Saul Alvarez (24, 44-1-1): Der Gedemütigte
"Ich hoffe in Zukunft nochmals gegen Mayweather in den Ring zu steigen. Ich verspreche, dass das Ende ein gänzlich anderes wäre", heizte Alvarez gegenüber "Fighthub" die Gerüchte Anfang des Jahres an. Wirft man einen Blick zurück auf den Kampf gegen Mayweather, dann ist diese Aussage bestenfalls als optimistisch zu bezeichnen, zu deutlich war die Lehrstunde, die dem gänzlich überforderten Mexikaner erteilt wurde.
Trotz der Demütigung ist die Popularität des 24-jährigen Linksauslegers weiterhin auf einem äußerst hohen Niveau, vor allem in seiner Heimat. Dass Mexiko zudem ein sehr interessanter Markt ist, ist ebenfalls kein Geheimnis - Mayweather kassierte immerhin stolze rekordverdächtige 41,5 Millionen Dollar für seinen Erfolg im September 2013. Insgesamt brachte das Event 150 Millionen Dollar ein.
Mit einem möglichen Kampf gegen Miguel Cotto, der ebenfalls ein Kandidat auf einen Rückkampf mit Mayweather ist, könnte Alvarez im Vorfeld seine Ambitionen unterstreichen und so am ehesten in Mayweathers letztem Kampf im September 2015 mit dem US-Amerikaner in den Ring steigen.
Zudem würde er Floyd erheblich unter Druck setzen - durch ein mögliches Duell mit Cotto am ersten Wochenende im Mai wäre dieser unter mächtig Zugzwang: Entweder ein großer Name als Gegner (Pacquiao?) damit der Kampf mehr Zuschauer anzieht als der von Alvarez oder das Verlegen seines Fights - ein vernichtender und deshalb inakzeptabler Schlag für Floyds Ego.
SPOX-Prognose: Im ersten Duell der beiden Boxer hat Mayweather Alvarez nach allen Regeln der Kunst zerlegt, daran ändert auch die skandalträchtige Entscheidung von C.J. Ross nichts, die den Kampf mit 114:114 wertete. Warum also das Rematch? Was hätte Mayweather zu gewinnen? Die Antwort lautet "nichts". Zwei Kämpfe vor seinem Karriereende hat Floyd keine Zeit zu verschwenden, will er die letzten Mosaiksteinchen zu seinem Lebenswerk hinzufügen - Canelo passt deshalb wenig ins Bild.
Der Zeitraum ist - trotz des Sieges gegen Erislandy Lara - zudem zu kurz, um von einer Entwicklung des Mexikaners zu sprechen, an deren Ende eine realistische Siegchance stehen könnte. Darüber kann auch das vorhandene Vermarktungspotential nicht hinwegtäsuchen. Von der Tatsache, dass er wieder bei "HBO" unter Vertrag steht ganz zu schweigen.
Miguel Cotto (33, 39-4-0): Der Titelsammler
Das erste Aufeinandertreffen der Beiden im Mai 2012 hatte auf Seiten Mayweathers Konsequenzen. Obwohl Cotto Floyd immer wieder mit klaren Treffern erwischte, ihn zudem ein ums andere Mal an den Seilen stellen konnte und so für ordentlich Druck sorgte, stand am Ende ein Punktsieg Floyds. Allerdings hatte auch der inzwischen 33-Jährige profitiert.
"Du bist der härteste Gegner, gegen den ich jemals angetreten bin", zeigte sich Mayweather noch im Ring anerkennend. Dass es sich dabei um keine leeren Worte handelte, wurde in der Folge deutlich. So kehrte Mayweathers Vater zurück in die Ecke seines Sohnes und übernahm wieder die relevanten Entscheidungen sowie das Training. Während Mayweather mit Siegen über Robert Guerrero und Alvarez nahtlos weitermachen konnte, rutschte Cotto trotz der Leistung mental ab und unterlag Austin Trout.
Um den Abwärtstrend zu stoppen, wechselte er kurzerhand den Trainer. Freddie Roach ersetzte Pedro Diaz. Diese Umstellung brachte ihn zurück zu seinen alten Stärken und damit wieder auf Kurs. Vor allem die Demonstration in seinem ersten Kampf im Mittelgewicht gegen Sergio Martinez hinterließ Eindruck. Auch die Tatsache, dass er durch den Sieg zum ersten Puerto Ricaner wurde, der in vier Gewichtsklassen Titel trug, dürfte nicht schaden.
SPOX-Prognose: Trotz des Sieges gegen Martinez ist Cotto alles andere als im Mittelgewicht angekommen - ein Duell mit Gennady Golovkin würde wohl in einer klaren Niederlage enden. Eine Rückkehr in das Junior-Mittelgewicht oder gar das Weltergewicht ist deshalb durchaus wahrscheinlich, ebenso wie ein Kampf gegen Alvarez.
Sollte der Linksausleger diesen gewinnen, könnte es zum Rückkampf mit Mayweather kommen. Unter Trainer Roach hat sich Cotto weiterentwickelt, sein letzter Auftritt dient als Beleg. Und: Für das nötige Potential am Markt sollte das erste Duell bereits gesorgt haben.
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