Weltmeister Sebastian Sylvester gestürzt

SID
Sebastian Sylvester kassierte bei seiner vierten Titelverteidigung die erste Niederlage
© Getty

Sebastian Sylvester hat es bei seiner vierten Titelverteidigung erwischt. Der Hurrikan verlor seinen WM-Gürtel nach einer fragwürdigen Punktrichter-Entscheidung und muss sich in der IBF wieder hinten anstellen.

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Die Zuschauer pfiffen, Sebastian Sylvester blickte fassungslos durch sein Wohnzimmer, nur Manager Wilfried Sauerland fand rasch die richtigen Worte. "Der ist doch nur mit seinen Patschehändchen durch den Ring gelaufen, ohne einmal zu treffen", schimpfte Sauerland über Daniel Geale. Der Australier hatte Sylvester in einem spannenden WM-Fight den Gürtel der IBF im Mittelgewicht abgenommen und dabei von einer umstrittenen Entscheidung der Punktrichter profitiert.

Einmal in Rage geredet, wollte sich Sauerland gar nicht mehr beruhigen. "Das war doch ein Sven Ottke für arme Leute", wetterte der Promoter angesichts der fehlenden Durchschlagskraft von Geale, die auch dem früheren Champ Ottke oft nachgesagt wurde: "Sveni war aber immerhin technisch brillant. Bei Geale habe ich nichts dergleichen gesehen."

Das Sauerland-Lager kündigte Konsequenzen an. Protest wolle man allerdings nicht einlegen, damit sei noch nie jemand bei der IBF erfolgreich gewesen. Geschäftsführer Christian Meyer: "Wir werden der IBF unsere Meinung mitteilen, damit Sebastian in der Rangliste nicht so tief fällt."

Erste Niederlage im Wohnzimmer

Der Hurrikan selbst war nur noch ein laues Lüftchen, kleinlaut gratulierte er seinem Bezwinger. Zum ersten Mal im sechsten Anlauf musste sich Sylvester in seinem Wohnzimmer Neubrandenburg geschlagen geben, obwohl er in den zwölf Runden die deutlicheren Treffer gesetzt hatte.

"Ich wusste, dass es ein knappes Ding wird. Dass ich am Ende so abgeschlachtet werde, hat mich überrascht", sagte Sylvester, der mit 1:2 Stimmen (110:118, 118:110, 112:118) verlor.

Lediglich TV-Experte Henry Maske fand das Ergebnis in Ordnung. "Der eine Punktrichter hat eben die Vielzahl der Aktionen bewertet, der andere die härteren Treffer. Am Ende war es eine enge Kiste. Aber Sebstian hat es ja akzeptiert und gratuliert", meinte Maske.

"Ich hatte Sebastian am Ende vorne"

Vor knapp 5000 Besuchern bekam Sylvester den Kampf nach mäßigem Beginn zunächst immer besser in den Griff, stellte sich mehr und mehr auf Geales Angriffe ein und zeigte ein viel größeres Schlagrepertoire.

Mehrmals kam er mit seinen Rechten durch, während Geale nicht einen harten Treffer landete. "Ich hatte Sebastian am Ende vorne", sagte sein Trainer Karsten Röwer, der die eklatanten Punktunterschiede kritisierte: "Einmal 118:110 für Basti, einmal 118:110 gegen Basti. Das geht gar nicht."

Steiniger Weg zurück

Im Lager des neuen Champions, der zuvor seine 24 Siege in 25 Kämpfen allesamt "Down Under" geholt hatte, herrschte eitel Sonnenschein. Der 30 Jahre alte Geale wollte von einer überraschenden Punktsieg auch überhaupt nichts wissen. "Für mich war sofort klar, dass ich gewonnen habe", behauptete der Herausforderer."

Für Sylvester ist der Weg zurück zur Boxkrone steinig. In der IBF muss er sich erst wieder hinten anstellen und einen Ausscheidungskampf absolvieren.

Erst 2012 könnte Sylvester um die Krone boxen, für ihn selbst wäre das akzeptabel: "Ich gebe nicht auf und will wieder Weltmeister werden. Und wenn ich dafür nach Australien reisen muss."

Die Box-Highlights 2011 in der Übersicht

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