"Vor Taylor zu stehen, ist verrückt"

Adrian Fink
28. Dezember 201610:37
Peter Wright steht bei der WM in der zweiten RundePDC Europe
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Peter Wright fällt nicht nur durch ausgefallene Outfits auf, sondern ist auch einer der besten Darts-Spieler der Welt. Bei der WM 2017 (live auf DAZN) gehört Snakebite als Nummer drei der Order of Merit zu den absoluten Top-Favoriten. Vor seinem Match gegen Jamie Lewis (ab 20 Uhr im LIVETICKER) spricht Wright im Interview über die Stimmung im Ally Pally, Fangesänge der deutschen Fans, Max Hopp und seine schillernden Auftritte.

SPOX: Herr Wright, Sie haben den größten Erfolg Ihrer Karriere im Ally Pally gefeiert, als Sie 2014 ins WM-Finale eingezogen sind. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, diesen Erfolg in diesem Jahr zu wiederholen?

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Peter Wright: Ich bin davon überzeugt, dass ich sehr gute Chancen habe. 2014 war ich noch nicht bereit, die WM zu gewinnen. Aber ich habe seit dem Finale 2014 sehr viel gelernt und bin jetzt ein deutlich stärkerer Spieler.

SPOX: Wie oft denken Sie noch an dieses Finale gegen Michael van Gerwen?

Wright: Das Gefühl, im Ally Pally in einem WM-Finale auf der Bühne zu stehen, war fantastisch. Es war unglaublich, nervenaufreibend und gleichzeitig aufregend. Ich kann mich noch sehr detailliert daran erinnern und würde diese Erfahrung natürlich gerne nochmal machen.

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SPOX: Obwohl Sie ein starkes Jahr hinter sich haben, ist das Finale angesichts der immer größer werdenden Konkurrenz alles andere als ein Selbstläufer. Sehen Sie das als Nachteil, weil Sie auch deshalb noch auf Ihren ersten Major-Titel warten oder profitieren Sie davon?

Wright: Ich profitiere davon, weil mich genau dieser ständige Wettbewerb auf der PDC-Tour zu einem besseren Spieler gemacht hat. Wenn man nicht mit diesem Flow, dass jeder Spieler immer besser wird, mithält, stürzt man ab. Ich glaube, ich bin nah dran an einem großen Titel. Ich bleibe dran und ziehe weiterhin in Finals ein und zuletzt war mir nur Michael van Gerwen im Weg - aber ich komme näher.

SPOX: Das spiegelt sich auch in der Order of Merit wider: Im November haben Sie sogar Phil Taylor hinter sich gelassen und sind mittlerweile bis auf Platz 3 geklettert.

Wright: Das war für mich wirklich ein besonderes Ereignis, als ich das nach dem Grand Slam geschafft habe. Ich habe mit meiner Familie immer richtig hart daran gearbeitet, um in diese Position zu kommen. Es wäre natürlich einfacher gewesen, wenn ich Majors gewonnen hätte. Aber vor Phil Taylor zu stehen, ist verrückt, ich habe ihm mehrere Jahre zugeschaut und auch wenn er nicht mehr so viele Turniere spielt, war es eine große Herausforderung, an ihm vorbeizuziehen.

SPOX: Schafft Taylor noch WM-Titel Nummer 17?

Wright: Ich kann mir gut vorstellen, dass er dieses Jahr im Finale steht - hoffentlich gegen mich! Ob er die WM dann gewinnen würde, ist wieder eine andere Geschichte, aber ich bin davon überzeugt, dass er noch einen WM-Titel abräumen kann. Er versucht ständig, sich zu verbessern und er könnte bei dieser WM richtig gefährlich werden.

SPOX: Den Status als besten Spieler der Welt hat Michael van Gerwen übernommen. Ist er der legitime Nachfolger von Taylor?

Wright: Natürlich, van Gerwen ist der legitime Taylor-Nachfolger, weil er ein beeindruckender Spieler ist. Wenn er in Fahrt kommt, ist er unantastbar, aber man muss sich an seine Fersen heften und ihn - wenn immer möglich - unter Druck setzen, so kann man ihn knacken. Michael ist zwar auf jeden Fall der nächste Typ, der Phil nacheifert, aber ich bin mir nicht sicher, ob er so viele Titel gewinnen kann wie Phil. Mittlerweile gibt es einfach so viele gute Spieler, man muss sich ja nur Adrian Lewis, James Wade oder Gary Anderson anschauen.

SPOX: Diese Qualität in der Breite führt dazu, dass Darts immer bekannter wird. Auch in Deutschland bekommt Darts immer mehr Zuwachs. Bei der WM liegen die ganzen Hoffnungen auf Max Hopp. Was für eine Karriere trauen Sie ihm zu?

Wright: Er ist wirklich ein sehr, sehr guter Spieler. Wenn ich mich richtig erinnere, war sein erstes Match gegen Phil Taylor und schon damals spielte er fantastische Darts. Max wird immer besser und besser und lernt von allen Erfahrungen, die er über die Jahre gemacht hat. Er ist stark und kann auf jeden Fall ein Top-16-Spieler werden.

SPOX: In Deutschland sind Sie einer der populärsten Darts-Spieler. Die Fans feiern Sie regelmäßig mit dem Schlagerhit "Du hast die Haare schön". Was bedeutet das für Sie?

Wright: Die deutschen Fans sind brillant, das ist ein fantastisches Gefühl. Als ich diese Gesänge zum ersten Mal gehört habe, wusste ich nicht, was die Fans singen und ob es gut oder schlecht war. Aber mir wurde schnell gesagt, dass es ein bekanntes Lied über schöne Haare ist. Es ist unglaublich, wenn sie dieses Lied anstimmen.

SPOX: Nicht nur mit Ihren Frisuren ziehen Sie die Aufmerksamkeit auf sich, auch mit Ihren ausgefallen Outfits stechen Sie ins Auge. Wie hat dieser Wahnsinn angefangen?

Wright: Ich habe 2009 damit angefangen, meine Haare zu färben, damals habe ich den Durchbruch bei der PDC geschafft. Die Sache mit den kreativen Outfits habe ich erst drei Jahre später bei der WM begonnen. Das nimmt aber schon viel Zeit in Anspruch: An Spieltagen verbringe ich regelmäßig drei Stunden mit meiner Frau Jo, die mich herrichtet. Aber das längste Styling dauerte viereinhalb Stunden. Danach muss ich dann immer direkt zum Veranstaltungsort, weil ich ja auch noch trainieren muss.

SPOX: Mittlerweile ist Ihr buntes Erscheinungsbild Ihr Markenzeichen. An welchem Punkt haben Sie gemerkt, dass das nicht nur lustig aussieht, sondern großes Potenzial für Marketing birgt?

Wright: Das war wohl vor ungefähr drei Jahren, als wir den Vertrag mit Loudmouth für die Klamotten abgeschlossen haben. Und ich bin in diesem Jahr ja ins WM-Finale gekommen, also hat es auf Anhieb perfekt funktioniert.

SPOX: Haben Sie abgesehen vom Styling ein anderes fixes Ritual?

Wright: Eigentlich nicht, außer bei den UK Open: Dann frühstücke ich immer Bohnen auf Toast - und es hat sich mit den zwei Final-Teilnahmen 2015 und 2016 auch ganz gut etabliert.

SPOX: Sie haben sich bewusst ein sehr buntes Image aufgebaut. Welche Person steckt hinter diesem Image? Sind Sie im privaten Leben ebenfalls eine ähnlich schillernde Persönlichkeit wie auf der Bühne?

Wright: Nein, überhaupt nicht. Abseits des Darts-Sports bin ich eine sehr schüchterne und ruhige Person. Aber wenn ich die Haare färbe, werde ich ein anderer Mensch und bewege mich voll im Darts-Modus.

SPOX: Auf der Bühne interagieren Sie viel mit den Fans, Ihr Walk on beispielsweise ist legendär. Brauchen Sie das, um Ihr Top-Level zu erreichen?

Wright: Ja, absolut! Das alles ist Teil von mir als Snakebite. Die Fans zahlen Geld für die Tickets und viele von ihnen wollen einfach die Hände der Spieler berühren oder beim Walk on "Hallo" zu dir sagen. Es ist super, so viele Fans zu haben und ich will da hoch gehen und die Fans entertainen.

SPOX: Bei den Fans kommt das natürlich überragend an. Auf der anderen Seite gibt es Kritiker, denen es ein Dorn im Auge ist, wenn Sie beispielsweise vor dem letzten Wurf die Stimmung anheizen. Wie reagieren Sie darauf?

Wright: Naja, das kommt einfach hin und wieder vor. Manchmal hält man den Darts falsch in der Hand und anstatt ihn zu werfen, geht man einen Schritt zurück. Das gibt mir die Chance, mit dem Publikum zu spielen. Diese Interaktion ist nie vorher geplant, aber manchmal mögen es die Fans ja auch. Ich sollte das vielleicht bei einem Neun-Darter bei der Weltmeisterschaft machen, vorher weiß man das nie.

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