Beide Kämpfer und 11.000 enthusiastische Fans in der ausverkauften Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle sorgten für eine Gänsehautatmosphäre, die das deutsche Boxen lange nicht mehr gesehen hatte.
Für Huck, der seine Kritiker nach dem kontroversen Erfolg im ersten Duell mit Arslan verstummen ließ, war es bereits die zwölfte Titelverteidigung in Folge. Damit liegt er im Ranking aller Weltverbände hinter dem Briten Johnny Nelson (13) auf Platz zwei.
Der alte und neue Weltmeister ließ sich dabei weder von einem gellenden Pfeifkonzert bei seinem Einzug noch von einem kleinen Zwischenfall nach dem Ende des Gefechts aus der Ruhe bringen. Ein Fan stürmte offenbar in den Ring und wollte auf Huck losgehen, wurde allerdings rechtzeitig gestoppt.
Der klare Sieg bringt aber nicht nur den 29-Jährigen einen Schritt näher an einen möglichen Vereinigungskampf im Cruisergewicht bzw. den Aufstieg in Schwergewicht. Auch Sauerland Event hat durch das spektakuläre Event ein weiteres Ass im Ärmel, wenn es in den nächsten Monaten in die Vertragsverhandlungen mit der "ARD", dem TV-Partner des Boxstalls, geht.
Reaktionen:
Marco Huck: "Den ersten Kampf habe ich auf die leichte Schulter genommen. Jetzt habe ich alles dafür getan, wollte allen Kritikern den Mund zumachen. Das ist mir ganz gut gelungen. Ich habe alles geplant getan bei diesem Kampf."
...über seinen Gegner: "Ich möchte mich bei Arslan für den Kampf bedanken, ein Mann der mit 43 Jahren so fit ist, der jeden anderen schlagen würde. Vielen, vielen Dank."
...über seine Zukunft: "Wenn ich in Top-Form bin, kann ich mich nur selber schlagen. Sonst besiegt mich niemand - weder im Cruisergewicht noch im Schwergewicht!"
Firat Arslan: "Er hat mich voll erwischt, das passiert in dieser Gewichtsklasse. Er kann hart hauen. Ich muss mich beim tollen Publikum entschuldigen."
Roundup: Erste Titel für Zeuge und Kölling
SPOX-Scoreboard | 1. Runde | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | Score |
Marco Huck (GER) | 9 | 10 | 10 | 10 | 10 | ||||||||
Firat Arslan (GER) | 10 | 10 | 9 | 9 | 9 | TKO |
Der Ringrichter: Mark Nelson. Der Amerikaner, der im Dezember auch bei Felix Sturms WM-Erfolg gegen Darren Barker im Ring stand, spielte in der hitzigen Atmosphäre seine ganze Routine aus. Nelson wertete Hucks Schubser in der dritten Runde richtigerweise nicht als Niederschlag. Auch über seine Entscheidung, Arslan den Kampf nach mehreren schweren Treffern nicht mehr fortsetzen zu lassen, konnte es keine zwei Meinungen geben.
Der Schlag des Kampfes: Hucks rechte Gerade. Lange hielt er seinen härtesten Schlag zurück und versuchte es mit Jabs und Aufwärtshaken. Doch als der Champion in der sechsten Runde eine Chance sah, feuerte Huck seine rechte Gerade ab - und knipste damit bei Arslan quasi die Lichter aus.
Das fiel auf:
- Beide Boxer agierten zu Beginn hinter ihrer Doppeldeckung. Während sich Arslan aus dieser Position wie ein Büffel immer wieder in die Offensive schob, um in den In-Fight zu kommen, wartete Huck erst mal ab. Interessant: Der Herausforderer beanspruchte die Ringmitte für sich und versuchte, das Tempo zu diktieren.
- Huck wurde erst ab der dritten Runde wacher und aktiver, missachtete aber Wegners Aufforderung, von den Seilen wegzukommen. Trotzdem durchbrach der Champion immer häufiger Arslans Deckung.
- In der Folgezeit entwickelte sich ein wahrer Schlagabtausch. Nicht immer auf technisch höchstem Niveau, nicht immer mit präzisen Aktionen, aber dafür mit der erwartet hohen Intensität.
- Die Entscheidung fiel in der sechsten Runde. Huck, der nach dem ersten schweren Kopftreffer bei Arslan Blut geleckt hatte, marschierte in unnachgiebiger Art nach vorne und deckte seinen Kontrahenten mit Schlagsalven ein. Zwar kämpfte sich der Lokalmatador nach zwei Niederschlägen noch mal auf die Beine, allerdings stellte Huck seinen Gegner kurz darauf endgültig in der Ecke. Arslan konnte sich nicht mehr verteidigen, dem Ringrichter blieb also nichts anderes übrig, als den Kampf abzubrechen.