Vorbereitung
Sowohl Alvarez als auch Khan konnten sich ohne größere Unwägbarkeiten auf das Duell in Las Vegas vorbereiten. Von Verletzungen blieben beide verschont, auch etwaige Störfeuer wie beispielsweise die Aussagen Gennady Golovkins im Hinblick auf den WBC-Titel spielten keine Rolle. In öffentlichen Workouts machten beide Boxer zudem eine gewohnt gute Figur, wirkten komplett austrainiert und fokussiert.
Während Canelo zusammen mit seinem Team vorwiegend an der Verfeinerung seiner Kondition, Beinarbeit sowie taktischen Aspekten gearbeitet haben dürfte, erlebte Khan eine für ihn völlig neue Form der Vorbereitung. Durch das Gewichtslimit von 155 Pfund musste der Brite, der sich sonst auf Kämpfe bei 147 Pfund oder weniger vorbereitete, nicht wie üblich unter der Belastung einer negativen Energiebilanz trainieren.
Zusammen mit Trainer Virgil Hunter absolvierte Khan, dessen letzter Kampf inzwischen 49 Wochen zurückliegt und mit einem Sieg über Chris Algieri endete, den Großteil seiner Vorbereitung in San Francisco und konzentrierte sich neben taktischen Kniffen vor allem auf ein Plus an Power, ohne dabei seine Geschwindigkeit in Händen und Beinen zu verlieren.
SPOX-Urteil: Unentschieden
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Erfahrung
Wenn Alvarez gegen Khan in den Ring steigt, ist er erst 25 Jahre alt. Sein Gegenüber kommt auf 29 Jahre. Ein wirklicher Vorteil zu Gunsten des Briten ergibt sich daraus aber nicht. Beide gaben ihr Debüt als Profi im Jahr 2005. Während Khan in 34 Kämpfen als Profi insgesamt 203 Runden im Seilgeviert stand, waren es beim Mexikaner sogar derer 326. Zudem hat Canelo mit 48 Kämpfen, von denen er 46 gewinnen und 32 Knockouts verbuchen konnte, die Nase vorn. Khan kommt auf 31 Siege aus 34 Kämpfen und das bei immerhin 19 Knockouts.
Bei einem Blick auf die Amateurkarrieren wendet sich das Blatt jedoch. Eine solche hat Canelo, der mit 15 ins Profilager wechselte, nämlich kaum vorzuweisen. Vor allem, wenn man die seines Gegenübers als Maßstab nimmt. Khan, der mit elf Jahren zum Boxen kam und nach sechs Niederlagen zum Auftakt noch 101 seiner 110 Amateurkämpfe gewinnen konnte, kann auf Erfolge wie etwa eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen des Jahres 2004 in Athen im Alter von 17 Jahren zurückblicken. An Talent mangelt es dem Briten definitiv nicht.
An der nötigen Erfahrung auf der großen Bühne allerdings schon. Canelo stand bereits mit Floyd Mayweather Jr. im Ring, kämpfte gegen Austin Trout vor 40.000 frenetischen Zuschauern. Khans größtes Event war das Duell mit Lamont Peterson, bei dem 8.647 Fans anwesend waren. In Las Vegas wird die Menge zudem für Canelo sein. "Khan muss seine ganze Erfahrung nutzen, auch die als Amateur, wenn er eine Chance haben will", erklärte deshalb Freddie Roach gegenüber BoxingScene und betonte zudem die Bedeutung von Coach Virgil Hunter.
SPOX-Urteil: Vorteil Canelo
Canelo im Interview: "Schön, wenn jemand umfällt"
Schlagkraft
"Alles in allem denke ich, dass Canelo ihn so richtig verprügeln wird", sagte Floyd Mayweather Senior On the Ropes Radio. "Er wird schweren Schaden bei Khan anrichten. Wenn er ihn einmal trifft, dann kann Khan den Kampf vergessen. Wenn er getroffen wird, dann ist Feierabend. Dann heißt es für ihn: Gute Nacht." Die Tatsache, dass Alvarez durch seine physischen Voraussetzungen Khan in Sachen Power klar überlegen ist, dürfte nicht nur Floyds Vater aufgefallen sein.
Gelingt es dem Mexikaner auch nur eine Hand direkt an das Kinn des Herausforderers zu bringen, dann dürfte der Kampf schneller vorbei sein, als so mancher Fan des Briten hoffen wird. Hinzu kommt, dass der Titelverteidiger nicht nur einzelne harte Hände ins Ziel bringen kann, sondern auch über die Fähigkeit verfügt, mit vernichtenden Kombinationen einem Gegner schwer zuzusetzen. Vor allem, wenn dieser wie Khan aufgrund der Vergangenheit nicht als Knockout-Maschine bekannt ist und so weniger Gefahr ausstrahlt.
Zwar hat der Brite mehr Power, als es seine Knockout-Quote erahnen lässt. Immerhin konnte er unter anderem Marcos Maidana und Luis Collazo auf die Bretter schicken. Wirklich gefährlich dürfte er für Canelo in puncto vorzeitiges Kampfende allerdings kaum werden. Der letzte Knockout Khans datiert zudem aus dem Jahr 2012 gegen Carlos Molina. Führt man sich im Gegenzug etwa die Kämpfe Canelos gegen James Kirkland, Alfredo Angulo oder auch Austin Trout vor Augen, dann kann es in keine zwei Meinungen geben.
SPOX-Urteil: Vorteil Canelo
Kinn
Zwar wackelte Alvarez gegen Jose Miguel Cotto, den Bruder von Miguel Cotto, bedenklich. Das ist allerdings bereits fünf Jahre her. Der Mexikaner hat sich seitdem erheblich verbessert und versteht es, nicht so offen zu sein, wie es früher der Fall war. Zu Boden musste Canelo zudem nie. Die einzige Niederlage kassierte er gegen einen taktisch klug agierenden Mayweather, der ihn mit einzelnen Schlägen sezierte, ohne auf einen Knockout abzuzielen.
Bei Khan sieht die Sache etwas anders aus. Der Brite war nicht nur bereits am Boden, er kassierte auch zwei seiner drei Niederlagen durch Knockout. Vor allem gegen Danny Garcia rannte der 29-Jährige in sein eigenes Verderben. Dennoch ist das Kinn des Briten nicht so schlecht wie sein Ruf. Auch das neue Gewichtslimit kann sich positiv auswirken. So führte Khan in der Vergangenheit an, dass seine Probleme unter anderem an der großen Gewichtsabnahme lagen.
Gegen Boxer wie Maidana bewies der Brite zudem, dass er auch ordentlich einstecken kann. Dennoch erwarten die meisten Experten sowie Fans ein frühes Ende. "Natürlich spielen viele Faktoren eine Rolle, allerdings sehe ich den Kampf nicht länger als vier Runden andauern", analysierte etwa Erik Morales, selbst ehemaliger Weltmeister in vier Gewichtsklassen, gegenüber ESPN. "Es ist schwer abzuschätzen, aber wenn Canelo ihn trifft, ist die Sache schnell gegessen."
SPOX-Urteil: Vorteil Canelo