K.o.! Joshua schickt Klitschko wohl in Rente

Anthony Joshua schlug Wladimir Klitschko K.o.
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Wladimir Klitschko (64-5) hat seinen WM-Kampf gegen den Briten Anthony Joshua (19-0) verloren. Die Entscheidung im Duell um die Gürtel der WBA, IBF und IBO im Schwergewicht vor 90.000 Zuschauern im randvollen Wembley Stadium fiel in der elften Runde durch technischen Knockout. Für den 41-jährigen Ukrainer war es die fünfte Pleite in seinem 69. und wohl letzten Auftritt als Profi-Boxer. Für Joshua könnte als nächstes ein Duell mit Deontay Wilder warten.

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Die 90.000 Zuschauer im ausverkauften Wembley Stadium erzeugten nicht nur eine unvergleichliche Atmosphäre, sondern sahen zunächst auch einen von Respekt geprägten Kampf, bei dem beide Boxer zaghaft versuchten, sich einen Vorteil zu erarbeiten. Während Klitschko auf Beweglichkeit setzte, dabei aber nicht konsequent genug vorgehen konnte, baute Joshua vor allem auf seine Power.

Der Brite agierte dabei allerdings ruhig und ließ sich zu keiner Zeit von der Stimmung, die durch die anwesenden Fans erzeugt wurde, aus der Konzentration bringen. Den ersten Niederschlag des Kampfes verbuchte folgerichtig der Youngster in Runde fünf für sich. Wer Klitschko, der ohne Probleme rechtzeitig wieder auf die Beine kam, zu diesem Zeitpunkt abschrieb, sah sich getäuscht.

Der Routinier kämpfte sich mit großem Herz zurück in den Kampf, wurde seinem Spitznamen als Dr. Steelhammer gerecht und schickte Joshua seinerseits in Runde sechs auf die Matte. Für den 27-Jährigen war es der erste Knockdown der Karriere.

Anthony Joshua im SPOX-Portrait: Der Geist, den Klitschko rief

In der Folge wirkte AJ sichtlich angeschlagen - und außer Puste. Es dauerte eine Weile, ehe sich der Olympiasieger des Jahres 2012 wieder gefangen hatte. Klitschko verpasste es in dieser Zeit, das Duell zu seinen Gunsten zu beenden. Letztlich drehte AJ auf und entschied den Kampf mit zwei Niederschlägen und einem Abbruch von David Fields durch einen technischen Knockout in der elften Runde für sich.

Während es für Klitschko wohl der letzte Kampf einer langen und überaus erfolgreichen Laufbahn war, dürfte Joshua, der sich durch seinen Erfolg die Gürtel der WBA sowie IBO sichern und sein Gold der IBF zum dritten Mal verteidigen konnte, als nächstes ein Duell mit WBC-Weltmeister Deontay Wilder aus den Vereinigten Staaten ins Visier fassen. Das Ziel, alle Titel zu vereinen, hatte er längst im Vorfeld geäußert.

Das Duell zwischen Klitschko und Joshua im RE-LIVE

Bereits vor dem Hauptkampf kam es zum Duell zwischen der irischen Olympiasiegerin Katie Taylor und der von Sven Ottke trainierten Deutschen Nina Meinke. Beide Boxerinnen gingen ungeschlagen in den Kampf. In einem auf zehn Runden angesetzten Wettstreit um den vakanten International-Gürtel der WBA im Leichtgewicht hatte Taylor allerdings klar die Oberhand. In der siebten Runde des Aufeinandertreffens hatte Referee Howard Foster genug gesehen und nahm eine tapfer kämpfende Meinke aus dem Kampf.

Die Reaktionen:

Anthony Joshua: "Ich bin nicht perfekt, aber ich versuche mein Bestes. Ich bedanke mich vor allem bei meinem Trainer, bei meinem ganzen Team. Ich bedanke mich bei allen, die mir auf meinem Weg geholfen haben und helfen werden - auch bei den 90.000 Zuschauern in der Arena. Respekt auch an Wladimir."

Wladimir Klitschko: "Beide Boxer haben wirklich alles gegeben. Der bessere Mann hat heute gewonnen. Es ist ein großartiges Ereignis für den Boxsport. Heute standen zwei Gentleman im Ring und Anthony war besser als ich. Es ist schade, dass ich es nicht geschafft habe. Großen Respekt an Anthony und an die Fans. Ich muss jetzt analysieren, was genau passiert ist. Ich muss schauen, wie es für mich weiter geht."

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Klitschko (UKR)

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Joshua (GBR)

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Der Ringrichter: David Fields. Der US-Amerikaner aus New Jersey steht seit über 17 Jahren als Referee im Ring, war allerdings noch nie in England im Einsatz. Von Beginn an merkte man dem ehemaligen Boxer im Halbschwergewicht die Erfahrung von über 200 Kämpfen, unter denen sich auch der Showdown zwischen Sergey Kovalev und Bernard Hopkins im Jahr 2014 befand, an. Er hatte das Geschehen stets unter Kontrolle, ohne sich dabei in den Mittelpunkt zu drängen.

Der Schlag des Kampfes: Die Rechte von Joshua. Wirklich häufig konnte es der Brite bei seinem Gegenüber zwar nicht klingeln lassen, wenn die Rechte aber einschlug, dann wurde es allerdings sofort gefährlich. Vor allem als Aufwärtshaken geschlagen, war sie vernichtend. Beeindruckend war zudem, wie AJ in Runde elf Treffer setzte und im Anschluss den Job auch dank seiner starken Schlaghand und der nicht minder schwachen Linken eiskalt zu Ende brachte. Hut ab!

Das fiel auf:

  • Die Atmosphäre im ausverkauften Wembley wurde bereits im Vorfeld mehrfach thematisiert. Die Fans erfüllten die Erwartungen und verwandelten die Arena in London in einen Hexenkessel. Klitschko dürfte sich wohl kaum an eine derart einseitige Stimmung im Laufe seiner Karriere erinnert haben.
  • Bereits beim Einmarsch war beiden Boxer anzusehen, um was es ging. Sowohl Klitschko als auch Joshua wirkten äußerst fokussiert. Vor allem der Ukrainer versuchte das Publikum bestmöglich auszublenden. Selten in seiner unglaublichen Laufbahn als Profi erlebte man den 41-Jährigen so konzentriert und zügig zu den Klängen von Can't Stop der Red Hot Chili Peppers einlaufen.
  • Bei einer Temperatur von lediglich zehn Grad kam Klitschko in einer speziellen Robe als erster Kämpfer zum Ring und musste sich knapp zehn Minuten gedulden, ehe ihm AJ komplett in weiß unter lautem Jubel der Fans folgte. Der Brite zelebrierte den Einzug sogar mit einer Feuershow. Gänsehaut!
  • Nach der Vorstellung der Kontrahenten und dem legendären "Let's get ready to rumble" von Michael Buffer ging es im Ring endlich zur Sache, wobei sowohl Klitschko als auch Joshua beim Versuch, den eigenen Jab möglichst früh zu etablieren, der Respekt vor der Power des Gegners mehr als deutlich anzumerken war. Der IBF-Weltmeister wirkte zudem zu Beginn etwas spritziger als sein Gegenüber.

  • Der Plan Klitschkos, auf Beweglich- sowie Geschwindigkeit statt Power zu setzen, wurde schon beim Wiegen deutlich. Mit 109,1 zu 113,4 Kilogramm war der Ukrainer nicht nur leichter als sein Gegenüber, sondern so leicht wie zuletzt bei seinem Knockout-Sieg über Ruslan Chagaev im Jahr 2009. Dr. Steelhammer konnte sein Vorhaben aber nicht über die volle Kampfdauer konstant genug umsetzen, wenngleich Joshua zwischenzeitlich wirkte, als würde ihm seine Muskelmasse zum Verhängnis werden. Insgesamt bewegte sich der 14 Jahre ältere Mann im Ring über das gesamte Duell gesehen mehr als der Brite, der ihm zudem über weite Strecken die Mitte überließ.
  • In einer wilden Runde fünf legte Joshua jedoch blitzschnell den Hebel um. Nach harten Treffern musste Klitschko, der einen tiefen Cut über dem linken Auge erlitt, zu Boden. Allerdings schaffte es der Ukrainer ohne Probleme rechtzeitig auf die Beine - und setzte seinerseits zu einer Offensive an, die einem etwas überrascht wirkenden AJ erhebliche Schwierigkeiten bereitete.
  • Eine Runde später war es dann folgerichtig Joshua, der nach einer knallharten Rechten des Veteranen erstmals in seiner Karriere schwer getroffen auf die Bretter musste. Der 27-Jährige wirkte bereits vor dem Knockdown etwas außer Atem, fing sich aber in den folgenden Runden wieder. Was aber auch am leicht abfallenden Tempo des Kampfes lag, das sich allerdings nicht negativ auf das Niveau auswirkte.
  • Mit zunehmender Rundenzahl versuchte Klitschko seinen größten Trumpf, den riesigen Vorteil in Sachen Erfahrung, auszunutzen. Joshua spielte aber nicht mit und setzte den ehemaligen Weltmeister mit harten Schlägen wieder unter Druck. Erneut waren Klitschkos Meidbewegungen nicht so gut, wie sie hätten sein müssen, um die Vorteile Joshuas zu negieren und den Ring als Sieger zu verlassen.
  • Der letzte Akt eines spannenden Duells, das beide hätten für sich entscheiden können, fand in Runde elf statt. Nach mehreren Treffern in Folge schneller Kombinationen und der erbarmungslosen Power Joshuas musste Klitschko gleich zweimal zu Boden, ehe Fields genug gesehen hatte und dem Kampf ein Ende bereitete. Bei allen drei Niederschlägen war Joshuas Rechte als Aufwärtshaken beteiligt.
  • Trotz der Niederlage hat sich der 41-Jährige den Respekt des Publikums vor Ort redlich verdient. Vom üblichen Clinchen war nichts zu sehen, es war ein unterhaltsamer Boxkampf, der diese Bezeichnung zu jeder Zeit auch verdient hatte und somit gleichzeitig die perfekte Werbung für den Sport.

  • Die Entscheidung, das Aufeinandertreffen zu beenden, war indes völlig korrekt. Klitschko stand zum Zeitpunkt des Abbruchs mit dem Rücken an den Seilen und wirkte hilflos. Wie offen der Fight war, zeigten auch die Scorecards zum Zeitpunkt des Abbruchs. Die Punktrichter Don Trella (96:93) und Nelson Vazquez (95:93) hatten AJ vorne, Steve Weisfeld wertete mit 95:93 für Klitschko. Insgesamt traf der Unterlegene im epischen Schlagabtausch beider Boxer laut CompuBox-Statistiken von 247 Schlägen 94 (37 Prozent), bei seinem Gegner waren es 107 von 355 (30 Prozent).
  • Durch den Sieg ist Joshua endgültig das neue Gesicht des Schwergewichts, für Klitschko dürfte es ein ordentlicher Abgang gewesen sein. Wenngleich er nach dem Kampf eine konkrete Aussage vermied und sich Zeit erbat.

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