Circus HalliGalli

Adrian Fink
04. Januar 201515:06
Kaum wieder zu erkennen, doch es ist The Power! Phil Taylor in der Circus Taverngetty
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Endlich ist es soweit! In Kürze startet das WM-Finale zwischen Phil Taylor und dem "Flying Scotsmen" Gary Anderson (21.15 Uhr im LIVE-TICKER). Und es verspricht ein heißer Tanz zu werden! Passend dazu blickt SPOX auf die prägendsten Highlights vergangener WM-Finals zurück. Mit von der Partie: das Premierenturnier, die Machtergreifung von The Power, der erste 9-Darter in einem WM-Endspiel, die vermeintliche Wachablösung und das beste Finale aller Zeiten.

5. Dennis Priestley - Phil Taylor 6:1 (1994)

Dennis Priestley. Ein Name, den vermutlich nicht mehr jeder Darts-Fan auf dem Schirm hat. Sollte man aber. Denn The Menace ("Dennis die Nervensäge") ist der erste Weltmeister nach Gründung der PDC und schon deshalb legendär. Im Finale der ersten Auflage traf der Engländer auf seinen Landsmann Phil Taylor, zwei prägende Spieler der 90er Jahre.

Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar: Priestley, der für seine auffallend langen Konzentrationsphasen vor seinen Würfen bekannt war, ließ The Power nicht den Hauch einer Chance - 6:1. Dafür reichten ihm im Finale 94,38 Punkte pro Aufnahme, Taylor kam auf 85,62. Den besten Wert des Turniers, nämlich 97,56, pfefferte ein gewisser Peter Evison auf die Scheibe. Wie sich das Niveau doch gesteigert hat...

Taylor rächte sich in der Folgezeit übrigens mehrfach für die Niederlage. 1996, 1997, 1998 und 2000 hieß das Finale jeweils Priestley gegen Taylor - The Power gewann immer! 1998 verpasste er seinem Kontrahenten gar einen Whitewash.

"Wir wurden als Söldner beleidigt"

Doch warum entstand damals überhaupt ein neuer Verband? Wegen des Darts Splits. 1992 gipfelte ein heftiger Streit zwischen den Top-Profis und dem Verband BDO in der Gründung einer eigenen Darts-Organisation: Dem World Darts Council (WDC), der sich später Professional Darts Corporation (PDC) taufte.

Bei der Premieren-WM der WDC wurde mit insgesamt 64.000 Pfund weniger als die Hälfte des Preisgeldes als beim Konkurrenzverband ausgeschüttet. Um die Prämie stritten sich neben den nur 16 Gründungsmitgliedern auch sieben US-Amerikaner und ein Ire.

Nette Geschichte am Rande: Zwischen 1994 und 2000 teilten sich Taylor und Priestley ihr Preisgeld, um besser über die Runden zu kommen. "Wir wurden als Söldner beleidigt, als wir von der BDO weggegangen sind. Aber diese Geschichte zeigt, dass es uns nicht ums Geld ging", erzählte Priestley später. Dann begannen die fetteren Jahre des Darts.

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4. Phil Taylor - Rod Harrington 6:2 (1995)

Sechs Mal Grand-Slam-of-Darts-Champion, sechs Mal die Premier League gewonnen, 15 Mal Sieger des World Grand Prix, zwei Mal BDO- und 14 Mal PDC-Weltmeister: Die Liste von Taylors Erfolgen nimmt fast kein Ende. Aber auch ein Rekordweltmeister fängt einmal "klein" an. Vor 20 Jahren triumphierte der heute 54-Jährige erstmals.

Dabei stand der Ausgang des Endspiels 1995 kurzzeitig auf der Kippe. 3:2 lag The Power in Sätzen in Front, 2:2 stand es nach Legs. Rod Harrington hatte die große Chance zum Satzausgleich. Taylors Antwort hatte es aber in sich.

Er attackierte den Aufschlag direkt mit einer 180. Ein weiteres Maximum später war der erste 9-Darter der WM-Geschichte möglich. Auch der siebte Versuch saß, ehe der achte Pfeil die Triple 19 verfehlte. Da Harrington nach Scoring-Problemen noch im Niemandsland stand, hatte Taylor nun alle Zeit der Welt. Letztlich benötigte er zwölf Darts und entschied den Satz für sich.

Es war der Knackpunkt der Partie: Statt auszugleichen hechelte Harrington einem Zwei-Satz-Rückstand hinterher. In der Folge verlor The Prince of Style den Faden und unterlag klar mit 2:6.

Weltmeister ohne Kohle

Über ein ordentliches Honorar konnte sich der frisch gebackene Weltmeister allerdings nicht freuen. Obwohl die zweite Auflage der WDC-WM von einer Automarke gesponsert wurde, sank das Preisgeld auf 55.000 Pfund. Taylor strich 12.000 Pfund ein.

Mit dem WM-Sieg läutete er aber den Anfang einer langen und erfolgreichen Ära ein: Bis 2002 holte sich The Power den Titel acht Mal in Folge, ehe John Part der Serie ein Ende setzte. Bereits bei der nächsten WM schlug Taylor aber zurück und verteidigte "seinen" Titel weitere zwei Mal, ehe er erneut vom Thron gestoßen wurde.

Mit 16 Titeln ist Taylor immer noch einsamer Rekordchampion. Allein für seinen letzten Triumph im Jahr 2013 wurde er mit 250.000 Pfund belohnt - rund 20 Mal so viel wie bei seinem ersten Erfolg. Ein besonderes Highlight setzte The Power 2009, als er Raymond van Barneveld im Finale mit einem Average von 110,94 nicht den Hauch einer Chance ließ. Diese Finalpaarung sucht man hier allerdings aus Platzgründen vergeblich.

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3. 2014: Michael van Gerwen - Peter Wright 7:4 (2014)

Wachablösung auf der größtmöglichen aller Bühnen? Michael van Gerwen krönte sich am 1. Januar 2014 im Ally Pally nicht nur zum jüngsten Weltmeister der PDC-Geschichte, sondern übernahm mit diesem Erfolg auch den Platz an der Sonne in der PDC Order of Merit. Nach sechs Jahren Alleinherrschaft rutschte Taylor auf Platz zwei der Weltrangliste.

Schon zu Beginn des Finales sorgte Mighty Mike für klare Verhältnisse: Im allerersten Leg breakte er den Überraschungsfinalisten Peter Wright und gewann kurz darauf den Eröffnungssatz. Obwohl auch Snakebite ansehnlich begann, konnte er sich kaum Check-Out-Chancen erarbeiten.

Denn der Niederländer präsentierte mit 12- und 13-Dartern seine ganze Klasse und führte früh mit 4:0. Doch dann biss die Schlange zurück und verkürzte mit seinem ersten Break auf 1:4. In bekannter Peter-Wright-Manier hüpfte der Paradiesvogel die Bühne auf und ab.

Anschließend holte er sich sogar noch seinen zweiten Satz. Von der Unterstützung der Fans beflügelt hätte Wright nur noch die Tops checken müssen um den Hattrick perfekt zu machen, doch ihm versagten die Nerven. "Ich war zu Beginn ein bisschen überwältigt von der Atmosphäre. Daran musste ich mich erst gewöhnen," gab Wright nach der Partie zu.

MVG schreit sich Last vom Leib

MVG bedankte sich - 2:5 statt 3:4 aus Sicht des Außenseiters. Das saß. War es zuvor noch der Schotte, der sein Ritual auf der Bühne zelebrierte, gab es jetzt die Show des Favoriten: Van Gerwen zeigte seinen sympatischen Siegeswillen und brüllte nach seiner Schwächephase all die negative Energie aus sich heraus. Befreit von dieser Last nutzte er den nächsten Satz zur Vorentscheidung.

Doch Wright verkaufte sich nicht unter Wert und sorgte mit zwei weiteren Satzgewinnen immerhin für Ergebniskosmetik. Letztlich war das Spiel aber nach der heißen Anfangsphase von MVG bereits entschieden, denn der Niederländer ließ im Laufe des Finals nicht mehr locker. SPOX

"Größte Tag meines Lebens"

Ganz nebenbei gelang van Gerwen im Finale die 600. 180 des Turniers (Rekord), trotzdem hielt sich das Spektakel in Grenzen. Dem jüngsten Champion aller Zeiten dürfte das ziemlich schnuppe sein. Er gewann nicht nur 300.000 Pfund Preisgeld, sondern stürzte auch noch Taylor von seinem Thron.

"Für mich ist heute ein Traum in Erfüllung gegangen. Das ist der größte Tag meines Lebens", frohlockte der 24-jährige Champion dementsprechend nach dem Finale.

Bis zum heutigen Tage hat Mighty Mike seine Position an der Spitze der Weltrangliste verteidigt. War die WM 2014 schon die endgültige Wachablösung oder kann Taylor nochmal zurückschlagen? MVG hat jedenfalls noch einiges vor, wie er nach dem Endspiel posaunte: "Das ist hoffentlich noch nicht das Ende. Ich will noch viele Turniere gewinnen."

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2. Adrian Lewis vs. Gary Anderson 7:5 (2011)

Das Highlight des Finales 2011 gab's bereits im dritten Leg, als Gary Anderson seinen Aufschlag mit einem Maximum Nachdruck verlieh, Adrian Lewis seinen Kontrahenten aber mit einer 180 unter Druck setzte. Während Andersons nächste drei Pfeile abstürzten, blieb der Jackpot im Flow - nächstes Maximum.

Sechs perfekte Darts gab's bei dieser WM bereits öfters, der verflixte siebte gelang aber keinem Spieler bis dato. Lewis ließ sich nicht beirren und fand wieder den Weg in die Triple 20. Auch der achte Pfeil gehorchte dem Briten und landete in der Triple 19 - acht Darts geworfen und nur noch 24 Punkte auf der Uhr. Historisches bahnte sich an.

Der Jackpot bewies Nervenstärke und verwandelte seinen letzten Wurf. 9 Darter! Beflügelt vom ersten perfekten Spiel in einem WM-Finale sicherte sich Lewis den ersten Satz im nächsten Leg.

Achterbahnfahrt im Finale

Da er seinem Kontrahenten auch im zweiten Satz kaum Luft zum Atmen ließ, lag Anderson schnell mit 0:2 zurück. Doch "The Flying Scotsman" kämpfte sich zurück und schaffte nach sechs Sätzen den Ausgleich.

Die Achterbahnfahrt nahm kein Ende und so gewann Lewis wieder die Oberhand - 6:3. Aber Anderson, der ein überragendes Turnier spielte und in jedem Match vor dem Finale einen Average über 100 auf die Scheibe brachte, biss sich abermals zurück. Der Schotte verkürzte mit sechs Legs in Folge auf 6:5.

Lewis im Stile eines Champions

Wie würde Lewis auf diesen erneuten Höhenflug seines Gegners reagieren? Im Stile eines Champions. Unbeeindruckt von der Vorstellung seines Gegenübers schnappte er sich Satz zwölf mit einem deutlichen 3:0 und krönte sich mit seinem dritten Matchdart zum jüngsten Weltmeister bis dahin. Begünstigt wurde er dabei von Check-Out-Problemen bei Anderson.

Es war insgesamt ein hochklassiges und abwechslungsreiches Finale, das zu einem Festival der High Scores zweier nahezu gleichwertiger Gegner mutierte: Lewis warf 20 180er und schraubte damit die Anzahl seiner Maxima im Turnier auf unglaubliche 60.

Trotz dieser überragenden Leistung blieiben aber vor allem jene neun Darts aus dem dritten Leg im ersten Satz im Kopf, die ihm neben der 200.000 Pfund für den Turniersieg weitere 10.000 Pfund Extra-Preisgeld einbrachten.

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1. Raymond von Barneveld - Phil Taylor 7:6 (2007)

Wir schreiben den 1. Januar 2007. Mit Raymond van Barneveld und Phil Taylor treffen zwei der ganz Großen des Darts aufeinander und sorgen für einen würdigen Abgang der altehrwürdige Circus Tavern, denn in diesem Jahr wurde die WM das letzte Mal in Purfleet ausgetragen. Die Halle ist beim letzten großen Darts-Ereignis natürlich bis auf den letzten Platz gefüllt. Was die zahlreichen Fans noch nicht ahnten: Sie wurden Zeugen des spannendsten Finale aller Zeiten! Aber der Reihe nach...

Zu Beginn der Partie lag Barney deutlich zurück - erst mit 0:3, später dann 3:5. Doch unter dem Jubel einer riesigen Anzahl niederländischer Schlachtenbummler lieferte er eine packende Aufholjagd und kämpfte sich gegen den Titelverteidiger zurück.

Und das obwohl der Niederländer das Finale fast schon abgeschrieben hatte, wie er selbst anschließend berichtete: "Es ist unglaublich. Bei 0:3 hatte ich geglaubt, nicht einen Durchgang gewinnen zu können. Aber dann habe ich zu mir gesagt: 'Hol' wenigstens einen oder zwei.'"

Barney mit 21 Maxima

Gesagt, getan. Barney spielte sich förmlich in einen Rausch und schmetterte Taylor nicht weniger als 21 Mal das Maximum ins Gesicht. The Power wäre aber nicht The Power, wenn er sich davon beeindrucken ließe. In knappen Situationen bewies der Brite immer wieder Nervenstärke und behielt deshalb oftmals die Oberhand.

Da beide Spieler einen Sahnetag erwischten und einen dreistelligen Average produzierten, kam es, wie es kommen musste: Weder Barney noch Taylor konnten sich in der Schlussphase vom Gegner absetzen - 6:6 in Sätzen, 5:5 in Legs. Der Weltmeister musste also im spannendsten aller denkbaren Szenarien ermittelt werden: Sudden Death.

SPOXAllein das letzte Leg zeigte dabei noch einmal die Extraklasse der beiden Werfer: Taylor markierte auf Bull das Single, während van Barneveld seinen Dart direkt im Zentrum platzierte. Doch der Niederländer sah seinen Aufschlag nach einer "mickrigen" 100 direkt von The Powers 180 attackiert, woraufhin er kurzerhand selbst mit dem Maximum antwortete. Die Stimmung kochte!

Van Barneveld springt auf Platz zwei der Order of Merit

Weil Taylors Darts bei dessen nächster Aufnahme den falschen Absender hatten, sammelte der Engländer magere 40 Punkte. Doch Barney brachte zwei Aufnahmen später seine 116 nicht auf Null und Taylor bekam trotzdem die Chance auf ein High-Finish. Ohne Erfolg.

Der Altmeister verpasste direkt mit seinem ersten Pfeil das Triple. Van Barnefeld machte es besser und setzte sich mit seinem insgesamt sechsten Matchdarts die lang ersehnte Krone auf. Nach drei Stunden epischem Darts.

Den Olymp erklommen

Van Berneveld war auf dem Olymp angekommen und erfüllte damit nach rund einem Jahr den selbst auferlegten Sinn des Verbandswechsel: "Deshalb bin ich zur PDC gewechselt. Ich bin einen mutigen Schritt gegangen, aber ich war auf einer Mission, der Mission Phil Taylor zu schlagen." Auftrag ausgeführt.

Taylor präsentierte sich nach der Niederlage als guter Verlierer und zollte seinem Nachfolger angesichts dessen herausragender Leistung großen Respekt: "Er kam sehr gut zurück. Es gab nichts, was ich hätte tun können. Ich habe mein Bestes gegeben, aber habe die letzte Hürde einfach nicht geschafft."

Mit diesem Titel kletterte van Barneveld nach nur elf Monaten in der PDC auf den zweiten Platz der Weltrangliste. Eine leidenschaftliche Rivalität war geboren.

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