Der Pfad der Zerstörung des Bronze Bombers

Deontay Wilder ist amtierender Weltmeister der WBC im Schwergewicht
© getty

Deontay Wilder kann neben seinem WBC-Gürtel im Schwergewicht auf eine beeindruckende Bilanz verweisen. Nach 37 Kämpfen stehen für den US-Amerikaner ebenso viele Siege auf dem Konto. Für 36 Gegner war vorzeitig Endstation. Vor dem Kampf gegen Gerald Washington (So., 2 Uhr live auf DAZN) wirft SPOX einen Blick auf die Auftritte des Bronze Bombers als Weltmeister.

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17. Januar 2015 in Las Vegas vs. Bermane Stiverne (24-1-1)

In der MGM Grand Garden Arena in der Wüste Nevadas stand direkt zu Beginn des Jahres 2015 der vermeintlich erste echte Test für Wilder auf dem Programm. Zwar ging der Bronze Bomber mit 32 vorzeitigen Siegen in 32 Kämpfen in das Duell mit Stiverne und konnte zudem aus Amateurzeiten auf eine Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking verweisen, wirklich hochkarätige Gegner hatte er bis zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht vor die Fäuste bekommen.

Stiverne hatte zwar knapp sieben Monate zuvor den vakanten Gürtel der WBC im Schwergewicht gegen Chris Arreola gewonnen, befand sich allerdings als Titelverteidiger in einer ähnlichen Situation wie sein Gegenüber. Die wirklich großen Namen schmückten auch seine Vita nicht. Gegen Wilder musste sich der Champion aus Kanada deshalb sogar mit der Rolle als Außenseiter begnügen.

Im Ring ließ Wilder, der Vorteile bei Größe und Reichweite hatte, dann auch keine zwei Meinungen zu. Der Herausforderer dominierte über die volle Distanz nach Belieben, punktete vor allem mit Schlaganzahl (621:327) und Treffern (227:110) sowie deren Härte. Die wenigen, wenn auch harten Treffer von Stiverne steckte er mühelos weg. Dieser bekam zudem zusehends Probleme mit geschwollenen Augen, kämpfte aber dennoch weiter. Das Urteil der Punktrichter (120:107, 119:108, 118:109) fiel aber eindeutig aus.

Trotz des Titelgewinns musste Wilder, der als erste US-Amerikaner seit Shannon Briggs im Jahr 2006 einen Schwergewichtstitel in die USA holte, einen Makel auf seiner bis dato weißen Weste hinnehmen. Denn Stiverne war es immerhin als erstem Gegner gelungen, den letzten Gong zu erleben.

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13. Juni 2015 in Birmingham vs. Eric Molina (23-2-0)

Titelverteidiger, Heimspiel in Alabama und klarer Favorit: Was konnte für Wilder im Duell mit Molina schon schief gehen? Die Antwort: nichts. Der Weltmeister lieferte vor 9.347 Zuschauern in der Bartow Arena eine Machtdemonstration ab und machte da weiter, wo er vor Stiverne aufgehört hatte.

Beim ersten Kampf um einen Schwergewichtsgürtel, der jemals in Alabama stattfand, wollte der Herausforderer der erste mexikanisch-amerikanische Champion der Geschichte werden. Seine Pläne wurden von Wilder allerdings durchkreuzt. Der Titelverteidiger dominierte und schlug Molina in Runde vier das erste Mal nieder. Eine Runde später musste der Außenseiter zwei weitere Male zu Boden, ehe in Durchgang neun endgültig Schluss war.

Dass Molina, der seinen Jab (6 Treffer bei 72 Führhänden) nie etablieren aber zumindest einige Power Shots in Ziel bringen konnte, auf den Punktzetteln immerhin zwei Runden für sich verbuchte, verkam somit zur Randnotiz. Wilder dominierte über den Jab (71 Treffer), zeigte sich geduldig sowie abgeklärt und war aufgrund seiner schieren Power nicht zu stoppen.

Respekt hatte sich der Drummer Boy dennoch verdient. "Ich war sehr überrascht, dass er immer wieder etwas versucht hat. Er hat ein großes Herz gezeigt. So einen Gegner habe ich hier in Alabama gebraucht", lobte ein sichtlich zufriedener Wilder.

26. September 2015 in Birmingham vs. Johann Duhaupas (32-2-0)

Während Wilder als Champion der WBC auf einen Vereinigungskampf mit Wladimir Klitschko hoffte, stand die nächste Pflichtaufgabe auf dem Programm. In der Legacy Arena in Birmingham verkam die zweite Titelverteidigung des US-Amerikaners zur erwartet lockeren Aufgabe.

Duhaupas mangelte es an Größe, Beweglichkeit und Power. Lediglich bei der Fähigkeit, harte Treffer einzustecken, zeigte sich der Herausforderer auf der Höhe. Bereits in der ersten Runde erlitt der weitgehend unbekannte Duhaupas einen Cut auf der Nase, am Ende standen 326 Treffern (587 Schläge) von Wilder nur 98 (332) des Außenseiters gegenüber. Wilder hatte gar Zeit, um mit den Fans zu spielen.

Trotz schwerer Treffer blieb Duhaupas, der erst der vierte Franzose war, der um einen Gürtel im Schwergewicht antrat, lange auf den Beinen und versuchte verzweifelt selbst Aktionen zu landen. Nach 55 Sekunden der elften Runde hatte Ringrichter Jack Reiss, der zuvor den Ringarzt in die Ecke des Herausforderers geschickt hatte, genug gesehen und beendete den ungleichen Kampf.

16. Januar 2016 in New York vs. Artur Szpilka (20-1-0)

Mike Tyson, Lennox Lewis, Tyson Fury: Die Gästeliste im Barcalys Center konnte sich beim Duell zwischen Wilder und Szpilka sehen lassen. Auch die Action im Ring dürfte die 12.668 Zuschauer vor Ort bestens unterhalten haben.

Der Herausforderer war nämlich nicht nach Brooklyn gereist, um sich von seinem Gegner abschlachten zu lassen. Vom ersten Gong an glänzte Szpilka, angetrieben von einer mehrheitlich polnischen Kulisse, mit einer guten Beinarbeit, der Fähigkeit Wilders Schlägen auszuweichen und nicht zuletzt mit seiner ungewohnten Rechtsauslage. Der Lohn? Die ersten drei Runden sicherte sich allesamt der Pole.

Mit zunehmender Kampfdauer gelang es Wilder jedoch, sich besser auf seinen Gegner einzustellen, was sich auch auf den Punktzetteln auswirkte und seinen Gegner spätestens ab Runde neun dazu zwang, ein größeres Risiko einzugehen. Szpilka, der über weite Strecken taktisch klug von außen geboxt hatte, suchte nun den Schlagabtausch - und wurde dafür bestraft. Wie oftmals zuvor hatte Wilder erneut einen klaren Vorteil bei Größe sowie Reichweite und nutzte diese zusehends.

Eine krachende Konter-Rechte, der erste richtige harte Treffer, den der Herausforderer einstecken musste, später ging es für Szpilka auf den Boden. Ringrichter Michael Griffin begann zwar einen Count, brach diesen aber ab, da Szpilka von Wilders Schlag komplett ausgeknockt auf dem Rücken lag.

Als Bonus für die anwesenden Fans kam es im Anschluss innerhalb des Rings noch zu einer Konfrontation zwischen Wilder und Fury, der im November 2015 in Düsseldorf überraschend Klitschko entthront hatte. "Du bist doch bloß ein Schwindler", brüllte Wilder seinen Gegenüber an. "Ich schlage dich jederzeit, überall, auch in deinem eigenen Garten, wenn du willst." Furys Antwort ließ nicht lange auf sich warten. "Ich werde dich umhauen, du bist doch bloß ein alter Penner", schnauzte der Brite Wilder von Angesicht zu Angesicht zurück. Zu Handgreiflichkeiten kam es aber ebenso wenig wie zu einem Kampf.

16. Juli 2016 in Birmingham vs. Chris Arreola (36-4-1)

"Er hat gezeigt, dass er ein wahrer Champion ist. Als ich den Bizeps sah, wusste ich, dass das nicht gut aussieht", schilderte Promoter Lou DiBella nach dem Duell zwischen Arreola und Wilder. Der Weltmeister wurde nach dem Fight direkt ins Krankenhaus für die genauen Untersuchungen gebracht. "Er konnte nicht mal mehr sein T-Shirt anziehen", so DiBella weiter. Was war passiert?

Beim nächsten Gastspiel Wilders in der Legacy Arena hatte dieser zunächst den Kampf in gewohnter Weise dominiert. Bereits in Runde vier schickte der Champion seinen Herausforderer zum ersten Mal auf das Knie. Arreola wurde zwar angezählt, konnte aber weiterkämpfen.

Wie dramatisch die Auswirkungen des Niederschlags auch auf Wilders Seite waren, wurde erst nach dem Kampf im vollen Umfang deutlich: Der Titelverteidiger hatte sich nicht nur die rechte Hand gebrochen, sondern zudem auch einen Muskel in seinem Oberarm gerissen. Eine Operation war die Folge.

"Die Verletzung habe ich mir bei einem ungeschickten Punch zugezogen. Zuerst die Hand und dann den Bizeps", erklärte Wilder, der ab Runde vier beinahe einarmig boxte. Zum Glück für den Bronze Bomber mangelte es Arreola an der nötigen Klasse. Der wenig austrainierte Herausforderer musste selbst gegen einen gehandicapten Wilder weitere Schläge einstecken und konnte schwer gezeichnet zur neunten Runde nicht mehr antreten.

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