SPOX: Wie erging es Ihnen in der Nacht nach dem Kampf? Kamen Sie etwas zur Ruhe?
Ahmet Öner: Ich habe mich hingelegt und konnte immerhin vier, fünf Stunden schlafen. Aber nach wie vor bekomme ich die Gesichter von den Klitschkos und deren Promoter Bernd Bönte nicht aus dem Kopf, wie sie lachen und sich freuen, dass sie davon gekommen sind. Die Schadenfreude von diesen Menschen ist so verachtenswert. Sie sind schlechte Menschen. Ich bin zwar emotional, aber diese Menschen sind schlecht.
SPOX: Sie regten sich vor allem darüber auf, dass Witali Klitschko nach dem Abbruch auf den am Boden liegenden Odlanier Solis zugeschritten kam und diesen beleidigte. Was genau hat Klitschko gesagt?
Öner: Die genauen Worte habe ich nicht gehört. Wenn ich sie gehört hätte, hätte ich sie nicht zugelassen.
SPOX: Nicht zugelassen?
Öner: Witali Klitscko ist eine Schande, eine Frechheit. Wenn er einen meiner Boxer beleidigt, beleidige ich ihn zurück - und das auf meine Art. Was ist das für ein Stil, jemanden fertig machen zu wollen, der schon auf dem Boden liegt? Odlanier hat einen Kreuzbandriss, einen Meniskusriss und einen Knorpelschaden erlitten. Das ist das Asozialste, was einem Knie passieren kann. Und dann kommen die Klitschkos an. Das sind alles Penner.
SPOX: Wie geht es mit Solis weiter?
Öner: Der Junge fällt ein Jahr oder länger aus - und dann bleibt die Frage, wie er zurückkommt. Wir müssen aufpassen, dass er die Disziplin hält und halbwegs fit bleibt. Das ist eine große Herausforderung.
SPOX: Ist ein Rematch denkbar?
Öner: Es ist traurig, aber das schließe ich aus. Wenn Odlanier zurückkehrt, ist Klitschko schon längst in Rente.
SPOX: Auch wenn es kurz war: Die erste Runde deutete an, dass Solis Klitschko hätte gefährlich werden können.
Öner: Nach dem Kampf kam sogar jemand aus Klitschkos Team zu mir und sagte: 'Ahmet, bis zum Niederschlag hat Odlanier die erste Runde gewonnen.' Der Junge war nicht verkrampft, hatte eine gute Deckung. Dabei konnte er noch nicht einmal alles zeigen, was er draufhat, die erste Runde haben wir als Warm-up-Runde angesehen.
SPOX: Henry Maske hingegen meinte, dass Solis' Niederlage angesichts seiner schlechten Deckung nur logisch sei.
Öner: Henry Maske ist für mich die Schlampe der Nation. Er mag sich Box-Experte nennen, aber dieser Pseudo-Weltmeister mit seiner beschissenen Technik, er hat von Schlagwirkung und Deckung doch keine Ahnung. Maske ist eine Schlaftablette, ein Spinner hoch zehn. Sein Kommentar zeigt doch nur, dass er gar nicht geht.
SPOX: Solis war das Zugpferd Ihres Boxstalls "Arena". Wie groß ist der Rückschlag?
Öner: Um Arena mache ich mir gar keine Sorgen, wir kommen darüber hinweg. Nächstes Wochenende steht ja bereits Yuriorkis Gamboas WM-Kampf gegen Jorge Solis in Atlantic City an. Es wird weitergehen.
SPOX: Dennoch war Ihnen im Ring, direkt nach Odlanier Solis' Niederlage, anzusehen, wie aufgewühlt Sie waren. Und trotzdem hatten Sie sich im Griff und äußerten sich überraschend moderat. Profitieren Sie vom Anti-Aggressionstraining?
Öner: Ich weiß gar nicht mehr, wie ich es geschafft habe, mich unter Kontrolle zu halten. Außer, dass ich in meine Hand beißen musste, um mich irgendwie abzulenken. Es war grausam, einfach nur grausam.
Ahmet Öners Auftritt bei der Pressekonferenz: Hier geht's zum Video!
SPOX: Bei der folgenden Pressekonferenz jedoch kam es zu einem lautstarken Duell mit Klitschkos Promoter Bönte, Ihrem Intimfeind. Warum eskalierte es?
Öner: Der Bönte fing auf der Pressekonferenz auf einmal an, über meine Bewährungsstrafe und alles zu reden. Als ob sie etwas mit dem Kampfabend zu tun hat. Dieser Mann ist ein Nichts. Ein Nichts. Dieser Mann ist einfach gar nichts. Dieser Mann ist eine Katastrophe.
SPOX: Ihr Auftritt bei der Pressekonferenz hat jedoch nicht geholfen, Ihr Bild in der deutschen Öffentlichkeit zu verbessern. Werden Sie sich zukünftig wieder mehr auf den amerikanischen Markt konzentrieren?
Öner: Ich bin wie der Graf von Monte Christo, geächtet und gehasst. Dennoch werde ich sie mir alle holen, alle. Ob es Wladimir Klitschko, Witali Klitschko, oder wer auch immer ist. Klaus-Peter Kohl haben wir bereits gekriegt, der Rest sollte gewarnt sein. Viele reiben sich jetzt die Hände, aber sie sollen sich nicht wundern, wenn ich zurückkehre.
SPOX: Wie ist Ihr Verhältnis zu Deutschland?
Öner: Dieses Land hat viele nette Menschen, leider aber auch viele Arschlöcher und Schwätzer. Kalle Sauerland ist ein korrekter Typ, er war einer der wenigen aus der Branche, die mir zum Organisieren des Klitschko-Kampfs gratuliert haben. Felix Sturm, wie sie alle heißen, sie hingegen gehören allesamt zum undankbaren Pack. Aber daran bin ich ja gewöhnt.
SPOX: Sind Sie darauf vorbereitet, dass am Montag in den Tageszeitungen viel Negatives über Sie stehen wird?
Öner: Ich muss da durch. Nur die Harten kommen in den Garten.