Kölling & Zeuge bleiben ungeschlagen

Bastian Strobl
08. Juni 201413:00
Enrico Kölling (l.) zeigte gegen den Franzosen Patrick Bois eine starke Vorstellunggetty
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Enrico Kölling und Tyron Zeuge können beim Boxabend in Schwerin erneut überzeugen. Während sich der Olympia-Teilnehmer den vakanten WBA-Intercontinental-Gürtel sichert, verteidigt Super-Mittelgewichtler Zeuge seinen Junioren-WM-Titel. Auch David Price fährt einen Sieg ein, verpasst allerdings den K.o.-Hattrick.

Cruisergewicht: Firat Arslan (GER - 34-7-2) besiegte Tamas Bajzath (HUN - 9-11-1) nach Punkten (einstimmig)

Der Löwe ist wieder da! Firat Arslan ist viereinhalb Monate nach der Niederlage im WM-Kampf gegen Marco Huck erfolgreich in den Ring zurückgekehrt. Dabei hatte der Ex-Champion erst vor zwei Wochen von seinem Duell mit Tamas Bajzath erfahren.

Das war für Arslan allerdings kein Problem, der Ungar erwies sich als perfekter Aufbaugegner. In seinem typischen Stil marschierte Arslan hinter seiner Doppeldeckung wie ein Büffel nach vorne und traf Bajzath immer wieder mit seinem linken Schwinger und dem Aufwärtshaken

Arslans Gegner, der erst seit zwei Jahren als Profi aktiv ist, versuchte zwar, den Deutschen mit schnellen Händen in Bedrängnis zu bringen. Dabei zeigte er sich aber in der Deckung zu offen und kassierte viele Hände. Kampflos gab sich Bajzath trotzdem nicht geschlagen und blieb bis zum Ende aktiv.

Am klaren Punkterfolg Arslans, der seinen Kontrahenten in der letzten Runde nach einem Leberhaken sogar am Boden hatte, änderte dies jedoch nichts. "Ich konnte heute alles ausprobieren. Wenn er gefallen wäre, wäre das auch okay gewesen, aber es sollte eine heiße Trainingseinheit werden", so der 43-Jährige, dem als nächstes ein Aufeinandertreffen mit IBF-Champion Yoan Pablo Hernandez winken könnte, vielleicht sogar schon am 16. August.

Super-Mittelgewicht: Vincent Feigenbutz (GER - 13-1-0) besiegte Gheorghe Sabau (ROM - 10-2-0) via K.o. (3. Runde)

Ganz starke Vorstellung von Vincent Feigenbutz! Der 18-Jährige, der trotz seines jungen Alters bereits 14 Kämpfe auf dem Buckel hat, feierte ein starkes Debüt auf einer Sauerland-Veranstaltung - und zwar gegen keinen Unbekannten.

Sein Gegner Gheorghe Sabau boxte bereits Anfang April in Rostock. Damals verlor der Rumäne das Duell mit Tyron Zeuge um die WM-Krone bei den Junioren. Und auch Schwerin verließ Sabau als Verlierer, bot dem Publikum zusammen mit Feigenbutz aber einen offenen Schlagabtausch.

Nachdem die ersten beiden Runden relativ ausgeglichen waren, mit leichten Vorteilen für Sabau, schaltete Feigenbutz in der dritten Runde einen Gang höher. Der Deutsche brachte viele schnelle und harte Hände im Ziel unter, Sabau konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

Die vorzeitige Entscheidung fiel, als Feigenbutz Sabau in der Ecke stellte und ihn mit einer knallharten rechten Gerade zu Boden schickte. Nach dem beeindruckenden Autritt dürften sich die Angebote für Feigenbutz häufen. Neben Sauerland soll auch SES ein Auge auf die Karlsruher Nachwuchshoffnung geworfen haben. Genügend Selbstbewusstsein weist er zumindest schon mal auf: "Zeuge hat neun Runden gebraucht, ich nur drei. Da kann sich ja jetzt jeder ein Bild machen. Ich möchte Weltmeister aller Verbände werden."

Cruisergewicht: Noel Gevor (GER - 12-0-0) besiegte Bela Juhasz (HUN - 8-3-0) via K.o. (2. Runde)

Kurzauftritt von Noel Gevor! Der Cruisergewichtler ließ sich nicht lange bitte und übernahm von Anfang das Kommando. Mit langen Händen hielt sich Gevor Bela Juhasz auf Distanz, der Ungar antwortete mit wilden Attacken, allerdings ohne Erfolg.

Bereits kurz vor dem Ende der ersten Runde küsste Juhasz nach einer Linken zum Kopf den Boden. Danach ging es zwar noch weiter, in der zweiten Runde war aber endgültig Schluss. Ein schön platzierter Jab zum Kinn zwang Juhasz zu Boden, danach konnte er Ringrichter Georg Temml nicht mehr davon überzeugen, sich weiterhin verteidigen zu können.

Gevor, dessen Junioren-WM-Titel nach Version der WBO nicht auf dem Spiel stand, verabschiedet sich jetzt erst mal in den wohlverdienten Urlaub nach Dubai. Und danach? "Ich würde meinen Junioren-Titel gerne noch einmal verteidigen. Aber wenn Sauerland Größeres vorhat, bin ich auch dabei."

Schwergewicht: David Price (GBR - 18-2-0) besiegte Yaroslav Zavorotnyi (UKR - 16-7-0) nach Punkten (97-92, 100-90, 98-92)

Es sollte der dritte K.o.-Sieg in Folge werden. Doch es wurde ein hartes Stück Arbeit für David Price. Yaroslav Zavorotnyi, der bereits mit Kubrat Pulev und Alexander Dimitrenko im Ring stand, erwies sich als unangenehmer und zäher Gegner für den Briten.

Price behielt zwar bis auf wenige Ausnahmen die Kontrolle, spielte aber gerade in der Anfangsphase seine klaren Größen- und Reichweitenvorteile nicht aus. Stattdessen marschierte Zavorotnyi häufig schnell an den Mann, einen wirklichen Plan hatte er im In-Fight jedoch nicht.

Im Laufe des Kampfes fand Price etwas besser die Distanz, auch wenn er weiterhin seine Rechte zu wenig einsetzte und gelegentlich Lücken in der Deckung aufwies. Zumindest der Jab, ob durch die Deckung zum Kopf oder zum Körper, erfüllte seinen Job und ließ somit keine Zweifel am Sieg des 2,03-Meter-Riesen aufkommen - auf das erhoffte Feuerwerk mussten die Zuschauer allerdings verzichten.

Price, auf den in diesem Jahr ein EM-Kampf warten könnte, war dennoch zufrieden: "Ich freue mich, dass ich heute gewonnen habe. Er war ein schwieriger Gegner. Nun werde ich zu Hause meinen Sieg genießen."

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WBA Intercontinental Meisterschaft im Halbschwergewicht: Enrico Kölling (GER - 14-0-0) besiegte Patrick Bois (FRA - 11-3-1) nach Punkten (116-112, 116-113, 115-113)

Enrico Kölling, WBA-Intercontinental-Champion! So wird der Olympia-Teilnehmer von 2012 ab jetzt angekündigt, nachdem er sich den vakanten Gürtel gegen Patrick Bois sicherte. Doch nicht nur deswegen geht der Aufstieg des Halbschwergewichtlers weiter.

Auch die gezeigte Leistung in Schwerin macht Lust auf mehr. Kölling agierte in seinem ersten Kampf über zwölf Runden zu jeder Zeit durchdacht und konzentriert. Ob mit der Linken, mit der Rechten, zum Kopf oder zum Körper - der Berliner boxte variabel und brachte Bois gerade im zweiten Teil des Kampfes in Bedrängnis.

Bois, der im November 2013 dem vor einem WM-Eliminator stehenden Nadjib Mohammedi unterlag, war zwar die erwartete Maschine, was Aktivität betraf. Allerdings war meistens an Köllings guter Deckung Endstation. Zudem trat der Franzose, der erstmals außerhalb von Deutschland kämpfte, einen Ticken zu eindimensional auf.

Ganz anders der Deutsche, der sich unglaublich beweglich mit seinem Oberkörper präsentierte und sich zeitweise in bester Brähmer-Manier auf seine gut getimten Konterattacken verlassen konnte. Zwar drückte Bois gegen Ende noch mal aufs Tempo, aber Kölling hatte immer die passende Antwort parat. Das sahen auch die Punktrichter so und kürten den 24-Jährigen zum neuen Champion.

"Es war verdammt schwer. Ich habe am Anfang zu viel Gas gegeben und dachte nach den ersten guten Runden, dass vielleicht doch ein Knockout geht. Für das Publikum war es toll. Es ging gegen den Holzkopf aus Frankreich, der immer nach vorn gegangen ist", so der weiterhin ungeschlagene Kölling, der nun erst mal Abstand vom Boxen gewinnen will.

"Ich habe eineinhalb Jahre durchgepowert. Ich muss jetzt ein, zwei Monate den Kopf frei bekommen und werde nach Griechenland fahren. Danach gilt es, den Titel zu bestätigen. Das hat gegenüber eines EM-Kampfes erst mal Priorität."

WBA/WBC/WBO-Weltmeisterschaft im Weltergewicht: Cecilia Braekhus (NOR - 25-0-0) besiegte Jessica Balogun (GER - 24-4-0) nach Punkten (98-92, 99-91, 100-90)

Die First Lady bleibt im Amt! So könnte man es zumindest bezeichnen, denn Cecilia Braekhus hat ihre drei WM-Titel im Weltergewicht gegen eine alte Bekannte erfolgreich verteidigt. Mit Jessica Balogun duellierte sich die Norwegerin mit kolumbianischen Wurzeln schließlich schon im Juni 2012.

Damals behielt Braekhus nach Punkten die Oberhand, und auch in Schwerin war sie am Ende auf den entscheidenden Zetteln vorne. Anders als vor zwei Jahren ließ sie sich aber nicht von einem guten Beginn Baloguns überraschen.

Braekhus gab schnell den Ton an und spielte ihre Schnelligkeits- und Reichweitenvorteile geschickt aus. Baloguns Schläge waren dagegen in der Anfangsphase meist zu kurz, dafür konnte sie der Weltmeisterin im Laufe des Kampfes gerade im In-Fight einige Kopfschmerzen bereiten.

Die Lösung: Klammern und auf Distanz bleiben. Dieses Rezept gepaart mit dem starken Jab und einer höheren Workrate reichten im Endeffekt für eine verdiente Titelverteidigung der 32-Jährigen aus. "Sie hat Muskeln, es wird schwer, das wusste ich, aber ich hatte richtig Spaß und habe den Gürtel. Ich wohne seit sieben Jahren in Deutschland, ich freue mich riesig, hier zu boxen", so eine glückliche Braekhus.

WBO Youth Meisterschaft im Supermittelgewicht: Tyron Zeuge (GER - 14-0-0) - Armand Cullhaj (ALB - 15-5-3) via TKO (9. Runde)

Mit "Ready for war" von 50 Cent kam Tyron Zeuge in Schwerin zum Ring. Und genau darauf durfte sich sein Gegner Armand Cullhaj auch gefasst machen. Der Junioren-Weltmeister ließ von der ersten Runde an keine Zweifel aufkommen, wer den Gürtel auch nach dem Kampf in den Händen haben sollte.

Zeuge stellte vor allem seine bekannte Beweglichkeit unter Beweis. Sobald der Albaner in den Vorwärtsgang schaltete, pendelte der 22-Jährige Cullhajs Schläge mit dem Oberkörper aus und konterte mit präzisen Jabs.

Der Herausforderer ging zwar zu Beginn das hohe Tempo mit, gegen Zeuges schnelle Kombinationen war aber kein Kraut gewachsen, auch wenn sich Cullhaj davon nichts anmerken lassen wollte. Mehrmals zuckte er nach harten Treffern nur mit den Schultern oder schüttelte den Kopf.

Tyron Zeuge im Interview: "Ich war immer ein bisschen speckig"

Doch in der achten Runde war Schluss mit lustig. Eine Links-Rechts-Kombination schickte Cullhaj, der mittlerweile seine Deckung fast komplett aufgelöst hatte, zu Boden. Eine Runde und mehrere Wirkungstreffer später warf seine Ecke sogar das Handtuch.

"Es war ein harter Kampf. Der Gegner ist immer nach vorne gegangen, hat geklammert und geschubst. Es hat mir Spaß gemacht, ich bin cool geblieben. Ich wollte nicht zu viel Pulver verschießen", so der alte und neue Champion.

WBA-Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht: Jürgen Brähmer (GER - 44-2-0) besiegte Roberto Feliciano Bolonti (ARG - 35-3-0) nach Punkten (119-108, 119-108, 118-109)

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