Die deutschen Teilnehmer
Der Maximiser hat in der Order of Merit endlich die Top 40 geknackt, vor der WM steht Hopp auf Rang 38. Mit einem guten Abschneiden im Ally Pally würden die Top 32 in greifbare Nähe rücken. Wie bei der WM 2015 muss der 20-Jährige gegen Vincent van der Voort ran, damals setzte es in der zweiten Runde eine 0:4-Klatsche. Der Niederländer gehört zum WM-Establishment und feiert bereits seine zehnte Teilnahme. Zuletzt scheiterte der 40-Jährige allerdings regelmäßig in den ersten Runden. Der ganz schwere Brocken bleibt Deutschlands bestem Darts-Spieler also erspart, Kanonenfutter sieht aber anders aus. "Trotzdem wird es gegen Vvdv eine richtig harte Nummer. Wir kennen uns schon seit drei Jahren, ich habe bisher noch keinen Sieg gegen ihn zu verbuchen. Das will ich am 22.12.16 ändern", schrieb Hopp in seiner neuen Kolumne bei SPOX. Ihm wurde eine machbare Hürde zugelost und bei der fünften WM-Teilnahme ist die Zeit reif für den zweiten Zweitrundeneinzug.
Hopp-Kolumne auf SPOX: "Iss ein Snickers"
Elmar: Van der Voort ist ein schweres Los, aber es hätte Max logischerweise noch heftiger erwischen können. Da van der Voort im Moment aber keineswegs in Top-Form ist, wird es ein anderes Match als vor zwei Jahren. Auch wenn zu den Top-Jungs schon noch ein Stück fehlt, ist Hopp seinerseits nämlich ganz ordentlich drauf. Mir stellt sich die Frage, ob er die sich bietenden Chancen am Schopf packt. Insgesamt bin ich davon überzeugt, dass Max es schaffen kann - aber dafür muss er für seine Verhältnisse auf jeden Fall überdurchschnittlich spielen.
Dragutin Horvat im Interview: "MvG an schlechten Tagen um Welten besser"
Für Dragutin Horvat ist seine erste WM-Teilnahme ein großes Fest. "Ich war noch nie in England und der Ally Pally ist für jeden Darts-Spieler das größte Glück auf Erden", schwärmte Braco im SPOX-Interview von seiner bevorstehenden Reise. Überhaupt macht die Nummer 127 der Welt mental einen soliden Eindruck. Ohne sich klein zu reden, findet er eine gute Mischung aus gesundem Selbstvertrauen und dem nötigen Respekt vor dem möglichen Hauptrundengegner Simon Whitlock. Bevor er sich mit dem Wizard messen darf, muss er allerdings den russischen Qualifikanten Boris Koltsov aus dem Weg räumen. Prognose: Braco stürmt in die Hauptrunde, wo er sich ein packendes Match mit Whitlock liefert.
Elmar: In der ersten Runde muss Dragutin erstmal mit dem Ally Pally zurechtkommen. Aber er hatte in den letzten Monaten gute Auftritte, nicht zuletzt Gerwyn Price geschlagen und kann auf der Bühne einen dreistelligen Average abrufen. Er kann Whitlock vor Schwierigkeiten stellen und beim Wizard wird sich viel im Kopf abspielen: Ein Erstrundenaus wäre für Whitlock angesichts der hohen Erwartungshaltung eine Katastrophe.
8. Dave Chisnall
Vorneweg: Mit Adrian Lewis sucht man einen Doppelweltmeister und die aktuelle Nummer 5 der Order of Merit im Ranking vergeblich. Warum? Mit dieser schwachen Form war schlicht kein Platz für Lewis. Der Jackpot bekam zuletzt auf der Bühne kaum ein Bein auf den Boden, den Negativpunkt erlitt er Ende November, als er beim Grand Slam böse baden ging. Auch Chizzy warf in Wolverhampton den ein oder anderen Backstein Richtung Board, fand aber nur eine Woche später bei den Players Championship Finals in die Spur und musste erst im Finale gegen van Gerwen die weiße Fahne hissen. Die Nummer 7 der Welt verkörpert zwar nicht unbedingt die personalisierte Konstanz, hat in den letzten vier Monaten mit vier Halbfinal- und zwei Finaleinzügen bei wichtigen Turnieren seine Qualität unter Beweis gestellt.
Elmar: Im Gegensatz zu Lewis hat Chisnall sich nach dem schlechten Grand Slam of Darts etwas gefangen. Außerdem ist Chizzy immer in der Lage, sich in einen Rausch zu spielen, oft reicht ihm eine 180 als Initialzündung. Er hat oft genug bewiesen, dass er die großen Brocken schlagen kann und hat ja nicht zuletzt auch Phil Taylor bereits im Ally Pally besiegt. Angesichts seiner Erfahrung wird Chizzy keine Probleme mit dem Druck haben. Deshalb gehört er zum Favoritenkreis.
7. Mensur Suljovic
The Gentle spielt das Jahr seines Lebens, gekrönt durch den Triumph in Riesa. Längst gehört er zu den besten Darts-Spielern des Planeten und ist in der Order of Merit zwischenzeitlich sogar auf Rang 7 vorgeprescht. Dabei profitiert die derzeitige Nummer 8 der Welt nicht nur von den guten Turnierergebnissen, sondern auch von der immensen Anzahl der gespielten Events. Allein in diesem Jahr spielte der 44-Jährige saftige 43 Turniere - mehr als jeder andere Spieler auf dem Circle. Suljovic hat zwar bereits zum Auftakt Anderson-Schreck Ron Meulenkamp vor der Brust, trotzdem deuten alle Vorzeichen darauf hin, dass der Österreicher erstmals in ein WM-Viertelfinale einziehen wird. Dort lauert der Dominator Michael van Gerwen.
Elmar: Ich bin regelmäßig bei der European Tour als Master of Ceremonies im Einsatz und auf der Bühne spürt man einfach, dass Mensur in den Top 10 angekommen ist. Die Top-Spieler bekommen da eine Aura - und die hat er. Wenn er gegen die Nummer 25 der Welt spielt, spürt jeder in der Halle, dass Mensur der Favorit ist. Sein einziges Manko ist, dass er großen Respekt vor dem Ally Pally hat. Trotzdem: Ich traue ihm gut und gerne das Viertelfinale oder sogar das Halbfinale zu.
6. Raymond van Barneveld
Wer sich bei Barney von der Order of Merit blenden lässt, wird schnell aufs Glatteis geführt. Klar, die Darts-Legende steht aktuell nur auf Rang 12. Aber einerseits ist die European Tour nicht wirklich die Lieblingsbeschäftigung des Niederländers (insgesamt nur 20 Turniere 2016), weshalb die Geldrangliste nur unzureichend als Qualitätsmerkmal herhalten kann. Andererseits ist der Ally Pally Barneys Wohnzimmer: 2007 krönte er sich mit dem wohl besten Match aller Zeiten zum Weltmeister, zwei Jahre später stand er erneut im Finale. 2013, 2015 und 2016 marschierte er bis ins Halbfinale. Van Barneveld muss man also immer auf dem Zettel haben.
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Elmar: Für Barney geht es um extrem viel, weil er die Punkte der letzten Jahre verteidigen muss. Sonst droht vielleicht sogar der Fall aus den Top 16 und das ist für einen, der die Pro Tour so ungern spielt, eine Katastrophe. Doch ein frühes Aus wird nicht passieren! Barneys Körpersprache gefällt mir in letzter Zeit sehr gut, diese Präsenz haben wir lange nicht mehr von ihm gesehen. Barney ist ein sensibler und feinfühliger Mensch, der viel Selbstsicherheit braucht, um richtig gut zu spielen. Die hat er im Moment. Ich traue ihm auch in einem möglichen Viertelfinale gegen Taylor einen Sieg zu.
5. James Wade
Zum 13. Mal in Folge reist Wade in der Weihnachtszeit in die englische Hauptstadt, der große Wurf blieb bislang aber aus. Immerhin drei Mal stand The Machine im Halbfinale, in den letzten drei Jahren setzte es aber spätestens im Viertelfinale empfindliche Pleiten. Allerdings spricht der Turnierbaum dafür, dass der Linkshänder einen längeren London-Aufenthalt vor sich hat, denn vor dem Viertelfinale geht die Nummer 6 der Order of Merit den Top10-Spielern aus dem Weg. Zudem stellte er seine unumstrittene Qualität beim Grand Slam of Darts eindrucksvoll unter Beweis, als er auf dem Weg ins Finale unter anderem den Flying Scotsman aus dem Wettbewerb kegelte.
Elmar: Wade hat ein unheimliches Timing. Er spielt teilweise 95er Averages und geht als Gewinner von der Bühne. Da fragt man sich oft einfach nur, wie er das macht. Trotzdem war die WM nie sein Turnier und er sagt auch selbst, dass der Ally Pally nicht unbedingt sein Ding ist. Ich traue Wade nicht zu, dass er ohne die richtige Überzeugung Weltmeister werden kann. Aber die Gegner haben Respekt vor ihm - und das zu Recht. Ich glaube, er wird weit kommen, aber spätestens im Halbfinale ist Schluss.