Im Interview mit DAZN und SPOX spricht Joshua über die Herausforderung namens Ruiz und die Diskussionen um den lang ersehnten Fight gegen WBC-Champion Deontay Wilder. Außerdem schaut er in seine Kristallkugel.
Herr Joshua, was haben Sie gedacht, als Sie vom positiven Dopingtest von Jarrell Miller erfahren haben?
Anthony Joshua: (schlägt die Hände über dem Kopf zusammen) Oh Mann, Miller, warum machst du so etwas? Das war meine Reaktion. Er hat einen Fehler begangen, einen riesengroßen Fehler. Ich weiß nicht, ob er das nur gemacht hat, um mich zu schlagen. Im Boxen sind die Dopingkontrollen sehr streng, da darfst du dir keinen Fehler erlauben. Auf unserem Level wird jeder erwischt. Ich prügele jetzt nicht auf ihn drauf, wenn er eh am Boden liegt. Boxen ist ein harter Sport. Egal wie gut du bist, gibt es da draußen Jungs, die dich herausfordern können. Ich wünsche ihm alles Gute. Ich bin mir sicher, dass es ihm eine Lehre sein wird. Ich war davon ausgegangen, dass er sauber ist. Ganz nach meinem Motto: Trainiere hart, kämpfe hart.
Statt gegen Miller treten Sie jetzt gegen Andy Ruiz Jr. an. Was können Sie uns über ihn erzählen?
Joshua: Ruiz kommt aus einer Boxer-Familie, sein Vater hat auch professionell geboxt. Und er ist Mexikaner. Wir wissen alle, dass Mexikaner es in ihrem Blut haben, kämpfen zu können. Ich denke, dass er nicht so viel schlägt wie Miller, er ist selektiver. Ruiz will seinem Gegner mit seinen Schlägen wehtun, um ihn mürbe zu machen, sodass er dann leichter zu treffen ist. Ruiz wird auf den einen Schlag gehen, mit dem er mich ausknocken will.
Wie haben Sie sich auf Ihren Gegner eingestellt? Mussten Sie sich anpassen?
Joshua: Ich habe schon so oft mit ähnlichen Jungs wie Ruiz im Ring gestanden, dass ich mich ganz auf mich konzentrieren kann. Es ist ja so: Niemand kann mich schlagen, außer ich selbst. Also fokussiere ich mich im Training auf mich.
Sie hatten angekündigt, Miller in der 8. Runde auszuknocken. Wie lautet die Prognose jetzt?
Joshua: Die Prognose bleibt die gleiche. Runde acht.
Und ein Knockout?
Joshua: Ja, es muss ein K.o. sein. Gegen Joseph Parker habe ich keinen K.o. gelandet, da wollte ich ihm zeigen, wie man richtig boxt. Aber wenn zwei große Jungs wie Ruiz und ich aufeinandertreffen, ist es schwer, dass es keinen Knockout gibt. Ruiz hat Parker in seinem Heimatland geboxt und einen tollen Fight geliefert. Er ist ein guter Mann, es wird ganz sicher ein schwerer Fight für mich.
Joshua blickt in seine Kristallkugel: Erst Wilder, dann Usyk
Wann gibt es endlich den ersehnten Kampf gegen Deontay Wilder? Wilder spricht von 2020.
Joshua: Eines ist doch klar: Es geht in unserem Sport um die Fans, sie wollen diesen Fight sehen. Aber Wilder lässt die Fans verhungern. Er hat schlaue Leute um sich herum und wird schon wissen, was er tut. Vielleicht will er mich auch nur aus der Fassung bringen, wenn er sagt, dass der Fight erst 2020 kommt. Ich verstehe nicht, warum wir dafür bis 2020 warten sollten. Was soll das? Aus 2020 wird dann schnell 2021, wir wissen, wie das läuft. Wir müssen die Verhandlungen im Hintergrund jetzt starten, damit wir den Kampf noch 2019 erleben können. Ich weiß nicht, warum er so lange warten muss. Aber ich kann es nicht kontrollieren. Ich glaube, viele denken, dass wir diejenigen sind, die jemandem aus dem Weg gehen, aber wahr ist, dass Wilders Lager auf dem Rücken unseres Erfolgs auf dieser Seite des Atlantiks eine gute Kampagne gefahren hat, um sich einen Namen zu machen. Es wird viel geredet, aber es passiert nichts. Was soll ich sagen? Worte sind Schall und Rauch.
Wie sieht Ihr Wunschszenario aus?
Joshua: Wenn ich in meine Kristallkugel schaue, sehe ich den Kampf gegen Wilder. Ich besiege Wilder und werde damit der unangefochtene Heavyweight-Champion. Danach sehe ich einen Kampf gegen Oleksandr Usyk. Der ehemalige unumstrittene Cruiserweight-Champion gegen den dann amtierenden unumstrittenen Heavyweight-Champion, das wäre doch ein großes Ding. Ich habe großen Respekt vor Usyk, der Olympiasieger war, sein Land repräsentiert hat und einen ganz anderen Background hat. Wir lassen die Fäuste im Ring für uns sprechen. Im Gegensatz zu jemandem wie Miller, der sich in schmutzigen Gyms in NY durchgeschlagen hat und auch das Maul aufreißen muss. Ich heiße Usyk in der Schwergewichts-Division willkommen, in der Division der Stärke, Schnelligkeit und Power. Ich wünsche ihm viel Erfolg.