Rivalitäten hauchen dem Sport Leben ein. Tennis-Fans etwa hielt es bei den schier endlosen Abnutzungskämpfe zwischen Rafael Nadal und Roger Federer nicht mehr auf den Stühlen, die deutsche Fußball-Welt starrt derzeit gebannt auf die Bildschirme, wenn der BVB die Bayern fordert.
Beinahe jede Sportart hat ihre eigenen epischen Rivalitäten - so auch Darts: Phil Taylor gegen Raymond van Barneveld. Der eine krönte sich geschmeidige 16 Mal zum Weltmeister, der andere löste in den Niederlanden einen Darts-Boom aus. Jeder für sich hat eine Ausnahmestellung, zusammen haben sie großen Anteil daran, dass Darts ein Spektakel für Millionen Zuschauer wurde.
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Passenderweise bedient sich Barney in der obersten Kategorie, wenn er sein Verhältnis zu Taylor für Darts-Neulinge erklärt. "El Clasico" sei die geeignete Beschreibung, angelehnt an die Machtkämpfe zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid.
Zwar zieht auch The Power gerne Fußball-Vergleiche, sieht die Duelle mit dem niederländischen Widersacher aber eher auf einer Wellenlänge mit "Manchester United gegen Bayern München". Vom Fußball losgelöst fühlt er sich an "Tyson gegen Muhammad Ali" erinnert.
Ihren Ursprung hatte die Geschichte der beiden Kontrahenten bereits 1990, als Taylor im Rahmen des WDF Europe Cup Singles Winners das erste Match der beiden Dauergegner für sich entschied. Insgesamt trafen sich die beiden unglaubliche 77 Mal auf der Bühne, wobei das Pendel ganz klar Richtung Taylor ausschlägt: 56 Mal zwang er Barney in die Knie, der seinerseits 17 Mal jubelte. Vier Mal endeten die Paarungen remis. Dabei konnten beide lange Zeit nur bestaunen, wie der jeweils andere seinen Verband in Grund und Boden dominierte, ehe der ehemalige Postbote Barney 2006 endlich zur PDC wechselte. Sein erklärtes Ziel: Seriensieger Taylor entmachten.
Barney rüttelte am Thron Taylors, stürzte den Rekordweltmeister bei der WM 2007 sogar, ehe Taylor Revanche nahm und van Barneveld in die Schranken verwies. Nach Taylors angekündigtem Karriereende könnten am Donnerstag die Fans in Leeds Zeuge des letzten Duells der beiden werden. Keine Aufzählung von nackten Zahlen kann je das Feuer zwischen den beiden Rivalen ausreichend beschreiben, vielmehr lebt die Paarung von Emotionen, Kampf und Ehrgeiz. SPOX blickt auf fünf große Duelle zwischen den beiden Legenden.
23. März 2006: Das erste Aufeinandetreffen bei der PDC
Rechtzeitig zur Premier-League-Saison 2006 entschied sich Barney, seine Pfeile künftig unter dem Logo der PDC aufs Brett zu zirkeln. Und am fünften Spieltag kam es zur mit Spannung erwarteten Konfrontation mit The Power.
Doch Barney hatte den Fans bereits in seinem ersten Match Spektakel geboten und schmetterte Peter Manley kurzerhand seinen ersten TV-Neundarter um die Ohren. Hübsch!
Und auch im Highlight-Match des Abends präsentierte sich RvB in ansprechender Verfassung und nahm durchschnittlich 100,69 Punkte von der Uhr. Aber Taylor hielt ebenfalls mit einem Topwert dagegen und knöpfte sich pro Aufnahme 100,88 Punkte vor. Ausgeglichener geht es kaum. Dementsprechend beackerten sich die beiden Kontrahenten über die komplette Distanz, ohne einen Sieger zu küren - am Ende hatten beide sieben Legs auf der Habenseite.
Damit verteidigten sie zwar ihre Unschlagbar-Serie der laufenden Saison, allerdings mussten beide auch erstmals mit einer Punkteteilung leben. Wer ist denn nun der Beste der Welt? Antwort vertagt.