Felix Sturms schwerster Gegner am Samstag heißt Dieter Bohlen. Und nicht Ronald Hearns. Der "Superstar-Sucher" muss mit seiner Sendung bei "RTL" pünktlich fertig werden, damit Sturm in Stuttgart bei "Sat.1" (23 Uhr) rechtzeitig in den Ring klettern kann und die Leute umschalten. Die Quote zählt schließlich für den Mittelgewichts-Champion der WBA bei seinem zweiten Auftritt als selbstständiger Box-Unternehmer.
Bei seiner Premiere nach seinem Abschied vom Hamburger Universum-Stall im September 2010 in Köln gegen Giovanni Lorenzo (Dominikanische Republik) sammelte er einen Marktanteil von 28 Prozent ein, etwas über fünf Millionen Zuschauer. Das ist ok, aber nicht die Welt und sollte noch mehr werden. "Meine Rechnung ging auf", erklärte Sturm nach dem ersten Mal.
Dennoch halten sich in der geschwätzigen Szene die Gerüchte, er habe bei der Veranstaltung draufgezahlt. Das Rahmenprogramm muss organisiert werden, der umstrittene deutsch-türkische Promoter Ahmed Öner erledigt das für ihn. Die Arena ist zu buchen, Vip's sind einzuladen, Showelemente, Abgabe an den sanktionierenden Weltverband, Kost und Logis für die Offiziellen - es läppert sich. Aber das ist der Preis der Freiheit.
Sturm will weiter in Deutschland boxen
950.000 Euro hatte er nach einem gerichtlichen Vergleich bereits an seinen ehemaligen Promoter Klaus-Peter Kohl bezahlt, um aus dem Vertrag mit Universum herauszukommen. Er baute ein Gym in Köln, unterstützt die Familie in Bosnien und leistet sich auch einen eigenen Betreuerstab. "Ich wollte meinen Traum leben", sagt Sturm, "Geld ist nicht meine Motivation."
32 Jahre alt ist der Kölner jetzt, vier, fünf Jahre möchte er noch im Ring stehen und dann seinen eigenen Boxstall mit anderen Faustkämpfern führen. Vorbild Oscar de la Hoya, gegen den er einst eine äußerst umstrittene Niederlage erlitt, durch die er in den USA immer noch einigermaßen bekannt ist.
Dort zu kämpfen kommt Sturm aber trotz Angeboten zur Zeit nicht in den Sinn: "Mein Markt ist Deutschland." US-Stars kneifen trotz üppiger Angebote allerdings meist vor der Reise nach Germany. Insbesondere wenn es gegen einen anerkannt starken Mann wie Sturm geht, der auf der unabhängigen Computerrangliste weltweit die Nummer zwei ist. "Sie haben eine große Schnauze, aber nach Deutschland wollte niemand kommen", beklagt sich der Champion im "Hamburger Abendblatt".
Hearns' Vater legendär
Als er bei Universum ausgestiegen war, verkündete er, nicht mehr gegen hochgehypte No-Names antreten zu wollen. Einen großen Namen immerhin kann er nun in Stuttgart präsentieren. Hearns ist in der Boxwelt legendär. Allerdings nur Ronalds Vater, Thomas "Hitman" Hearns, der mehrmalige Weltmeister in verschiedenen Klassen.
Der 32 Jahre alte Junior hat noch keine besonderen Meriten im Ring vorzuweisen. Die Computerrangliste weist ihn als Nummer 50 der Welt aus, für einen Titelkampf reicht das trotzdem. Hearns hat ja auch nur einen seiner 27 Kämpfe verloren, einen bekannten Gegner aber hat er nie geboxt. "Felix Sturm ist fällig! Ich komme nach Deutschland, um zu siegen und bin heiß auf den Fight", verkündet Hearns. Er kennt die Show. Das ist wichtig an einem Abend, an dem auch Dieter Bohlen aktiv ist.