Blutüberströmt und mit reichlich zerbeultem Gesicht stand Felix Sturm in seiner Ecke. Die bittere Niederlage im WM-Ausscheidungskampf gegen den Ungarn Istvan Szili hatte den mit so großen Hoffnungen in den Ring gestiegenen früheren Box-Champion brutal in die Realität zurückgeholt: Statt zum sechsten Mal Weltmeister zu werden, steht der 43-Jährige nun dicht vor dem Karriereende.
"Es war ein harter Kampf. Etwas ganz anderes, als ich erwartet habe", sagte Sturm bei Bild TV nach seiner sechsten Niederlage im 52. Profifight.
Dass dieser auch sein letzter gewesen ist, wollte der gebürtige Leverkusener an diesem bitteren Abend in Dortmund noch nicht bestätigen: "Ich rede jetzt mit meiner Familie, ich bin weiterhin gesund. Wir setzen uns mit dem Promoter zusammen und treffen dann die richtige Entscheidung."
Ob es überhaupt die richtige Entscheidung war, ins Geschäft zurückgekehrt zu sein, darüber gab auch Sturms dritter Kampf nach fast fünfjähriger (Zwangs-)Pause auch in Folge eines Gefängnisaufenthalts wegen Steuerhinterziehung, Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz und Körperverletzung nur bedingt Aufschluss - die ersten beiden hatte er gegen Timo Rost und James Kraft nach Punkten gewonnen.
Diesmal tat sich Sturm aber mit dem hohen Tempo des 39 Jahre alte Szili schwer, das Urteil der Punktrichter (116:111, 115:113, 114:114) war zum Teil noch schmeichelhaft.
Felix Sturms Trainer schimpft über Ringrichter
"Ich sehe Felix aber nicht als Verlierer. Für mich hat der Ringrichter verloren", sagte Sturms Trainer Maurice Weber nach dem in seinen Augen "sehr unsauberen Kampf".
Was Weber und Sturm vor allem auf die Palme brachte: Nach einem Kopfstoß von Szili in der dritten Runde blutete Sturm heftig aus einem Cut über dem Auge, der Referee wertete die Attacke aber als unabsichtlich. "Felix hatte drei Platzwunden ohne Schlageinwirkung - und der Ringrichter gibt keine Verwarnung", polterte Weber.
"Das war keine Absicht, und außerdem ist das Quatsch. Ich habe meine Faust oft genug in seinem Gesicht gespürt", sagte Szili, der nun anstelle von Sturm gegen den Briten Lerrone Richards um die Krone des kleinen IBO-Verbandes im Supermittelgewicht boxen darf.