SPOX: Herr Huck, die Pflichtverteidigung gegen Denis Lebedew steht an. Wie fühlen Sie sich?
Marco Huck: Die Vorbereitung lief sehr gut. Wenn ich gegen Denis in den Ring steige, werde ich wie eine Rakete sein, wie eine Granate. Ich werde ihn schlagen.
SPOX: 2004 ist der letzte Gegner mit Lebedew über alle Runden gegangen. Welche Strategie haben Sie sich gegen ihn zurechtgelegt?
Huck: Ich habe ganz andere Qualitäten als die Boxer, die bisher mit ihm im Ring gestanden sind. Mit mir trifft er auf einen Mann, der ihm seine Grenzen aufzeigen wird. Ich fühle mich stark, bin super trainiert und weiß, was ich kann. Ich schlage jeden, egal wen.
SPOX: Sie kämpfen erneut in Berlin...
Huck: Das war ein großer Wunsch von mir. Anfangs war das Ausland im Gespräch, zum Beispiel über Monaco wurde geredet. Glücklicherweise habe ich mich aber durchgesetzt, denn in Berlin zu kämpfen war mir sehr wichtig. Ich liebe diese Stadt.
SPOX: Ist Ihre Mutter diesmal dabei?
Huck: Nein. Sie hat mich noch nie live boxen sehen. Egal ob bei den Amateuren oder jetzt bei den Profis. Sie hat einfach zuviel Angst um mich. Wenn ich nach einem Kampf nach Hause komme, weint sie. Auch wenn ich gewonnen habe...
SPOX: Berlin ist zur Boxstadt geworden. Sie und Arthur Abraham waren für die Wahl als Berliner Champion des Jahres nominiert, Ulli Wegner in der Kategorie Trainer. Wurde er verdient zum 'Trainer des Jahres' gewählt?
Huck: Natürlich hat er es verdient. Es wäre schlimm gewesen, wenn nicht. Der Mann bringt alle Voraussetzungen mit, die man für diesen Job braucht. Und auch neben dem Sport ist er ein Vorbild für alle. Er hat ja sogar das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement bekommen. Wenn nicht er 'Trainer des Jahres' wird, wer dann?
SPOX: Es heißt immer, Ulli Wegner sei relativ streng...
Huck: Ziemlich. Er wird auch der 'Diktator' genannt. Er haut gerne mal mit der Faust auf den Tisch. Für mich ist er eine absolute Autoritätsperson. Ich nehme alles, was er sagt, sehr ernst. Er hat mich zum Weltmeister gemacht. Da ich das bleiben möchte, höre ich auf ihn. Ich habe ihm allerdings auch bewiesen, dass ich hart trainieren und sportlich leben kann. Letztendlich muss diese Einstellung von einem selbst kommen, sonst klappt es auf Dauer nicht.
SPOX: Für Abrahams Niederlage fand Wegner klare Worte. Derzeit sieht es für King Arthur im Super-Six-Turnier nicht allzu gut aus, auch stiegen im Laufe des Turniers drei Teilnehmer aus. Wird diese Turnierform dennoch auch im Cruisergewicht eingeführt?
Huck: Vielleicht kommt es ja noch zustande. Es wäre eine sehr lukrative Sache, doch im Supermittelgewicht ist das Turnier nicht optimal verlaufen. Bei Arthur war die Pause zwischen den Kämpfen zum Beispiel zu lang.
SPOX: Sie sind also gegen ein Super-Six-Turnier im Cruisergewicht?
Huck: Dafür spricht natürlich, dass man gutes Geld verdienen kann. Als Nachteil sehe ich, dass man sich sehr lange bindet. Warten wir es einfach ab. Die Entscheidung wird schließlich sowieso nicht von mir, sondern von verschiedenen Managern und Promotern gefällt.
SPOX: Welche Teilnehmer wären denn dabei? Auf Lebedew würden Sie wohl noch einmal treffen.
Huck: Definitiv. Der Kampf gegen Lebedew am 18.12. ist für mich eine Art Härtetest für ein mögliches Super-Six-Turnier. Im Turnier selbst würde ich gerne gegen alle Weltmeister meiner Gewichtsklasse boxen: Guillermo Jones, Steve Herelius, Krzysztof Wlodarczyk und vor allem möchte ich eine Revanche gegen Steve Cunningham. Ich will einen nach dem anderen boxen - bis ich alle Gürtel habe.
SPOX: Ist eine Revanche gegen Cunningham der Grund, warum Sauerland ihn verpflichtet hat?
Huck: Das weiß ich nicht. Aber ich habe in meiner Profizeit nur gegen Cunningham verloren, deshalb muss eine Revanche her. Beste Freunde fürs Leben werden wir nicht mehr, aber wie heißt es so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft.
SPOX: Sie haben schon mal angekündigt, in absehbarer Zeit ins Schwergewicht wechseln zu wollen. Ist das noch ein Thema?
Huck: Durchaus. Nach den Erfolgen in meiner Gewichtsklasse könnte ich ins Schwergewicht wechseln, diese Klasse aufmischen und danach sage ich "Arrivederci". Vor allem möchte ich gegen David Haye kämpfen. Ich kann schon regelrecht riechen, wie es ist, ihn zu schlagen. Er ist momentan der führende Mann im Schwergewicht. Wenn die Klitschkos wirklich beweisen wollen, dass sie die Besten im Schwergewicht sind, dann müssen sie gegen Haye kämpfen. An ihm führt kein Weg vorbei.
SPOX: Glauben Sie denn, dass ein Kampf zwischen Haye und einem der Klitschkos zustande kommt?
Huck: Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht daran. Vor allem für die Fans wäre das sehr schade.
SPOX: An was hapert es? Geht es nur ums Geld?
Huck: Wer weiß es schon genau? Vielleicht liegt es an den Verträgen. Ein Mann wie Haye hat es in seiner Position eben nicht nötig, alles anzunehmen.
SPOX: Man hat den Eindruck, die Klitschkos suchen sich nur Fallobst als Gegner aus. Gibt es keine besseren? Oder wollen sie keine besseren?
Huck: Die meisten Gegner, die gegen die Klitschkos boxen, geben sich scheinbar schon vorher auf. Bevor sie in den Ring steigen, haben sie schon verloren. Für sie geht es nur darum, mit dem Kampf etwas Geld zu verdienen.
SPOX: Es gibt Gerüchte, dass Lennox Lewis und Luan Krasniqi über ein Comeback nachdenken. Was sagen Sie dazu?
Huck: Lennox Lewis kehrt definitiv nicht mehr zurück. Wofür auch? Was will er noch im Ring? Die Gerüchte um Luan Krasniqis Rückkehr in den Ring hingegen stimmen: Er kommt zurück. Zumindest, wenn er gegen die Klitschkos kämpfen kann. Allerdings wird er davor noch einen Aufbaukampf brauchen.
SPOX: Hätte er Chancen gegen die Klitschkos?
Huck: Das Publikum will solche Kämpfe wie Krasniqi vs. Klitschko sehen. Alles andere wird sich im Ring zeigen.