"Ich will endlich ein normales Leben führen"

Phil Taylor hat die WM bereits 16 Mal gewonnen
© getty

Phil Taylor hat die Darts-Szene über Jahrzehnte hinweg dominiert, sämtliche Titel abgeräumt und die Entwicklung des Sports maßgeblich vorangetrieben. Auch bei der WM 2017 (täglich live auf DAZN) gehört The Power zum engen Favoritenkreis. Vor dem Highlight des Jahres spricht der 56-Jährige über die Vorbereitung auf die WM, seine beiden möglichen Erstrundengegner, das Ausklingen seiner Karriere und die Sehnsucht nach einem normalen Leben.

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SPOX: Herr Taylor, in wenigen Tagen geht die WM los. Sind Sie bereit für das Darts-Highlight des Jahres?

Phil Taylor: Absolut, ich fühle mich derzeit wirklich gut. Trotzdem bin ich sehr froh, dass ich noch ein bisschen Zeit habe, um mich darauf vorzubereiten. In den nächsten Tagen geht es für mich ganz klar darum, den richtigen Mix zu finden: Auf der einen Seite will und muss ich mich erholen, auf der anderen Seite muss ich natürlich auch viel trainieren. Im Moment pendle ich da ein bisschen hin und her.

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SPOX: Am Donnerstag ist es endlich soweit. Wie viel Prozent können Sie in den letzten Tagen überhaupt noch herauskitzeln?

Taylor: Ich habe ein gutes Jahr gespielt und bin mit meinen Leistungen zufrieden, aber ich muss meine Vorbereitung trotzdem auf den Punkt genau timen. Es läuft alles nach Plan und ich bin davon überzeugt, dass ich am Ende perfekt vorbereitet bin. Für mich dreht sich jetzt alles um die Vorbereitung und dementsprechend konzentriere ich mich nur noch darauf.

SPOX: Für Sie geht die WM am 18. Dezember los. Sind Sie zufrieden mit der Auslosung?

Taylor: Da John Bowles und David Platt an dem Tag selbst noch in der Vorrunde gegeneinander spielen, kann ich noch nicht abschätzen, gegen wen ich ran muss. David war vor seinem Umzug nach Australien fester Bestandteil der Tour und daher weiß ich, dass er ein guter Spieler ist. Auch John hat sich seine Teilnahme durch die starke Qualifikation verdient.

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SPOX: Aber trotzdem wartet so oder so eine Pflichtaufgabe auf Sie.

Taylor: Beide sind gute Spieler. Aber egal, wer sich von beiden durchsetzt - ich werde auf jeden Fall bereit sein.

SPOX: Nach dem Rekordjahr gilt Michael van Gerwen als erster Anwärter auf den WM-Titel. Aber im September haben Sie bei der Champions League mal wieder gezeigt, dass man Sie auch immer auf dem Zettel haben muss. Immerhin haben Sie auf dem Weg zum Titel zwei Mal van Gerwen geschlagen. Wie wichtig war dieses Erfolgserlebnis, um mit dem nötigen Selbstvertrauen in die WM zu gehen?

Taylor: Ich habe mir nach den Perth Masters eine Pause von drei Wochen genommen. Es war ein tolles Gefühl, komplett frisch in dieses BBC-Event zu gehen. Ich beherrsche das Spiel noch und meiner Meinung nach war das wahrscheinlich mein bestes Turnier des Jahres. Überhaupt war es über weite Strecken wirklich ein tolles Jahr und die Champions League war ein großes Highlight, genauso wie der erneute Sieg in Sydney. Aber es hätte noch besser sein können.

SPOX: Womit hadern Sie?

Taylor: Ich habe in den anderen Finals einige Doppel verpasst und Chancen liegen gelassen. Ich hätte locker mehr Finals gewinnen können. Jetzt liegt mein Fokus voll auf der WM. Ich bin fit sowie gesund und will bereit sein, um nichts anderes geht es für mich.

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SPOX: Die WM haben Sie schon 16 Mal gewonnen und auch sonst haben Sie schon alles abgeräumt, was beim Darts möglich ist. In den letzten Monaten häuften sich die Gerüchte um einen möglichen Rücktritt. Was ist dran? Immerhin haben Sie bereits angekündigt, dass Sie 2017 kürzer treten wollen...

Taylor: Das ist richtig. Für mich wird es kein abruptes Ende geben, stattdessen will ich langsam etwas herunterfahren, aber gerade deshalb will ich das alles noch genießen. Der Terminkalender ist prall gefüllt und es gibt immer mehr Turniere. Dieser ganze Zirkus war jetzt 25 Jahre lang mein Leben, aber das ständige Reisen ist mir mittlerweile zu viel.

SPOX: Bei welchen Turnieren werden wir Sie noch auf der Bühne sehen?

Taylor: Ich werde alle Events mitnehmen, bei denen ich entweder automatisch qualifiziert bin oder eingeladen werde. Aber bei den anderen werde ich von jetzt an herunterfahren.

SPOX: Was stellen Sie in der neu gewonnen Freizeit an?

Taylor: Ich freue mich darauf, zu entspannen und mein Leben zu genießen. Das Leben verändert sich irgendwann, wenn man sich in den 50ern befindet - und genau in dieser Lebensphase befinde ich mich. Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man für sich selbst den einen bestimmten Tag festlegen muss, kürzer zu treten und bei mir ist er eben gekommen.

SPOX: Besonders Ihre Familie wird sich darüber freuen, wenn Sie mehr Freizeit haben.

Taylor: Genau darum geht es. Ich habe mittlerweile Enkelkinder und endlich habe ich die Möglichkeit, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen. Dann können wir die ganzen normalen Dinge tun, die auch andere Familien machen: wie zum Beispiel drei oder vier Mal im Jahr in den Urlaub zu fahren und auch den Alltag einfach zu genießen. Der Trubel wird nachlassen und ich habe mehr Zeit.

SPOX: Klingt fast so, als ob es überfällig wird, dass Sie sich sportlich gesehen etwas zurücklehnen und Zeit für die Familie haben.

Taylor: Also ich sehne mich wirklich schon ein bisschen danach. Ich will endlich ein normales Leben führen, dafür bin ich bereit: Ein Leben, in dem ich nicht mehr jede Woche auf den Autobahnen unterwegs bin und ständig in irgendwelchen Hotels übernachten muss, sondern regelmäßig daheim bin. Bei der Familie, wo man hingehört. Glücklicherweise habe ich in meiner Karriere das nötige Kleingeld verdient, um mich beruhigt zurückzulehnen zu können und die große Bühne den anderen überlassen kann. Es kommt ihre Zeit. Ich persönlich habe keine Lust, mit 60 oder 70 immer noch ständig im Fernsehen aufzutreten. Ich will auch noch andere Dinge erleben und ein ganz normales Leben führen.

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