Beide Boxer lieferten vor 17.698 Zuschauern einen spektakulären Fight. Fury versuchte von Beginn an, den Bronze Bomber aus den USA mit allerlei Mätzchen zu provozieren. Der 30-Jährige nahm die Deckung herunter, schnitt Grimassen und tänzelte vor seinem Gegner herum.
Doch Fury hatte mehr drauf als nur fragwürdige Gesten. Der Gypsy King, der 2015 Wladimir Klitschko besiegt hatte, lieferte eine taktisch hervorragende Vorstellung ab, setzte immer wieder Treffer mit der Rechten und ließ Wilders Stärken somit lange Zeit verpuffen.
Nach acht Runden sahen die meisten Experten den 2,06-Meter-Hünen aus Manchester, der von Runde zu Runde immer selbstsicherer wurde und gute Kombinationen zeigte, leicht vorne. Auch von den erwarteten konditionellen Defiziten Furys war nichts zu sehen.
Wilder schlägt Fury zwei Mal zu Boden
In der neunten Runde traf Wilder seinen Gegner dann aber aus dem Nichts mit seiner Rechten und Fury ging zu Boden. Der Engländer, der nach dem Kampf gegen Klitschko in ein tiefes Loch aus Depressionen und Drogenproblemen gefallen war, stand allerdings schnell wieder und streckte Wilder demonstrativ die Zunge heraus.
In der 12. Runde schlug der 33-jährige Wilder Fury erneut um. Diesmal hatte seine Rechte bedeutend härter an Furys Kopf als beim ersten Mal eingeschlagen. Doch der von den meisten Experten vor dem Fight als Außenseiter ausgemachte Fury berappelte sich erneut und brachte das Unentschieden über die Runden.
Wilder vs. Fury: So werteten die Punktrichter
Punktrichter | Herkunft | Wertung |
Alejandro Rochin | Mexiko | 115:111 für Wilder |
Robert Tapper | Kanada | 114:112 für Fury |
Phil Edwards | Großbritannien | 113:113 |
Anschließend lagen sich beide Boxer in den Armen, die Sprüche und Beleidigungen aus dem Vorfeld waren vergessen. "Tyson hat mir gesagt, dass er mich liebt und sich für die Chance bedankt", sagte Wilder: "Ich habe ihn zwei Mal umgehauen und damit definitiv den Kampf gewonnen. Es war aber nicht einfach, es war ein großartiger Fight."
Und Fury meinte: "Obwohl ich zwei Mal zu Boden gegangen bin, bin ich der Meinung, dass ich gewonnen habe. Ich habe Klitschko geschlagen, ich kam nach Amerika für diesen Fight. Ich habe bewiesen, dass ich ein echter Krieger bin. Wir beide haben einen starken Kampf abgeliefert und sind wahre Champions. Gott segne Deontay Wilder."
Wilder und Fury geben Zusage für einen Rückkampf
Wilder (40-0-1, 39 KOs) bleibt nach seiner achten Titelverteidigung Champion der WBC und wie Fury (27-0-1, 19 KOs) ungeschlagen. Die Titel der Verbände WBA, WBO und IBF hält Furys Landsmann Anthony Joshua.
Doch bevor es womöglich zu einem Vereinigungskampf zwischen Wilder und Joshua kommen wird, könnte durchaus ein Rückkampf zwischen Wilder und Fury steigen. Die Bereitschaft dazu erklärten zumindest beide Protagonisten noch im Ring.
"Ich würde mich freuen, wenn mein nächster Kampf ein Rematch gegen Tyson wäre. Mir ist es auch egal, wo dieser Kampf stattfinden würde", sagte Wilder.
"Wir sind die beiden besten Schwergewichtskämpfer der Welt. Ich bin zu 100 Prozent bereit für einen Rückkampf", erklärte Fury, der anschließend noch über Joshua lästerte und diesen als "Hühnchen" bezeichnete.
Fury gibt bemerkenswerte Pressekonferenz
Auf der Pressekonferenz sorgte Fury weiter für bemerkenswerte Szenen. Er wollte nicht mehr über den Kampf reden, erhob sich stattdessen, schnappte sich das Mikro und begann, das Lied American Pie zu singen.
Außerdem forderte Fury die anwesenden Journalisten dazu auf, mitzusingen. Er tanzte herum und warf schließlich das Mikro weg.