Sie haben Tyson Fury im ersten Kampf mit einer Doppelkombination zu Boden gebracht. Waren das Ihre besten Schläge des Kampfes?
Deontay Wilder: Das ist schwer, ich habe diese Treffer gar nicht so richtig gespürt. Ich hatte das Momentum, kam mit der rechten Hand durch und setzte dann den linken Haken. Ich hatte das Gefühl, dass die Linke gar nicht so hart war. Er sagte später, die Linke hätte ihn voll erwischt. Ich hatte in dem Moment eigentlich nicht die beste Technik für den linken Haken. Aber so ist das beim Boxen: Wenn's wirklich rund geht, versteht man so viele Dinge nicht mehr - obwohl sie direkt vor deiner Nase passieren.
Fury sagt: "Ich komme rüber und schlage dich K.o.!" Hat er überhaupt diesen Punch?
Wilder: Nein. Den Power-Punch kannst du nicht trainieren. Entweder man hat ihn oder man hat ihn nicht. Vieles kann man trainieren, mit anderen Dingen wird man einfach geboren. Bei mir ist es die Power. Ich muss keine Gewichte stemmen und trotzdem knocke ich dich aus. Es ist ein tolles Gefühl, das zu haben. Und wenn ich im Ring stehe, bestimme ich, wo's lang geht. In der Analyse danach bin ich immer erstaunt. Aber mein Boxstil, mein Intellekt tragen mich. Ich kann Gegner mit meiner Rechten hypnotisieren und die denken dann: Was kommt jetzt? Was hat er vor? Ich muss geduldig sein, viele Dinge scannen und einkalkulieren und ihn dann für seine Fehler bezahlen lassen. Es braucht Zeit, Konzentration, Speed. Niemand geht einfach in den Ring und haut einen anderen um. Das ist schlicht unmöglich. Ich kenne mich aus, ich mache das jetzt seit zwölf Jahren...
Geht der Kampf über zwölf Runden?
Wilder: Ich sage, ich knocke ihn aus. Er sagt, er will mich umhauen. Da gibt es offenbar eine gewisse Sprachbarriere. Ich werde ihn umhauen. Er will mich umhauen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es früher endet, ist wohl sehr hoch. Die Leute sollten darauf vorbereitet sein. Legt euch eure Drinks zurecht, habt das Essen fertig und lasst die Finger vom Telefon. Nicht dass am Ende einer sagen muss, "Oh, was hab ich jetzt verpasst...?".
Deontay Wilder: "Alle Champs sind vor mir geflohen"
Wenn sie Fury besiegen sollten, gibt es noch diesen anderen Kämpfer, Anthony Joshua ...
Wilder: Ich will darüber gar nicht mehr nachdenken. Ich hab keine Lust mehr, mich damit zu befassen oder darüber zu reden. Ich will mich auch gar nicht mehr über die Briten und den Bullshit aufregen, den sie den Fans immer erzählen. Die wollen einfach nicht gegen die Besten boxen. Aber wenn der Kampf tatsächlich nie stattfinden sollte, könnte ich damit auch leben. Die brauchen nicht glauben, dass mich das irgendwie verletzen würde. Um das mal klar zustellen: Kein Champ hat mir je eine Chance gegeben. Selbst Bermane Stiverne hätte mir diese Möglichkeit nicht gegeben. Aber er hatte keine andere Wahl. Alle Champs sind vor mir geflohen. Die waren bei meinen Kämpfen, haben gesehen, wozu ich fähig bin und haben danach ihre Meinung schnell geändert. Die Börse wäre jedes Mal gut gewesen. Aber die mussten ja auch die Chance haben, den Gegner zu besiegen.
Worum geht es?
Wilder: Jeder will seinen Namen eingraviert sehen, aber es gibt nur einen, der den Gürtel halten kann. Drei Mal auf Holz geklopft: Wenn ich mich irgendwann zurückziehe, stehen sie alle Schlange und wollen diesen Gürtel. Sie wollen alle darum kämpfen. Und so geht es mir auch seit zwölf Jahren. Seit zwölf Jahren! Wir werden sehen, was passiert. Ich will denen nur eines sagen: Keine Ahnung, was eure Pläne sind, ob ihr Ambitionen habt oder nicht, ob es dringlich ist oder nicht - meine Karriere hängt nicht von euch ab. Jeder kennt die Geschichte und wer sie nicht kennt, sollte sie nachlesen. Sie wollen nicht gegen die Besten boxen. Sie wollen das alles als ein großes Geschäft sehen, wollen manipulieren, widersprechen, Dinge verdrehen und so viel Geld wie nur irgendwie möglich machen. Die wissen genau: Wenn sie hier rüber kommen, müssten sie ein neues Haus bauen. Aber dazu muss erst etwas anderes abgerissen werden. Und ich bin die Abrissbirne, die dich zu Boden schlägt, bevor du irgendwas erreichen könntest.
Wo sehen Sie das Boxen derzeit?
Wilder: Es ist in guten Händen, it's on fire. Und ich schüre dieses Feuer. Ich bin heiß, ich bin superheiß.
Werden Sie derjenige sein, der das Schwergewichtsboxen wiederbelebt?
Wilder: Ich bin nicht der einzige. Es gibt so viele Männer, die diesem Sport dienen, ihre Energie und ihr Können einfließen lassen. Ich kann deshalb nicht den ganzen Ruhm abschöpfen. Aber den größten Teil davon schon.