Phil Taylor schlurfte durch den Funkenregen des Ally Pally auf seinen jubelnden Dauerrivalen Raymond van Barneveld zu, gratulierte dem Niederländer mit einem knappen, aber höflichen Handschlag zum Einzug ins WM-Halbfinale - und verließ das ohrenbetäubend laute Darts-Mekka quasi durch die Hintertür. Die Enttäuschung über das Aus saß tief, doch zwei Tage später hatte sich der Rekordweltmeister wieder gefangen.
"Ich höre nicht auf", wird Taylor auf der Homepage des Verbandes PDC zitiert: "Ich bin entschlossen, hart zu arbeiten und mich zu verbessern. Ich werde es im nächsten Jahr wieder versuchen."
Van Barneveld, der durch seinen WM-Sieg 2007 über Taylor zum großen Gegenspieler des Größten der Darts-Geschichte avancierte, hatte nach dem 5:3 bereits eine Ahnung. "Nächstes Jahr wird er bei der WM dabei sein, da bin ich ganz sicher. Phil wird vielleicht einige kleinere Turniere auslassen", sagte "Barney" am Sport1-Mikrofon, fügte aber an: "Ich weiß nicht, was diese Niederlage mit ihm macht."
Raum für Spekulationen
Taylor selbst äußerte sich zunächst nicht öffentlich nach der erst 17. Niederlage (bei 56 Siegen) gegen den sieben Jahre jüngeren van Barneveld - und öffnete damit den Raum für Spekulationen. Vor der WM in London hatte Taylor bereits angekündigt, sich künftig rarer an der Scheibe zu machen. "Ich will das jetzt alles genießen und es langsamer angehen", sagte er dem Guardian in einem Interview.
Konkret bedeute das, er wolle nur noch die Events spielen, "für die ich über die Rangliste qualifiziert bin und zu denen ich eingeladen werde". Er, der geschätzt zehn Millionen Euro schwere Darts-Pionier, der in den letzten Jahren kaum einen lukrativen Termin ausgelassen hat, freut sich "auf ein Leben, in dem ich nicht mehr jede Woche auf der Autobahn bin und ständig in irgendwelchen Hotels übernachten muss".
Taylors Pleite im "El Dartico", zu dem englische Medien das WM-Viertelfinale gegen van Barneveld erhoben hatten, markiert in jedem Fall einen Einschnitt nicht nur in der Laufbahn des erfolgverwöhnten und von seinen Konkurrenten weiterhin gefürchteten Taylor, sondern auch in der Darts-Geschichte. Erstmals seit der WM-Premiere nach Version des Verbandes PDC im Jahr 1994 stand kein Engländer im Halbfinale.