Fight Club in Flemington
Dass er hart zuschlagen kann, hatte Brad Pitt ja schon als One Punch Mickey O'Neil in "Snatch - Schweine und Diamanten" oder als Tyler Durden in "Fight Club" bewiesen. Dass er aber das Zeug zum Champion im Profi-Boxen hat, hatten wohl weder Angelina Jolie noch die eingefleischtesten Fans des Hollywood-Superstars vermutet.
Vor zehn Tagen sicherte sich Brad Pitt in Flemington den australischen Meistertitel im Cruisergewicht. Doch halt: Ist Pitt nicht US-Amerikaner? Und hatte er nicht gerade in Cannes zu tun, um seinen neuen Film "The tree of life" vorzustellen? Wie konnte er dann in Australien seinen Gegner in der zweiten Runde ausknocken? Nochmal genau nachlesen, Nachrichten verifizieren, Ausschlussprinzip...
Also, Brad Pitt ist mittlerweile weit über 40! Kein Problem, siehe Bernard Hopkins. Hat er nicht eine zweistellige Anzahl an Kindern zu versorgen? Kein Problem, siehe Evander Holyfield. Kann Brad Pitt an zwei Orten gleichzeitig sein? Naja, man weiß es nicht genau, aber Intimkenner der Hollywood-Szene vermuten: nein. Wie kommt er dann nach Australien?
Antwort: Gar nicht. Brad Pitt hat zwar seinen Gegner Daniel Ammann in der zweiten Runde ihres Schlagabtausches in Flemington ausgeknockt, Brad Pitt ist aber erst 29, hat keine Kinder und nahm für Australien an den Olympischen Spielen 2008 in Peking teil.
Jetzt ist er Profi und will das Cruisergewicht aufmischen. Mit seinem K.o.-Sieg gegen Ammann, deutschen Boxfans ein Begriff, seit er sich 2009 in Schwerin eine K.o-Niederlage gegen Alexander Alexejew abholte, hat er schonmal einen Anfang gemacht.
Wie weit es der 1,88 Meter große und gut 90 Kilogramm schwere Australier bringen wird, steht in den Sternen, sicher ist jedoch eines: Sein Name verspricht hohes Marketingpotenzial. Als möglicher Gegner käme beispielsweise der mittlerweile zum Schwergewicht aufgeblasene Ex-Mittelgewichtler Rubin Williams in Frage. Oder wie wär's mit einem Showdown gegen Rob Norton, den ehemaligen britischen und Commonwealth-Champion im Cruisergewicht. Pitt gegen Norton - das hätte doch was, oder?
Guter Rat ist teuer
Wäre es nach Witali Klitschko gegangen, würden die Zuschauer seinen jüngeren Bruder Wladimir schon längst nicht mehr im Ring bewundern. "Super! Wo ist das Problem?", werden jetzt vielleicht einige Klitschko-Hasser sagen; den Fans des amtierenden IBF- und WBO-Weltmeisters im Schwergewicht, und auch dem Ukrainer selbst, wäre aber einiges durch die Lappen gegangen, hätte er den Rat des großen Bruders befolgt.
"Schau dir dein Gesicht an! An dem Punkt, an dem du jetzt stehst, denke ich, es ist am besten, dem Boxsport Lebewohl zu sagen", empfahl Witali Klitschko seinem jüngeren Bruder nach dessen schweren K.o.-Niederlagen gegen Corrie Sanders im Jahr 2003 und gegen Lamon Brewster im April 2004. "Ich war immer ein Champ, aber plötzlich war ich am Boden. Das war sehr motivierend und eine große Erfahrung", sagte Wladimir kürzlich der "News of the World".
Nach der Brewster-Niederlage änderte der heute 35-Jährige seinen Boxstil und begann mit Trainer Emanuel Steward noch härter zu arbeiten. 13 Siege gab es seitdem, Wladimir Klitschko ist Weltmeister und unumstrittene Nummer 1 im Schwergewicht - hätte er aufgehört, wäre ihm all das entgangen.
Im Juni steht der von allen Boxfans lang erwartete Kampf gegen WBA-Champ David Haye an. Mal schauen, ob Wladimir seine Serie verlängert, oder ob es nochmal Zeit für eine "große Erfahrung" wird, die "sehr motivierend" sein kann.
Frottee kann hart schlagen
Zum dritten Mal in den letzten zehn Monaten hat Jürgen Brähmer einen Kampf abgesagt. Mal war das Essen in Kasachstan schuld, mal der Rücken. Auch für die jetzige Absage ist laut "Bild" der Übeltäter bereits gefunden: Der Schweriner hatte sich in der Vorbereitung auf den Kampf gegen Nathan Cleverly eine unbedenkliche Verletzung am Augenlid zugezogen.
Diese fast verheilte Wunde soll sich Brähmer, der laut eigener Aussage gerne rumläuft wie ein Penner, angeblich beim Abtrocknen nach der Dusche mit einem Handtuch aufgerubbelt haben. Was für ein Pech aber auch, oder um es mit den Worten von Andi Brehme zu sagen: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß."
Go Trabi Go
Vergangenen Donnerstag stand in Berlin nach über einjähriger Abstinenz wieder einmal Michel Trabant im Ring. Der ehemalige deutsche Meister und Europameister im Weltergewicht kehrte, nun im Mittelgewicht boxend, mit einem K.o.-Sieg gegen Ricardo Grassmann in die Rankings zurück.
Der heute 33-Jährige war bereits mit 16 Jahren beim Universum-Stall Profi geworden und seine wechselvolle Karriere führte ihn bis zu einem WM-Kampf, den er aber 2003 gegen Jose Antonio Rivera verlor. Danach konnte er nie mehr richtig Fuß fassen.
Eine Doping-Sperre, der Prozess gegen seinen Ex-Trainer Werner Papke, der ihn und drei weitere Boxschüler sexuell missbraucht hatte, sowie Probleme im privaten Bereich warfen den Berliner immer wieder zurück. Jetzt boxt er zwar nicht mehr auf den großen Bühnen, aber vielleicht reicht es noch mal für das ein oder andere Highlight.
Boulevard goes boxing
Selbst Hardcore-Boxfans wird der Name Goran Munizaba nicht viel sagen. Aber bei fleißigen "Prominent" und "Exclusiv"-Sehern gehen sofort die Alarmglocken an.
Ausgiebig in den diversen Medien breitgetreten wurde die Geschichte von Sarah Kern und Goran Munizaba. Ein schmutziger Ehekrieg mit Drogen- und Prügelvorwürfen, der in der Scheidung des Ehepaars kulminierte. Das alles wäre eigentlich keine Meldung wert, würde der 33-jährige Deutsch-Kroate jetzt nicht auch noch boxen.
Am Freitag gab er in München auf der Undercard des Alexander-Petkovic-Kampfes sein Debüt als Profi-Boxer und gewann durch K.o. in der zweiten Runde. Auf der unter dem Motto "boxing meets fashion" firmierenden Veranstaltung ebenfalls mit am Start: Sarah Kern, ihres Zeichens Modedesignerin. Welch verrückte Welt...
Mach mir den Öner
Dass es Schiedsrichter im südamerikanischen Fußball nicht leicht haben, war ja schon bekannt. Auch, dass Ahmet Öner - um es vornehm auszudrücken - gerne mal versucht den Ringrichter zu beeinflussen. Was sich vorletztes Wochenende aber in Argentinien abspielte, toppt sogar die Geschäftspraktiken des Arena-Chefs.
Im Gefecht um den argentinischen Mittelgewichts-Gürtel zwischen der ungeschlagenen Nummer 21 der unabhängigen Rangliste, Billi Facundo Godoy, und seinem Herausforderer Claudio Abalos ging es hoch her. Favorit Godoy dominierte den Kampf zu Beginn und konnte seinen Gegner in der zweiten Runde sogar zu Boden schlagen. Abalos gab jedoch nicht klein bei, und so drohte der Kampf in der neunten Runde zu kippen.
Der schwer angeschlagene Godoy musste auf die Bretter und wurde vom Ringrichter angezählt. Die Fans des 24-Jährigen zeigten sich darüber äußerst erbost und neben Buhrufen bekam Ringrichter Guarjardo erste Flaschen und sonstigen Müll um die Ohren.
Der schwer gezeichnete Godoy durfte trotzdem weitermachen. Nach weiteren Attacken gegen den sichtlich kampfunfähigen Lokalmatador brach Guarjardo schließlich den Kampf ab und erklärte Abalos zum Sieger.
Was folgte, ist ein wohl einmaliges Spektakel. Vor laufenden TV-Kameras stürmten Fans den Ring und belagerten gemeinsam mit den Betreuern Godoys den hilflosen Ringrichter. Er wurde durch das Seilgeviehrt geschubst, geschlagen und hatte Glück, dass ihn keiner der in den Ring fliegenden Plastikstühle traf.
Unter den Eindrücken dieser Angriffe und wohl mit einer gehörigen Portion Angst im Nacken änderte der Offizielle schließlich seine Meinung: Bereits vor dem Abbruch habe die Ringglocke zur Pause geläutet und anschließend habe Godoy den Fight auf Grund einer Verletzung nicht fortsetzen können. Ein Blick auf die Punktzettel sollte also den Sieger küren. Und wer lag auf denen vorne? Na klar, Billi Godoy.