SPOX: Herr Culcay, wie fühlt es sich an, als Weltmeister der WBA im Halb-Mittelgewicht in Ludwigshafen in den Ring zu steigen?
Jack Culcay: Das ist ein ganz neues Gefühl für mich. Ich habe den Titel ja noch nicht so lange. Aber es fühlt sich auf jeden Fall gut an, als Weltmeister anzutreten.
SPOX: Ihre Freude über den Gürtel hält sich bislang aber dennoch in Grenzen.
Culcay: Das ist richtig. Ich habe den Titel leider nicht im direkten Duell mit dem Weltmeister gewonnen. Jeder, der einen Gürtel gewinnt, will das gegen den amtierenden Champion tun und nicht, weil ein anderer Boxer aufsteigt. Deswegen kommt der Kampf am 11. März zur absolut perfekten Zeit. So kann ich zeigen, dass ich den Titel völlig zu Recht trage.
SPOX: Eigentlich hätte der Kampf gegen Demetrius Andrade bereits früher stattfinden sollen. Warum kam es im vergangenen Jahr nicht dazu?
Culcay: Was genau da schiefgelaufen ist, weiß ich auch nicht. Die fertigen Verträge wurden nach Amerika geschickt. Ich war bereit, um zu kämpfen. Eine Woche vor dem eigentlichen Termin habe ich dann aufgehört zu trainieren, da ich wusste, dass es leider nicht mehr klappen würde.
SPOX: Finanzielle Einbußen sowie verlorene Karrierezeit waren die Folge.
Culcay: Um das Geld geht es mir nicht. Ich liebe es, zu boxen. Natürlich sichere ich mit dem Sport meinen Lebensunterhalt, es ist aber vor allem schade um die Zeit und das Training. Ich habe monatelang für den Kampf trainiert, war im Trainingslager mit Arthur Abraham und auch mit Kubrat Pulev. Ich war sehr aktiv. Deshalb war die Absage natürlich ärgerlich für mich.
SPOX: Bleiben wir kurz bei Abraham. Dieser bezeichnete Sie als "komplettesten Boxer Deutschlands". Was bedeuten Ihnen dieses Lob?
Culcay: Von einem so erfahrenen und erfolgreichen Stallkollegen eine solche Aussage zu hören, fühlt sich immer gut an. Jeder kennt Arthur, deshalb haben seine Worte auch Gewicht.
SPOX: Trotz des Lobes und des WM-Gürtels um ihre Hüften gelten Sie gegen Andrade bei vielen im Vorfeld des Kampfes als Außenseiter.
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Culcay: Ach wissen Sie, ich war auch als Amateur immer der Außenseiter. Viele haben mich damals schon unterschätzt und tun es noch immer. Ich habe aber stets auch meine Chancen bekommen. Letztlich macht das einen sogar stärker. Ich habe es den Leuten gezeigt, war bei Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen und habe in dieser Zeit einige Erfolge gefeiert.
SPOX: Sie haben nach der Amateur-WM in Chicago im Jahr 2007 mit Andrade noch eine Rechnung offen. Damals konnte Sie der US-Amerikaner bezwingen.
Culcay: Auf jeden Fall. Wie sagt man so schön: Man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Ich wusste damals schon, dass sich unsere Wege irgendwann noch einmal kreuzen würden. Die Niederlage damals ist ein weiterer Grund, warum ich mich sehr auf den Kampf freue.
SPOX: Sie hatten schon mit mehreren Rechtsauslegern das Vergnügen. Andrade ist jedoch ein anderes Kaliber. Ist die Auslage für ihn ein Vorteil?
Culcay: Ich habe sehr viel trainiert, deshalb wird seine Auslage für mich kein Problem sein. Ich habe viel Sparring gegen Rechtsausleger betrieben, bin bestens eingestellt. Natürlich ist es dennoch immer eine Umstellung, in der Regel kämpft man gegen Gegner, die in der Normalauslage antreten. Aber diese Umstellung werde ich ohne Schwierigkeiten hinbekommen.
SPOX: Ihr offensiver Boxstil ist für die Zuschauer äußerst unterhaltsam. Im Gegenzug kassieren Sie aber auch mehr Treffer. Müssen Sie die Herangehensweise gegen einen Gegner wie Andrade ändern?
Culcay: Das wird sich zeigen. Wir haben eine gute Strategie ausgearbeitet, letztlich muss man aber sehen, wie es im Ring klappt. Ich hatte bereits mehrere Tage vor dem Kampf mein perfektes Gewicht erreicht. Meine Kondition reicht für die volle Distanz, es kann aber auch vorher vorbei sein.