger mit seinem rechten Jab das Ziel.
7. Runde: Es sieht nicht gut aus für Huck, er wirkt verunsichert. Lebedew ist sehr flink unterwegs und scheint einfach nicht nachzulassen. So langsam wirkt Huck ratlos ob der Zähigkeit des Russen.
8. Runde: Huck etwas verbessert. Seine Rechte kurz vor dem Rundenende war nicht schlecht, aber Lebedew weiter unbeeindruckt.
9. Runde: Der Kampf ist nicht mehr so intensiv wie zu Beginn. Lebedew boxt weiter sehr intelligent, lässt Huck einfach nicht in den Rhythmus kommen.
10. Runde: Kommt Huck noch einmal? Er scheint aufgewacht zu sein, seine krachende Rechte kommt zweimal klasse durch. Er geht jetzt mehr Risiko, das ist aber auch nötig. So muss es weitergehen!
11. Runde: Endlich zeigt auch Lebedew Anzeichen von Ermüdung. Nicht mehr ganz so wuselig, auch wenn er im Vergleich zu Huck weiter der Aktivere ist. Beiden Boxern gelingen keine klaren Treffer. Aber weil Lebedew einfach mehr investiert und riskiert, sollte diese Runde wieder ihm gehören.
12. Runde: Enttäuschende letzte Runde, beide Boxer sehr zurückhaltend. Huck jubelt aber sofort nach dem Kampfende trotz einiger Pfiffe gegen ihn. Das Sauerland-Lager ist sich offenbar sicher, den Kampf gewonnen zu haben.